Die Bundesverfassungsrichter erteilen der Europäischen Zentralbank (EZB) und ihrer großzügigen Geldpolitik einen deutlichen Rüffel, in den USA steigt die Arbeitslosenquote auf fast 15 Prozent, in Deutschland brechen die Exporte so stark ein wie seit 30 Jahren nicht mehr – und was macht der Deutsche Aktienindex Dax? Er stürzt nicht etwa ab, er steigt auf rund 10 900 Zähler.
„Die Aktienbörsen haben das Schlimmste hinter sich“, ist Robert Halver von der Baader Bank überzeugt. Die Eurozone stehe kurz vor einer Stabilisierungsphase. „Aktienanleger zeigen sich zunehmend entspannt.“ Zwar räumt Halver mit Blick auf Großinvestoren wie Fonds und Versicherungen ein, dass die Verunsicherung dort noch groß sei. Die Tatsache, dass dort viel Liquidität gehalten werde, kann nach Ansicht des erfahrenen Marktbeobachters auch ein Indiz für steigende Kurse sein. Denn irgendwann werden sie wieder Aktien kaufen. Freilich – das erwarten viele Beobachter – muss an den Börsen weiter mit starken Schwankungen gerechnet werden. Commerzbank-Chef-Ökonom Jörg Krämer erwartet, dass die EZB ihr Corona-Programm zum Kauf von Anleihen der Euro-Staaten von der bereits gigantischen Summe von 750 Milliarden Euro im Herbst um eine halbe Billion Euro aufstockt. Damit bleiben die Zinsen tief im Keller. Sparanlagen und Anleihen bleiben gegenüber Aktien klar im Nachteil. ROLF OBERTREIS