Sollte er des Amtes enthoben werden, drohe ein Crash an der Börse. US-Präsident Donald Trump reklamiert in der ihm eigenen Art die seit fast zehn Jahren steigenden Aktienkurse in den USA für sich und warnt vor einem Desaster, sollte er sein Amt verlieren. An der Börse in Frankfurt betrachtet man solche Worte gelassen. Der Unsicherheitsfaktor für die Finanzmärkte sei seit Langem und auch derzeit Trump selbst. Was anders gesagt auch bedeuten könnte, dass es ohne Trump besser laufen würde. Ähnliche Stimmen sind an der Wall Street in New York zu hören.
Immerhin hat Trump die Märkte in der abgelaufenen Woche nicht mit neuen, fragwürdigen Tweets verunsichert, etwa mit der Ankündigung weiterer Zölle für chinesische Produkte. Allerdings sind neue Zölle in Kraft. Und immerhin reden beide Seiten miteinander. „Nichts scheint mit Trump unmöglich“, sagt Claudia Windt von der Landesbank Hessen-Thüringen gleichwohl. Die dritte Börsenwoche im August verlief auch vergleichsweise ruhig. Der Deutsche Aktienindex Dax konnte um rund 1,5 Prozent zulegen auf knapp 12 400 Zähler.
Während der Zahlungsanbieter Wirecard Börsianer weiter begeistert, zweifeln viele an der Prognosefähigkeit deutscher Top-Manager. Bei Linde scheint man die Hürden für die Fusion mit dem US-Unternehmen Praxair zu unterschätzen. Bei Continental sorgte die völlig überraschende Gewinnwarnung für einen Kurseinbruch, bei Bayer glaubt Vorstandschef Werner Baumann, dass 8000 Klagen gegen die neue Tochter Monsanto ein zu vernachlässigendes Problem sind.
Die Mehrheit der Banken verbreitet trotz solcher Nachrichten, trotz Trump, Protektionismus, Brexit, Italien und anderer politischer Unwägbarkeiten Zuversicht. Im Schnitt erwarten sie für das Jahresende fast 13 200 Zähler im Dax. Die Experten der Landesbank Baden-Württemberg tippen sogar auf 14 000, das Bankhaus Warburg wagt sich mit 13 800 Zählern ebenfalls weit vor. Beides wären neue Rekorde. Zum Vergleich: Der derzeitige Dax-Höchststand datiert vom 23. Januar dieses Jahres mit 13 597 Punkten. Der Markt sei derzeit zu pessimistisch, sagt Warburg-Chef-Volkswirt Carsten Klude. Dagegen rechnen DZ Bank und Nord LB nur mit wenig Bewegung und tippen auf 12 600 Zähler zum Jahresende. „Für die Aktienmärkte wird die Häufung an Krisen zunehmend negativer“, warnt DZ-Bank-Stratege Michael Bissinger.
Andererseits bleiben die Zinsen noch lange Zeit niedrig. Vor Herbst 2019 dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins kaum erhöhen. Zumal Bundesbank-Präsident Jens Weidmann, der seit Langem eine striktere Geldpolitik befürwortet, als Kandidat für den EZB-Chefposten wohl aus dem Rennen ist. Kein Wunder also, dass auch Bissinger bis Mitte 2019 wieder mit einem Anstieg auf 13 300 Dax-Punkte rechnet. Die Spanne der Prognosen zeigt gleichwohl: Die Unsicherheit ist nicht verflogen, die Kursschwankungen werden wohl beträchtlich bleiben.
rolf obertreis