Der September gilt als schwieriger Börsenmonat. Die erste Woche macht die Börse diesem Ruf alle Ehre. Gut drei Prozent hat der Deutsche Aktienindex Dax verloren. Erstmals seit 4. April schloss der Handel am Donnerstag wieder mit weniger als 12 000 Punkten. Das Jahrestief von 11 787 am 26. März ist nah.
Es ist ein Mix von Faktoren, der die Börsianer umtreibt. Der Handelskonflikt ist genauso ein Dauerthema wie der immer wahrscheinlichere harte Brexit. Dazu gehört mittlerweile auch die Lage in Italien mit dem riesigen Schuldenberg und der populistischen Regierung. Der Eurozone drohen neue Probleme. In den letzten Wochen gesellt sich die Krise in den Schwellenländern mit dem deutlichen Verfall der Währungen dazu. Was für die Türkei, Argentinien, Indonesien oder Südafrika die Bedienung der Dollar-Schulden massiv erschwert. Erstaunt registriert Robert Halver von der Baader Bank, dass die europäischen Aktienmärkte diese „Krisenknute“ besonders zu spüren bekommen. In den USA dagegen zeigen die Kurse weiter nach oben. Steuersenkungen, Deregulierung zehn Jahre nach der Lehman Pleite und die Erfolge von Apple, Amazon oder Google treiben den Markt. Apple und Amazon sind jeweils fast so viel wert wie alle 30 Dax-Aktien zusammen.
In Deutschland läuft die Konjunktur gleichwohl gut, die Arbeitslosigkeit ist niedrig, die Erwerbstätigkeit nimmt zu. Aber es gibt Dämpfer: Deutsche Firmen sammelten zuletzt weniger Aufträge ein, auch wenn das Niveau hoch bleibt. Die KfW hat zwar die Wachstumsprognose für dieses Jahr von 2,2 auf zwei Prozent gesenkt. „Aber die Abkühlung ist kein Vorbote einer Rezession“, sagt Chef-Volkswirt Jörg Zeuner. „Die Konjunkturlage ist nach wie vor gesund“. Der Konsum sei stark, die Fabriken ausgelastet, der Bedarf an Investitionen hoch bei weiter niedrigen Zinsen. Wenn sich der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag zur ersten Sitzung nach der Sommerpause trifft, ist nichts Neues zu erwarten. Der Leitzins wird bei null bleiben, der Einlagezins für Banken mit minus 0,4 Prozent weiter negativ.
Mit Sparanlagen und Anleihen ist weiter wenig zu holen. Was eigentlich für Aktien spricht. Die Skepsis der Börsianer bleibt trotzdem. Das Jahrestief rückt in den Blick. Möglicherweise kommen demnächst negative Signale auch aus den USA. „Für Aktien bleiben die politischen Risiken entscheidend“, betont Claudia Windt von der Landesbank Hessen-Thüringen. Sie verweist auf den steigenden innenpolitischen Gegenwind für den Präsidenten. „Nimmt das Vertrauen in Trumps Politik weiter ab, geraten US-Aktien unter Druck“. Ende September sieht sie den Dax bei nur 11 500 Zählern. r. obertreis