Girokonto: Wann lohnt der Wechsel?

von Redaktion

Die Zinsflaute zwingt immer mehr Banken dazu, Gebühren zu erheben oder zu erhöhen, ob fürs Geldabheben am Automaten oder für Überweisungen auf Papier. Aber gibt es nach wie vor Kreditinstitute, die kostenlose Girokonten anbieten, wie jetzt ein Vergleich der Experten von „Finanztest“ ergab.

Der Auswertung zufolge sind noch 22 von rund 290 Kontomodellen gratis (siehe Tabelle), die die Tester bei 122 Geldhäusern unter die Lupe nahmen. Vorausgesetzt: Kunden führen dieses Konto online und nutzen es als Gehalts- oder Rentenkonto.

Weitere 69 Girokonten mit Preisen von maximal 60 Euro pro Jahr bewerten die Tester noch mit „günstig“. Vor der Finanzkrise im Jahr 2008 gab es noch deutlich mehr kostenlose Girokonten, berichtete Stephanie Pallasch von Stiftung Warentest: „Sie dienten in erster Linie der Kundengewinnung. Denn wenn der Kunde als einziges Produkt nur ein kostenloses Girokonto hat, kann sich das nicht rechnen. Dahinter steckt eine Dienstleistung, die Banken und Sparkassen Geld kostet.“

Inzwischen setzen Niedrigzinsen und Kosten für strengere Regulierung die Finanzhäuser unter Druck. Sie treten daher auf die Kostenbremse. So sinkt die Zahl der Filialen seit Jahren. Nach Angaben der Deutschen Bundesbank verringerte sich ihre Zahl im vergangenen Jahr deutlich um 2239 auf 27 887 Zweigstellen. „Der Betrieb von Filialen ist für Kreditinstitute teuer. Es ist daher im Interesse von Banken und Sparkassen, dass die Kunden ihre Bankgeschäfte online selbst erledigen“, erläuterte Pallasch.

Teure Überweisungen

Geschraubt werde derzeit vor allem an den Gebühren für Überweisungen in Papierform und beim Telefonservice, sagte die Stiftung-Warentest-Expertin. Bis zu 4,90 Euro kann „Finanztest“ zufolge eine Überweisung auf Papier im Einzelfall kosten. Wer als Inhaber eines Onlinekontos mit einem Kundenberater telefonieren will, wird mitunter mit bis zu 3,50 Euro pro Telefonat zur Kasse gebeten. Ins Geld gehen kann bei einigen Online- und Direktbanken auch der Einsatz der Girocard (EC-Karte) zum Geldabheben. Gebührenfreies Bargeld gibt es bei manchen Instituten nur, wenn die Kreditkarte eingesetzt wird.

„Finanztest“ empfiehlt Kunden, intensiv Preise zu vergleichen. Liegen die Gebühren bei über 60 Euro im Jahr, lohne es sich, über einen Wechsel nachzudenken. Unter Umständen kann schon ein alternatives Kontomodell der eigenen Bank günstiger sein.

Ganz allgemein empfehlen Verbraucherschützer vor einem Wechsel auch noch die folgenden Punkte vor Eröffnung eines neuen Kontos abzuchecken: Wie hoch sind die Kosten für Kontoführung, Überweisungen und die Girokarte? Gibt es ein kostenfreies Geldautomatennetz? Wie hoch sind die Dispozinsen? Welcher (kostenlose) Service wird außerdem geboten? Und ein Aspekt, der für viele Kunden besonders wichtig ist: Hat die Bank Filialen und wenn ja, wie nah sind diese?

Wechsel ist einfach

Die alte und neue Bank sind seit September 2016 gesetzlich verpflichtet, zusammenzuarbeiten, erklärt Erk Schaarschmidt, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Brandenburg. Verbraucher eröffnen dafür zunächst ein neues Konto. Per Musterformular werden beide Banken vom Kunden damit ermächtigt und beauftragt, Daten auszutauschen. Das betrifft zum Beispiel Daueraufträge, Terminüberweisungen oder Lastschriftmandate.

Damit der Wechsel reibungslos klappt, sollten Kunden ihr bisheriges Konto erst dann kündigen, wenn alle Vorgänge übertragen worden sind, rät die Stiftung Warentest. Verbraucherschützer Schaarschmidt empfiehlt Kontoinhabern außerdem, zu prüfen, dass alle Zahlungsempfänger und Einzahlenden Bescheid wissen.

Rechtlich stehen sowohl die alte als auch die neue Bank für Probleme ein. „Wenn der Kontowechsel nach drei Wochen immer noch nicht vollzogen ist, sollte die neue Bank um schriftliche Stellungnahme innerhalb weniger Tage gebeten werden. Klappt es dann immer noch nicht, hilft eine Beschwerde bei der Bankenaufsicht Bafin“, rät Schaarschmidt.

Kündigen ist kostenlos

„Die Kündigung darf nichts kosten“, sagt Schaarschmidt. Entgelte dürfen die beiden Banken für den Service nur erheben, wenn dies mit dem Kunden vereinbart wurde.

Verbraucher müssen die Wechselhilfen natürlich nicht nutzen, sie können auch selbst eine Liste erstellen, welche Zahlungseingänge und -ausgänge auf ihr neues Konto umziehen sollen und dies der neuen Bank melden. Manche Banken bieten zudem einen eigenen Service, mit dem sie Kunden unterstützen.

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