Gemessen am ersten Handelstag war es hierzulande einer der erfolgreichsten Börsengänge seit Jahren. Um rund 40 Prozent stand der erste Kurs der Varta-Aktie am Donnerstag über dem Emissionspreis. Das passt in das derzeitig nahezu ungetrübte Bild an der Börse. Zwar gab es zwischenzeitlich Befürchtungen, die schöne Börsenwelt könnte ein Ende haben. Die Sorgen waren schnell verflogen. Am Montag hatte der Deutsche Aktienindex Dax erstmals über der Marke von 13 000 Zählern geschlossen. Am Mittwoch waren es zum Handelsschluss sogar 13 043 Punkte – wieder ein neuer Höchststand.
Viele Anleger sind aber vorsichtig: Die Krise an der Börse sei überfällig. Schließlich geht es schon so lange nach oben. „Wir erleben derzeit einen der längsten Konjunktur- und Aktienmarktaufschwünge der Wirtschaftsgeschichte“, stellt Michael Bissinger von der DZ Bank fest. Seit März 2009 steigen die Kurse mit nur kurzen Pausen. Auch 2017 hat der Dax bislang wieder gut 13 Prozent zugelegt.
Es gibt triftige Gründe für die gute Stimmung. Die Konjunktur läuft weltweit rund, die Aussichten werden auch von eher vorsichtigen Notenbanken und vom Internationalen Währungsfonds als gut eingeschätzt. Das deutet auf steigende Gewinne der Unternehmen. Die Zinsen bleiben niedrig, auch wenn es bei den Zentralbanken jetzt Bewegung gibt. Die US-Notenbank Fed wird ihre Liquiditätsschwemme beenden und damit die Geldpolitik straffen. In Europa schauen die Finanzmärkte am Donnerstag auf die EZB. Dort wird der Rat sehr wahrscheinlich beschließen, die Anleihekäufe ab Januar einzuschränken.
Johannes Flieckenschildt von der Weberbank sieht Anzeichen von bedenklicher Sorglosigkeit. Die sich zuspitzende Krise um Spanien und Katalonien sorgt die Börsianer kaum. Aufschluss geben werden auch die Quartalsberichte, die auf den Tisch kommen. SAP und Daimler haben als Erste nicht wirklich überzeugt. Große Kurssprünge nach oben erwarten Beobachter in den nächsten Wochen nicht. rolf obertreis