München – Wie kann man mehr Jugendliche und junge Erwachsene für das Bäckerhandwerk begeistern? Mit mehr praktischen Angeboten für junge Menschen, sagt Stephan Kopp, 61. Er ist Geschäftsführer des Landesinnungsverbands für das bayerische Bäckerhandwerk. Um das Bäckerhandwerk zu retten, müssten Konsumenten jedoch bereit sein, etwas mehr auszugeben.
Herr Kopp, wie geht es den Bäckern in Bayern?
Die Lage ist angespannt. Viele Bäcker hören auf – und es gibt nicht genügend Nachfolger. Dabei ist der Bäckerberuf erfüllend, kreativ und wunderschön. Aber die Verantwortung eines selbstständigen Unternehmerlebens, das frühe Aufstehen und ein langer Arbeitstag ziehen bei vielen jungen Menschen heute nicht mehr.
Warum ist das so?
Die Politik hat das in den letzten Jahrzehnten versemmelt. Man hat den Fachkräftemangel schon lange kommen sehen, aber als Lösung hat man immer mehr akademisiert. Dabei brauchen wir viel mehr Handwerker. Dazu kommt die demografische Katastrophe, mit der wir konfrontiert sind. Wie man diesen Trend noch aufhalten kann, das ist sehr schwer zu sagen.
Wie wird sich das Bäckerhandwerk entwickeln?
Die Entwicklung ist schwer vorhersehbar. Statistisch gesehen ist die Zahl der Handwerksbäckereien derzeit rückläufig. Doch ich bin mir sicher, dass es immer junge Menschen geben wird, die das Bäckerhandwerk erlernen wollen.
Wie kann man mehr Menschen für das Bäckerhandwerk begeistern?
Man müsste die Jugend besser mit dem Handwerk vertraut machen. Das ist in der digitalen Welt, in der wir heute leben, nicht leicht. Früher haben wir als Jugendliche zu Hause viel handwerklich gearbeitet, wir haben zum Beispiel unsere Fahrräder repariert. Heutzutage will fast jeder nur noch mit dem Computer und dem Smartphone arbeiten.
Was kann man dagegen machen?
Man muss in den Schulen mehr Werkunterricht anbieten, damit sich die Jugendlichen mehr mit dem Handwerk befassen. Man könnte auch an Universitäten gehen: Viele jungen Menschen, die studieren, merken, dass ein Studium nicht das Richtige für sie ist. Das Handwerk könnte eine tolle Alternative sein. Und man könnte ein freiwilliges Handwerksjahr anbieten.
Was meinen Sie konkret damit?
Schülerinnen und Schüler könnten nach dem Schulabschluss einfach mal etwas Praktisches machen. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein großer Teil der Freiwilligen im Handwerk seine Berufung finden würde.
Wie erkenne ich Handwerksbäckereien, die auf Zusatzstoffe verzichten?
Das ist schwierig. Man muss die Verkäufer fragen. Bäckereien sind zudem verpflichtet, Zusatzstofflisten bereitzustellen.
Wie kann ich als Verbraucher das Bäckerhandwerk unterstützen?
Man sollte Brot nur beim Bäcker kaufen. Man muss bereit sein, als Kunde ein paar Cent mehr auszugeben. Dafür bekommt man auch bessere Qualität. Und man bekommt eine Fülle an Brotsorten, die ist einfach gigantisch.