Miese Beratung fürs Bausparen

von Redaktion

Schlechte Noten für deutsche Bausparkassen. Laut der Zeitschrift „Finanztest“war nur eines von 16 getesteten Instituten gut. Beratungsfehler können angehende Bauherren teuer zu stehen kommen.

VON WOLFGANG MULKE

Mit harscher Kritik an der Beratungspraxis hält sich der Chefredakteur der Zeitschrift „Finanztest“, Heinz Landwehr, nicht zurück. „Die Verträge, die Bausparkassen unseren Testkunden verkaufen wollten, waren alles andere als gut“, ärgert er sich und nennt die Beratungsgespräche ein „Armutszeugnis“ für die Branche. Die Berater hätten die Angebote oft schlecht auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten. Nur sechs der 119 Vertragsgespräche endeten im bestmöglichen Ergebnis. Folge der vielen Fehler sind oft viele tausend Euro Verlust für angehende Bauherren. Dadurch besteht die Gefahr, dass ihnen Die Immobilienfinanzierung später um die Ohren fliege.

LBS Schleswig-Holstein als einzige mit Note 2

Getestet wurden bundesweit 16 Bausparkassen. Lediglich die LBS Schleswig-Holstein-Hamburg schnitt gut ab. Note 2. Fünf Kassen wurden als befriedigend bewertet. Die Bausparkasse Mainz, die Debeka sowie die LBS Südwest erhielten die Note mangelhaft. Die Leistungen der anderen Bausparkassen wurden als ausreichend eingestuft. „Die Berater ließen kaum einen Fehler aus“, kritisiert Landwehr.

Sie sollten Angebote für drei unterschiedliche Testfälle erarbeiten. Kunden der ersten Gruppe wollten monatlich 400 bis 450 Euro sparen und in zehn Jahren eine Immobilien erwerben. Im zweiten Fall wurde nach einer Sparrate zwischen 250 und 300 Euro im Monat gefragt, was nach acht Jahren zu einem Baudarlehen führen sollte. Die Tester der dritten Gruppe traten als Eigentümer auf, die ihr Haus nach sechs Jahren für etwa 50 000 Euro modernisieren wollten.

Doch damit taten sich die Berater laut „Finanztest“ schwer. „Viele empfahlen viel zu hohe Bausparsummen“, erläutert Landwehr.

Geld erst 15 Jahre nach geplantem Kauf

Die Folgen können für die Kunden bitter sein, denn bis zur Zuteilung eines Bauspardarlehens müssen rund 30 bis 50 Prozent der Bausparsumme angesammelt sein. Sonst müssen Sparer einen Zwischenkredit aufnehmen oder ihr Vorhaben verschieben. Ein Berater der Landesbausparkasse West empfahl eine Bausparsumme, bei der die Testkundin erst 2045 Geld bekommen hätte, 15 Jahre nach dem geplanten Kauf. Bei der LBS Saar wäre die Finanzierung zwölf Jahre zu spät gekommen. In jedem vierten empfohlenen Vertrag hätte die Verspätung wenigstens ein Jahr ausgemacht.

Auch würden Bausparkassen Sparpläne erstellen, an die sie sich später nicht halten müssten. Von einer monatlich festen Sparrate seien drei von vier Instituten abgewichen. Eine Folge könnte die spätere Ablehnung von Zahlungen über den Regelsparbetrag hinaus sein, eine andere Nachzahlungsforderungen, wenn dieser nicht erreicht wird. Auch auf die Kosten achtete „Finanztest“.

Jeder dritte Vorschlag teurer als die Hausbank

Es zeigte sich, dass jede dritte Immobilienfinanzierung teurer war als eine Finanzierung durch die Hausbank. Ein Vergleich mit dem Bausparrechner der Stiftung Warentest ergab, dass es von wenigen Ausnahmen abgesehen stets bessere Angebote am Markt gab. „Im besten Fall ergab sich ein Nachteil von 2670 Euro, im schlechtesten von 4780 Euro“, sagt Landwehr.

Die öffentlichen Landesbausparkassen stellen sowohl den Testsieger als auch das schlechteste Institut. Der Verband gelobt Besserung. „Die Bausparkassen werden sich die Testergebnisse genau anschauen und dann überlegen, was im Kundengespräch besser gemacht werden kann“, verspricht Verbandschef Christian König.

Bausparen grundsätzlich gut

Trotz aller Schwächen beim Vertrieb hält die Stiftung Warentest Bausparen für ein gutes Produkt. Mit einem Bausparvertrag könnten sich künftige Bauherren das niedrige Zinsniveau auch für später sichern. Allerdings raten die Experten dazu, sich nicht auf einzelne Berater zu verlassen. Die Kunden sollten sich zuvor über die mögliche Sparrate, den gewünschten Auszahlungstermin sowie die maximale Tilgungsrate für das Darlehen klar werden und diese Punkte verbindlich mit dem Berater klären. Auch sollten Bausparer auf verständliche Unterlagen mit nachvollziehbaren Spar- und Tilgungsplänen bestehen. Als neutrale Kontrollinstanz kommen gegen eine Gebühr die Beratungsstellen der Verbraucherzentralen oder zum Preis von 7,50 Euro der Bausparrechner der Stiftung Warentest in Betracht.

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