Lobbyisten-Aussagen zum Brenner-Nordzulauf

von Redaktion

Zum Beitrag „Ohne Nordzulauf droht ein Engpass“ (Wirtschaftsteil):

Natürlich braucht es einen Nordzulauf zum Brenner. Die Frage ist, wie und wie viele Güter zwischen Norditalien und Bayern transportiert werden müssen. Die Erfahrung der letzten Jahrzehnte zeigt, dass die Bahn gegenüber dem Güterverkehr auf der Straße in ganz Deutschland kaum konkurrenzfähig ist und massiv Transportanteile verloren hat. Nach dem Willen oberflächlich informierter Politiker und berechnender Wirtschafts-Lobbyisten soll dieses Defizit durch teure und umweltschädliche Neubaugleise behoben werden.

Dafür werden von angeblichen Verkehrsexperten der Industrie- und Handelskammer Zahlen und Prognosen bemüht, die einer realistischen Betrachtung nicht standhalten. Jüngste Beispiele dafür sind die Aussagen von Dr. Korbinian Lechner. Hätte er die Prognosen der „Brenner Corridor Platform“ (BCP) vollständig gelesen, wäre ihm aufgefallen, dass die Steigerung des Transportvolumens auf der Schiene zwischen 2016 und 2040 um bis zu 215 Prozent unrealistisch ist. Insgesamt wird mit einer Zunahme des Brennertransitvolumens um 39,5 Prozent gerechnet. Hätte er die sogenannten „Staatsverträge“ genauer gelesen, müsste er wissen, dass darin keine zusätzlichen, durchgehenden Neubaugleise für den Brennernordzulauf gefordert sind.

Falsch ist außerdem seine Einschätzung, dass die Italiener selbstverständlich den Südzulauf vierspurig ausbauen werden. Die aktuellen Planungen in Italien sehen in größeren Abschnitten nur zwei Gleise vor, das ist Fakt.

Es wäre zu wünschen, dass sich die Vertreter der Wirtschaft besser auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereiten und Zeitungsredakteure bei ihren Interviews Aussagen von Lobbyisten nicht ungeprüft veröffentlichen.

Andreas Fuihl

Rohrdorf

Artikel 3 von 11