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Kurs auf Jahresendrallye

von Redaktion

Was sie von der Politik halten sollen, wissen die Börsianer nicht so recht. Am Wochenbeginn zeigten sie sich nur kurz irritiert über das Aus der Jamaika-Sondierung, am Freitag dann sorgten Spekulationen über das Wiederaufleben einer großen Koalition in Berlin neben der Rekord-Stimmung in den Chef-Etagen deutscher Unternehmen – so der wichtige Ifo-Index – für ein deutliches Kursplus. Bis auf 13 160 Zähler kletterte der Deutsche Aktienindex Dax. Und auf einmal gilt eine (noch vor Wochenfrist stark bezweifelte) Jahresendrallye wieder für möglich.

Die Saisonalität und die Konjunkturlage sprechen nach Ansicht von Robert Greil von Merck Finck für steigende Kurse in den letzten Wochen des Jahres. „Historisch betrachtet legten Europas Aktienmärkte zwischen Thanksgiving und Weihnachten in drei von vier Jahren zu. Zusammen mit dem überzeugenden Konjunkturbild spricht dies durchaus noch für eine Jahresendrallye in Richtung der alten Hochs von Dax und Co.“, sagt Greil. Zur Erinnerung: Seinen Rekordstand verbuchte der Dax am 7. November bei 13 525 Punkten.

Generell sprechen weiter nicht nur die guten Konjunkturaussichten und die Hochstimmung deutscher Manager für den Aktienmarkt. Es sind auch die niedrigen Zinsen, die die Kurse weiter beflügeln dürften. Ulrich Stephan, Chef-Stratege der Deutschen Bank, erwartet eine Erhöhung des Leitzinses von derzeit null Prozent durch die Europäische Zentralbank (EZB) frühestens Mitte 2019 – wenn überhaupt in der Amtszeit von EZB-Chef Mario Draghi. Ende Oktober 2019 scheidet er aus. Stephan sieht den Dax in einem Jahr bei 14 100 Zählern. So ganz aber kann er sich nicht von einem mulmigen Gefühl freimachen, schließlich geht es an der Börse mit kurzen Unterbrechungen seit mehr als acht Jahren nach oben.

Markus Reinwand ist schon skeptisch. „Ertragsaussichten stehen vergleichsweise hohe Risiken gegenüber“, sagt der Stratege der Landesbank Hessen-Thüringen. „Auf dem aktuellen Niveau sind Aktien teuer.“ Anleger seien sorglos geworden, Risiken würden zu gering eingeschätzt. Für das Jahr 2018 nennt Reinwand eine Spanne für den Dax von 10 500 bis 13 500 Punkten. Tatsächlich rechnet er mit nur 11 800 Zählern im dritten Quartal des nächsten Jahres. Weiter wagt er sich nicht vor.

Für Christian Kahler von der DZ Bank sind die Dax-Rückgänge der vergangenen Tage nur ein Zeichen von Gewinnmitnahmen. Aktien blieben angesichts der schmalen Renditen für Anleihen attraktiv, sodass der Dax bis Ende 2018 auf 14 000 Zähler klettern könnte.

Die Gewinne der Unternehmen werden nach Ansicht von Andreas Hürkamp von der Commerzbank 2018 weiter um bis zu sechs Prozent zulegen. Damit deutet alles auf einen neuen Dividendenrekord hin. Die Dax-Firmen dürften im Frühjahr des nächsten Jahres mit etwa 35 Milliarden Euro so viel an ihre Aktionäre ausschütten wie nie zuvor, schätzen Experten. rolf obertreis

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