„Jedes Bier hat seine Zeit“

von Redaktion

5 FRAGEN AN

Mareike Hasenbeck aus Aying im Kreis München hat es als einzige Frau bis ins Finale der Biersommelier-Weltmeisterschaft geschafft. Im Interview spricht die 36-jährige Journalistin und Bloggerin über das perfekte Bier, die Rückkehr der Frauen in die Brauerbranche und das größte Bierfest der Welt.

Was muss man tun, wenn man Biersommelier-Weltmeister werden will?

Zehn internationale Biere blind erkennen. Einen Test über Rohstoffe, Brauprozesse und den Biermarkt bestehen. Und zehn Fehlaromen in Bieren herausschmecken. Im Finale mussten wir dann ein zugelostes Bier charakterisieren. Ich habe ein California Common, ein sogenanntes Dampfbier, aus San Francisco gezogen. Ein erfrischendes, fruchtiges Bier – allerdings ein Bierstil, der in Deutschland eher unbekannt ist.

Was macht ein gutes Bier aus?

Ein gutes Bier muss immer dazu anregen, dass man noch ein zweites davon trinken möchte. Wichtig sind eine schöne Farbe und ein toller Schaum. Ich rieche an jedem Bier, bevor ich es trinke und prüfe die Aromatik. Wenn der erste Schluck diesen Duft widerspiegelt –dann ist das Bier gelungen.

Ihr Lieblingsbier?

Ich tendiere zu den eher hopfigen Bieren. Aber jedes Bier hat seine Zeit. Im Sommer passt ein leichteres Bier mit Fruchtaromatik oder ein erfrischendes Sauerbier mit viel Kohlensäure. Im Herbst oder Winter darf es auch mal was Kräftiges sein, das die Seele wärmt. Zum Beispiel ein Imperial Stout mit mehr als zehn Prozent Alkohol, das man wie einen guten Rotwein fast bei Zimmertemperatur trinkt. Da reicht dann aber eins.

Männer trinken Bier, Frauen Wein. Ist dieses Klischee überholt?

Ja. Durch die moderne Bierbewegung kommen immer mehr Frauen zurück in die Branche. Ich sage zurück, weil es wohl die Frauen waren, die das Bier überhaupt erfunden haben. Während die Männer auf der Jagd waren, müssen es die Frauen gewesen sein, die das Bier als Nebenprodukt beim Brotbacken zufällig entdeckt haben. Erst die Mönche haben die Frauen weitgehend von den Sudkesseln vertrieben. Jetzt kommen sie wieder.

Was sagt eine Biersommelière zum Wiesnbier?

Am Oktoberfest gilt ja eher: Wirkungstrinken statt Genusstrinken. Das hat alles seine Berechtigung, die Festbiere, die dort ausgeschenkt werden, sind alle keine schlechten Biere. Aber ich bin kein Fan davon, literweise Bier in mich hineinzuschütten. Ich bleibe lieber bei kleineren Mengen – und probiere dafür mehr aus.

Interview: Dominik Göttler

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