Test

Gele versprechen mehr als sie halten

von Redaktion

von Eugen Weigel

Die Hersteller von Haargelen preisen die eigenen Produkte mit großen Versprechungen an, denn die Ansprüche der Verbraucher sind hoch: Wetterfest und gleichzeitig leicht auswaschbar, stark festigend und trotzdem leicht soll es sein. Wie die Stiftung Warentest bei einem Test (Ausgabe September 2018) feststellte, mangelte es jedoch jedem Zweiten an der versprochenen Festigkeit.

Festigkeit

Für die Festigkeit ist es unerheblich, welchen Grad die Hersteller angeben. Sie verwenden eigene Skalen, die kaum vergleichbar sind. Getestet wurden Produkte mit einer Einstufung von vier bis acht. Testsieger ist das Haargel Osis+ Rock Hard von Schwarzkopf Professional. Es konnte mit dem besten Halt und einem sehr guten Styling-Ergebnis überzeugen. Dafür gab es die Bestnote „Gut“ (1,7). Allerdings ist es mit 6,95 Euro je 100 ml vergleichsweise teuer.

Kaum schlechter, dafür aber erheblich günstiger sind die Gele Maximum Power Styling Gel der dm-Eigenmarkte Balea (1,03 Euro) sowie Kür Styling Haargel Ultimate von Aldi Süd (0,57 Euro). Beide wurden ebenfalls für gut befunden. Am schlechtesten schnitten Studio Line Spurenlos FX Styling Gel von L’Oréal sowie Styling Gel Power von 3 Wetter Taft ab. Sie erhielten wie zwei Drittel der getesteten Produkte die Note „befriedigend“.

Preis/Leistung

Während sehr günstige Gele mit an der Spitze der Tabelle sind, konnte das teuerste im Test nicht überzeugen. Das Friseurprodukt von Marlies Müller kostet im Schnitt 24,50 Euro und hatte eine der schlechtesten Haltbarkeiten im Test. Auffällig ist auch, dass nicht nur der Testsieger, sondern auch der Verlierer von dem gleichen Hersteller stammen. Im Gegensatz zu dem Haargel Osis+ bot das von 3 Wetter-Taft, ebenfalls aus dem Hause Schwarzkopf, keinen guten Halt. Dabei werden hier 48 Stunden „Power-Halt“ versprochen.

Duftstoff Lilial

Die beiden Schlusslichter wurden – wie die Styling-Gele Elkos Hair von Edeka und Hairwell von Netto Markendiscount – abgewertet, weil sie den Duftstoff Butylphenyl Methylpropional beinhalten. Er wird unter dem Namen Lilial gehandelt und steht unter dem Verdacht, Erbgut beeinträchtigen zu können. So konnte bereits in Tierversuchen gezeigt werden, dass Lilial die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigt.

Polymere

Polymere, ob auf künstlicher oder natürlicher Basis, sind unverzichtbar für die Eigenschaften der Gele. Verdunstet das Lösemittel, bleibt ein netzartiger Überzug, der auf den Haaren aushärtet und ihnen den gewünschten Halt verleiht. Während Umweltverbände wie der BUND Polymere zu Mikroplastik zählen, sind sie das nach Umweltbundesamt, Europäischer Union und Umweltprogramm der Vereinten Nationen nicht. Aus Sicht des Umweltbundesamtes ist Mikroplastik als „Plastik-Partikel, die fünf Millimeter und kleiner sind“, definiert. Darüber hinaus sei Mikroplastik fest und nicht wasserlöslich, was nicht auf die Polymere in Haargelen zutrifft. Dennoch sind sie schwer abbaubar und einschätzbar, was die Wirkung auf die Umwelt betrifft. Die Stiftung Warentest wagte kein Pauschalurteil und zog deshalb die Polymere nicht in die Bewertung mit ein.

Öko-Alternativen

Neben den Testsiegern empfiehlt die Stiftung Warentest die Naturkosmetika dm Alverde und Rossmann Alterra. Beide Produkte verzichten auf synthetische Polymere und schnitten ebenfalls mit der Note „Gut“ ab. Die beiden Produkte setzen alternativ zu den konventionellen Haargelen auf natürliche Polymere wie Schellack oder Xanthan-Gummi. Diese Inhaltsstoffe werden durch Mikroorganismen vollständig abgebaut. Die Frisurenfestiger auf natürlicher Basis bieten nach Angaben der Tester eine gute Haltbarkeit, allerdings seien Konsistenz und Duft gewöhnungsbedürftig.

Weitere Festiger

Gel ist nicht die einzige Möglichkeit, Haare zu bändigen. Neben dem Test werden weitere beliebte Frisierhilfen vorgestellt. Schaumfestiger sorgt bei Föhnfrisuren für eine voluminöse Haarpracht. Wachs eignet sich, um Strähnen und Spitzen herauszuarbeiten. Es bietet weniger Halt als Gel, lässt sich aber noch nachträglich formen. Pasten, die häufig unter englischen Begriffen wie mud oder clay (Schlamm oder Lehm) verkauft werden, kombinieren Eigenschaften von Gel und Wachs und machen die Haare matt. Ein wenig Glanz und Festigkeit bietet Frisiercreme. Pomade basiert meist auf Paraffin und Vaseline. Dadurch glänzt das Haar stark. Haarspray soll die fertige Frisur fixieren und vor Wind und Wetter schützen. Stark festigende Varianten werden als „Haarlack“ verkauft und sollen extreme Frisuren ermöglichen.

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