Dax jagt von Rekord zu Rekord

von Redaktion

Emmerich Müller sieht die deutsche Wirtschaft vor einem schwierigen Winter und verweist auf die Probleme in den Lieferketten, den Wachstumseinbruch in China und die anhaltende, mittlerweile deutlich verschärfte Corona-Krise. Aber letztlich führe all dies nur zu einem Konjunkturdämpfer. Es werde keinen Abbruch der Erholung geben, ist der Chef der Privatbank Metzler überzeugt. Er plädiert deshalb weiter für Aktien, zumal mit Sparanlagen und Anleihen angesichts der Niedrig- und Nullzinsen nichts zu holen ist. Die hohe Inflation verstärkt den Trend, da sie letztlich real zu Einbußen führt.

An der Börse schätzt man dies offensichtlich ähnlich ein wie der erfahrene Privatbanker. Der Deutsche Aktienindex Dax ist am Freitag am dritten Tag hintereinander auf ein neues Rekordhoch gestiegen. 16 122 Zähler standen am Vormittag auf der Anzeigentafel im Handelssaal der Frankfurter Börse. Wenig deutet darauf hin, dass sich die Entwicklung wieder dreht. Der Dax hält sich stabil über der Marke von 16 000.

Die Weihnachtsrallye sei in vollem Gange, heißt es bei Börsianern. „Es bleibt ratsam, sein Vermögen überwiegend in Substanzwerte wie Aktien anzulegen“, sagt Müller, auch im Blick auf die private Altersvorsorge.

Gestützt wird das Geschehen durch die gute bis hervorragende Lage bei den Dax-Konzernen. Trotz der Lieferengpässe erwirtschafteten sie im dritten Quartal einen um neun Prozent höheren Umsatz. Den Betriebsgewinn konnten sie nach einer Analyse der Unternehmensberatung EY sogar mehr verdoppeln – von 14 Milliarden Euro im Vorjahresquartal auf jetzt fast 36 Milliarden Euro. An der Spitze standen die Telekom mit 3,5 Milliarden und die Allianz mit 3,2 Milliarden Euro. Die Aussichten bleiben gut. Denn die Experten bei Metzler erwarten im nächsten Jahr erneut im Schnitt elf Prozent höhere Gewinne.

Auch andere Experten sehen im Dax trotz des satten Anstiegs um bislang 17,5 Prozent in diesem Jahr keine Überbewertung. Nur bei einigen Titeln seien die Kurse nicht mehr nachvollziehbar, sagt Gerhard Ebinger von der Vermögensverwaltung Seedamm. Eher vorsichtig ist Götz Albert, Chef-Anlage-Stratege der Vermögensverwaltung Lupus Alpha.

Dass der Bullenmarkt – Bullen stehen für steigende Kurse im Gegensatz zu Bären – mittlerweile 13 Jahre anhalte, lassen ihn unruhig werden, räumte er in dieser Woche bei einer Veranstaltung seines Hauses ein. Man müsse sehr genau auf einzelne Aktien schauen. Möglicherweise erinnern sich manche Anleger daran in der anstehenden Woche.

Am 18. November jährt sich der Börsengang der Telekom zum 25. Mal. Zwar ist die T-Aktie heute eine der solidesten Papiere unter den 40 Dax-Titeln. Aber im Jahr 2000 wurde aus dem Hype um die „Volksaktie“ nach dramatischen Kurseinbruch mehr als Ernüchterung.

Von einer solchen Entwicklung und einem Einbruch im Dax geht derzeit niemand aus. „Die Jahresendrallye ist unter Schwankungen intakt“, sagt Robert Halver von der Baader Bank. Rücksetzer würden wegen der anhaltend großzügigen Geldpolitik der Notenbanken nur kurz und moderat ausfallen. Er sieht den Dax Ende des Jahres bei 16 400 Zählern. „Die Aktienmärkte sind weiter robust“, ist auch DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater überzeugt. ROLF OBERTREIS

Artikel 6 von 6