Party an der Börse – davon ist in diesen Tagen und Wochen auf dem Parkett nichts zu sehen. Eigentlich. Am Mittwoch war dann doch Party –und gleich so wie es die Börse in Frankfurt noch nie gesehen hatten. Zum Börsengang hatten die Chefs der schwäbischen Software-Schmiede Teamviewer gleich 300 Beschäftigte mitgebracht.
Die füllten das Parkett bis auf den letzten Quadratmeter, sorgten für Riesenstimmung und legten drinnen in und draußen vor der Börse eine Show mit Tanzeinlagen an den Tag, der Händler und Passanten zum Mitfeiern animierte. Es war der größte Börsengang in Europa in diesem Jahr und der größte eines deutschen Tech-Unternehmens seitdem Infineon im Jahr 2000 den Sprung an die Börse gewagt hatte.
Teamviewer sorgte für willkommene Abwechslung zu den Themen, die die Börse seit Monaten beschäftigen: Niedrigzinsen, der Handelsstreit zwischen den USA und China, das Theater um den Brexit, die Konjunkturflaute und die Spannungen im Blick auf den Iran. Dazu noch das mögliche Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Trump und die offensichtlichen Dissonanzen im Rat der Europäischen Zentralbank, die die überraschende Rücktrittsankündigung der deutschen Direktorin Sabine Lautenschläger deutlich macht.
Vor diesem Hintergrund ist der September an der Börse erstaunlich gut gelaufen. Besser als viele befürchtet haben. Gilt dieser Monat doch traditionell als schlechtester Börsenmonat eines Jahres. Tatsächlich hat der Deutsche Aktienindex Dax bis zum vorletzten Handelstag des Monats am Freitag fast vier Prozent auf knapp 12 400 Zähler zugelegt.
Trotzdem wissen Börsianer nicht so recht, was sie derzeit vom Börsengeschehen halten sollen. Claudia Windt von der Landesbank Hessen-Thüringen warnt vor der anhaltenden Unsicherheit, sieht den Dax am Jahresende nur bei 12 000 Punkten. Andreas Hürkamp von der Commerzbank spricht von „neutraler“ Anlegerstimmung. Er erwartet eine negative Entwicklung der Unternehmensgewinne und daraus folgend eine Konsolidierung im Dax mit einem Rückgang auf 11 800 Zähler bis Ende 2019.
Michael Kopmann von der DZ Bank sieht dagegen etwas Licht am Ende des Tunnels. Trump lasse den Gesprächsfaden im Handelsstreit mit China nie abreißen, ein No-Deal-Brexit sei mindestens für 2019 vom Tisch und die Lage in Italien habe sich beruhigt.
„Unsere bisherige Vorsicht erscheint übertrieben“. Ende des Jahres erwartet Kopmann 12 500 . Klar ist: Von der Zinsseite droht derzeit keine Gefahr für Aktien. Mark Burgess, Chef Anlagestratege der Fondsgesellschaft Columbia Threadneedle erwartet gar in den „nächsten zehn bis 20 Jahren keinen nennenswerten Anstieg der Zinsen in Europa.“ ROLF OBERTREIS