Zum Leserbrief „Verteufelung der Verbrenner endlich einstellen“ (Leserbriefseite):
In dem Leserbrief bezieht sich der Autor im Hinblick auf die Umweltfreundlichkeit von Elektrofahrzeugen auf Entega, einen Energieversorger, der Ökostrom verkauft. Die genannte Studie stammt jedoch nicht von Entega, sondern dieses Unternehmen bezieht sich mit seiner Aussage auf eine Analyse des ADAC aus dem Jahr 2019, die wiederum auf einer Studie der Bölkow-Stiftung aus demselben Jahr beruht, in der unter anderem auch Brennstoffzellen betrachtet werden.
Bereits 2020 kam eine aktualisierte Studie des Fraunhofer-Instituts ISI zu dem Ergebnis, dass die Break-Even-Points deutlich früher erreicht werden: bei rund 70000 Kilometern im Vergleich zum Diesel und etwa 30000 Kilometern für Benziner. Im Jahr 2022 nennt der ADAC 45000 bis 60000 Kilometer bei einem konventionellen Strommix und 25000 bis 30000 Kilometer bei einem regenerativen Strommix. Die Aussagen des Leserbriefschreibers sind bei aktueller Datenlage also nicht haltbar. Das Elektrofahrzeug ist aus Sicht der Emissionen und auch wirtschaftlich dem Verbrenner klar überlegen.
Wir sollten die Ideologisierung des Themas beenden, die Fakten betrachten und die Zukunft der Mobilität akzeptieren, statt sie zu verteufeln. Ich selbst bin seit vielen Jahren elektrisch unterwegs.
Professor Dr. Andreas Weber
Prien
Der Autor des Leserbriefes beleuchtet in seinen Ausführungen die Umweltbelastungen eines E-Autos während seiner gesamten Laufzeit und vergleicht sie mit herkömmlichen Verbrennern. Dabei bezieht er sich auf eine Veröffentlichung von Entega, einem Ökostromanbieter aus dem Raum Darmstadt. Danach weise ein rein elektrisch betriebenes Kfz erst nach einer Fahrstrecke von mehr als 127500 km einen Umweltvorteil gegenüber Benzinern auf, wenn es beim „heutigen“ Strommix bliebe.
Was dem Autor aber wohl entgangen ist, ist, dass diese Veröffentlichung bereits im Jahr 2022 erschienen ist und sich auf Daten aus dem Jahr 2019 bezieht.
Seitdem hat sich der deutsche Strommix deutlich hin zu Ökostrom verschoben, von 46 Prozent im Jahre 2019 hin zu 61 Prozent in der ersten Hälfte dieses Jahres. Außerdem hat die Entwicklung der Batterien in den vergangenen fünf Jahren außerordentliche Fortschritte erzielt: weg von den für die Umwelt problematischen Stoffen wie Lithium, Kobalt und Nickel, hin zu umweltfreundlicheren Produktionsmethoden. Das ICCT schreibt in einer Veröffentlichung vom 9. Juli dieses Jahres, dass das anfängliche „Emissionsdefizit“ bei der Herstellung von
E-Autos bereits nach rund 17000 km ausgeglichen ist, also im Laufe des ersten oder zweiten Betriebsjahres. Zugegebenermaßen hängt dieser Wert sehr von der Größe der Batterie ab, aber viele E-Auto-Fahrer haben es selber in der Hand, diese Strecke sogar noch zu verkürzen, indem sie ausschließlich Ökostrom „tanken“, am besten kostenlos vom eigenen Hausdach!
Mein Fazit lautet: Die Zukunft ist elektrisch, hundertprozentig!
Peter Hetterich
Großkarolinenfeld
Zu dem Leserbrief ist einiges zu bemerken. Zunächst fällt mir auf, dass bei der genannten Daten-Quelle Entega aktuell unter anderem zu lesen ist: „E-Autos sind auf lange Sicht gut für die Ökobilanz. Ab 50000 bis 100000 Kilometern sind sie klimafreundlicher als Verbrenner“. Übrigens kenne ich nur Schnellladesäulen, die mit „100 Prozent Ökostrom“ betrieben werden.
Außerdem ist – passend wie die Faust aufs Auge – das eingefügte DPA-Foto ein guter Hinweis darauf, dass gerade beim Stau im Berufsverkehr die Verbrenner unnötig Energie vergeuden. Und wie steht es mit der aktuellen Reklame von BMW? Dort wird nachgewiesen, dass der neue iX3 bereits ab 20000 Kilometern sauberer ist als ein Verbrenner.
Bei einem E-Auto mit vernünftiger kleiner Batterie ist das schon vor Langem real gewesen: Die 2012 erhältlichen ersten Kleinwagen (BMW i3, Smart ed und andere) hatten alle nach kurzer Zeit den Break-Even- Point erreicht – und laufen heute noch! Leider haben damals die Verbrenner-Chefs nur die damaligen aktuellen Verluste gesehen und die E-Auto-Produktion eingestellt. Leider aber so lange, bis sie von China überholt wurden. Was ist nun der größere Verlust? Siehe Titelseite der gleichen Ausgabe mit der Schlagzeile „Sorge um Jobs in Autobranche“.
Zum Schluss noch ein technischer Hinweis: Die notwendige Stromspeicherung wird – trotz fossiler Wirtschaftsminister – weiterhin lukrativ sein, auch ohne Förderungen, und bald die Schwankungen des „Zappelstroms“ (Zitat Professor Sinn) ausgleichen können. Dabei wird bald ein Teil der E-Autos mit ihren Batterien per „V2G“ (Vehicle to Grid) das Netz stabilisieren. Die Gesamtkapazität deutscher E-Autos war im Jahr 2022 fast zehnmal so groß, wie alle stationären Stromspeicher zusammen.
Dr. Bernhard Liesenkötter
Rosenheim