Lohnt sich ein Plugin-Hybrid-Auto?

von Redaktion

VON THOMAS GEIGER

Mit der Batterie durch den Alltag und auf weiteren Strecken ausnahmsweise auch mal mit Benzin – so lockt die Autoindustrie mit dem Plug-in-Hybrid auch skeptische Kunden in die Elektromobilität. Solche Fahrzeuge haben sowohl Verbrennungsmotor als auch E-Maschine an Bord und können auch an der Steckdose geladen werden.

. Zwei Motoren Nach Lesart der Ingenieure vereinen sie das Beste aus zwei Welten und werden zur Brückentechnologie: „In der Stadt fahren sie rein elektrisch, bei langen Strecken profitieren sie von der Reichweite des Verbrenners“, sagt Torsten Eder als Leiter der Antriebsstrang-Entwicklung bei Mercedes. Die Vorteile lassen sich aber nur realisieren, wenn man oft lädt und das Fahrzeug wo möglich im reinen Elektromodus nutzt.

. Geringer Normverbrauch Weil Plugin-Hybride im Normzyklus zudem extrem niedrige Verbrauchswerte ausweisen, drücken sie den CO2-Flottenwert der Hersteller und senken so das Risiko hoher Strafzahlungen. Deshalb haben fast alle Marken ihr Angebot dramatisch ausgeweitet und bieten mittlerweile in nahezu jedem Segment vom Kleinwagen bis zur Luxuslimousine ein paar Autos mit der Kraft der zwei Herzen. Im September 2020 lag ihr Verkaufsanteil laut Kraftfahrt-Bundesamt bei acht Prozent. Gut 20 000 Neuzulassungen waren fünfmal so viele wie im September 2019.

. Ökologisches Alibi Doch Kritiker sprechen von einer grünen Mogelpackung. Denn sauber seien sie nur, wenn sie auch brav an der Steckdose geladen würden. Wer nur mit Benzin fährt, zahle nicht nur einen überhöhten Preis für den doppelten Antrieb, sondern riskiere allein durch das größere Gewicht auch noch einen höheren Verbrauch. So wird die Anschaffung zum ökologischen Alibi. Es kursieren Geschichten, wonach das Ladekabel bei gebrauchten Plugins oft noch originalverpackt im Kofferraum liegt. Das Fraunhofer-Institut für System und Innovationsforschung (ISI) hat ermittelt, dass bei privaten Plugins nur 37 und bei gewerblich genutzten Autos s nur 20 Prozent elektrisch gefahren wurde.

. Wahrer Verbrauch höher Das Ergebnis merkt man an der Tankstelle: „Im Mittel fallen die realen Kraftstoffverbräuche und CO2-Emissionen von Plug-in-Hybridfahrzeugen bei privaten Haltern in Deutschland mehr als doppelt so hoch aus wie im offiziellem Testzyklus, während die Werte bei Dienstwagen sogar viermal so hoch sind,“ sagt ISI-Wissenschaftler Patrick Plötz.

. Bremsen füllt den Akku Hersteller versuchen, den Schaden zu begrenzen: So hat Mercedes in diesem Sommer zur Image-Offensive für den Plugin geblasen und einen GLE 350 de mit leerem Akku auf eine Vergleichsfahrt mit einem ähnlich starken Verbrenner geschickt. Dabei hat der Teilzeitstromer rund 25 Prozent weniger Sprit verbraucht, sagt Mercedes-Entwickler Torsten Eder. „Das Fahrzeug wird insgesamt effizienter, weil einerseits Energie beim Bremsen rekuperieren und andererseits der Verbrennungsmotor in verbrauchsoptimalen Drehzahl- und Lastbereichen betrieben werden kann“. Das bedeutet: Das so betriebene Fahrzeug verhält sich ähnlich wie einr normales Hybrid-Fahrzeug, das nicht an der Steckdose geladen werden kann. . Automatisch im E-ModusTechnisch tut sich was: Hersteller nutzen die Daten des Navigationssystems für die Regie des Zusammenspiels: Wenn das Auto die Innenstadtzone erreicht, schaltet die Elektronik automatisch auf den E-Betrieb um, teilt der Hersteller mit. Die reale Nutzung wollen Kritiker überwachen lassen. Michael Müller-Görnert vom ökologischen Verkehrsclub VCD fordert, die Förderung ans reale Nutzungsverhalten zu koppeln: „Nur wer regelmäßig lädt, hat ein Recht auf den Zuschuss“. Er will dafür den Bordcomputer auslesen.

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