Börsen über Überblick

Dax legt im Krisenmonat zu

von Redaktion

Regierungskrisen in Italien und Spanien, US-Zölle auf europäische Stahl- und Aluminium-Importe und damit der Auftakt zu einem möglicherweise heftigen Handelsstreit – und dann wieder einmal Turbulenzen um die Deutsche Bank. Den Händlern und Anlegern ist es in der letzten Mai-Woche nicht langweilig geworden.

Am Ende bleibt das Minus im Deutschen Aktienindex Dax mit rund 1,4 Prozent überschaubar. Die Schwelle von 13 000 Zählern rückt allmählich wieder in Sichtweite. Überhaupt der angeblich so gefährliche Börsen-Monat Mai: Von einem Minus ist nichts zu sehen, der Dax hat sogar zugelegt, um immerhin rund 1,2 Prozent. Und dies in unruhigen politischen Zeiten.

Aber die Unternehmen haben im Schnitt sehr ordentliche Quartalsberichte vorgelegt, die Zinsen sind und bleiben vorerst niedrig, die Geschäftserwartungen und die Konjunkturaussichten sind rosig, wobei auch der schwächere Euro beim Export hilft. Sollte der Euro im weiteren Jahres-Verlauf auf dem aktuellen Niveau von etwa 1,17 Dollar bleiben, könnten die Gewinne der Unternehmen sogar stärker steigen als bislang erhofft, lässt Markus Wallner von der Commerzbank durchblicken.

Zuversicht verbreitet auch Christian Kahler von der DZ Bank. Er blickt schon ein Jahr in die Zukunft. Und sieht neue Rekorde im Dax. Bei 14 200 Punkten, glaubt Kahler, wird er Mitte 2019 stehen. Ein wesentlicher Grund: Die Unternehmen werden ihre Gewinne 2018 und 2019 um stolze 14 bis 18 Prozent steigern, glaubt Kahler. „Die größten Risiken sind geopolitischer Natur“. Und doch erwartet er dadurch keine signifikanten Bremsspuren für Konjunktur und Aktienmärkte. Auch neue Finanzmarktrisiken durch zu hohe Vermögens- und Immobilienpreise kann er nicht erkennen.

„Noch 1000 Punkte“ nach oben könne es gehen, sagt Michael Klaus, Partner und Kapitalmarktexperte beim Bankhaus Metzler. „Dann wird die Luft dünn“. Generell sehe es immer noch ganz aus, auch wenn deutsche Aktien nicht mehr billig seien. Furchtbar teuer sind sie nach Auffassung von Klaus aber auch nicht. Das Umfeld für Aktien und die Fundamental seien „stark“, das Potenzial für steigende Unternehmensgewinne gegeben. Generell aber müssten sich Anleger, sagt Klaus, an Schwankungen an den Kapitalmärkten gewöhnen.

Deutlich skeptischer klingt das bei anderen Häusern. Das Eurokrisen-Gespenst sei zurück, sagt Johannes Flieckenschildt von Weberbank. Es sei sinnvoll, „die Handbremse anzuziehen und bei der Aktienauswahl sehr selektiv vorzugehen. Nach Ansicht von Lars Reiner, Geschäftsführer beim digitalen Vermögensverwalter Ginmon sollten Anleger in diesen Tagen noch genauer auf ihr Depot und die Risiken schauen. Irgendeine Aktie oder irgendein Indexfonds alleine mehr es nicht mehr richten.

Am Freitag konnte der Dax nur einen Teil seiner Tagesgewinne ins Ziel retten: Der Leitindex schloss 0,95 Prozent im Plus bei 12 724,27 Punkten. Rolf Obertreis

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