Etwa ein Drittel der menschen-gemachten CO2-Emissionen entsteht beim Erwärmen von Trink- und Heizungswasser. Doch eine klimaneutrale Gebäudeversorgung ist schon heute möglich. Norbert Endres, Energieberater bei der Verbraucherzentrale Bayern, weiß, wie das geht – und welche Förderungen es gibt. Im 2. Teil unserer Serie geht es um Systeme, die ohne Brennstoff auskommen.
Solarthermie
„Solarwärme ist eine sehr ausgereifte Technologie“ erklärt Norbert Endres. Die simpelste Form ist der sogenannte Schwimmbadkollektor: „Das sind schwarze Röhren, durch die Wasser gepumpt wird, das sich durch die Sonnenstrahlen erwärmt“. Förderfähig sind auf Wohnhäusern jedoch nur die Highttech-Varianten:
. Röhrenkollektoren
„Es gibt zum einen den Röhrenkollektor“, sagt der Energieberater. Dieser besteht aus zwei Glasröhren, der Raum dazwischen bietet durch ein Vakuum beste Isolationswerte, was Wärmeverluste verhindert. „Ein Absorberblech kann die Sonnenstrahlen zu etwa 90 Prozent in Wärme umwandeln und über ein mittig plaziertes Heatpipe-Kupferohr mit seinem Wärmeträgeröl übergeben“, sagt Endres. „Das Öl verdampft durch die Energie und kondensiert anschließend an einer Sammelschiene“. Das nun wieder flüssige Öl erhitzt sich erneut und hält so den Kreislauf in Schwung. Die Kondensator-Sammelschiene gibt die Energie anschließend an den Solarkreislauf ab, der die Wärme frostgeschützt ins Haus befördert. Der Vorteil eines Röhrenkollektors ist die Möglichkeit, die Röhren flexibel auszurichten: „So kann man etwa für eine Süd-Ost-Lage noch einen großen Süd-Vorteil rausholen“, so Endres.
. Flachkollektoren
„Die etwas kostengünstigere Variante sind Flachkollektoren“, erklärt Endres. Die funktionieren „wie ein perfektioniertes Treibhaus“, erklärt Endres. Das Prinzip: „Kurzwellige Sonnenstrahlung kann durch das Solarglas eindringen, langwellige Wärmestrahlung aber nur zu einem sehr geringen Anteil nach draußen.“ Auch hier wird die Wärme über ein frostgeschütztes Trägermedium an einen Schichtenwärmespeicher abgegeben.
Flachkollektoren seien zwar preiswerter, könnten aber nur parallel zur Dach- beziehungsweise Wandfläche angebracht werden. Somit können die vollen Erträge nur an Südseiten ausgeschöpft werden.
Wärmepumpe
„Eine Wärmepumpe funktioniert wie ein umgekehrter Kühlschrank“, erklärt Energieberater Norbert Endres. Je größer dabei der Temperaturunterschied, desto mehr Strom verbraucht die Wärmepumpe. „Deshalb kann eine Luft-Wärmepumpe, in Kombination mit konventionellen Heizkörpern, im Winter relativ ineffizient sein“, sagt Endres. Besser geeignet, aber aufwendiger, sei eine geothermische Erdwärmepumpe: „Dabei wird die Wärme über eine Erdsonde via Solekreislauf abgenommen“. Diese Variante ist sehr praktikabel, da die Tiefenbohrungen kaum Fläche verbrauchen. „Je nach Region sind die Löcher mehrere dutzend bis zu 100 Metern tief.“
Für Neubauten eignet sich laut Endres besonders die Kollektorwärmepumpe: „Dabei werden in der Gartenerde Heizschlangen ausgelegt, die die Erdwärme oberflächennah aufnehmen können.“ Denn in der Regel liege die Temperatur in drei Metern Tiefe konstant zwischen fünf und 10 Grad Plus.
Noch effizienter, aber noch aufwendiger sei die Grundwasser-Wärmepumpe: „Wasser ist ein guter Wärmeträger und gibt seine Temperatur deshalb gerne ab“, erklärt Endres, „aber es braucht für die Bohrungen verschiedene behördliche Genehmigungen.“
Verbraucher sollten beim Kauf ihrer Wärmepumpe darauf achten, dass neben dem Strom- auch ein Wärmemengenzähler eingebaut ist: „Sonst können sie nicht ablesen, wie effizient die Wärmepumpe tatsächlich läuft“, erklärt Endres.
Denn eine Wärmepumpe hat zur Sicherheit immer einen Heizstab im Pufferspeicher, der im Notfall mithilft. Da wird der Strom 1:1 in in entsprechend teure Wärme umgewandelt. „Eine effiziente Wärmepumpe schafft dagegen einen Hub zwischen 1:3 und 1:5“, erklärt Endres. Nach Vorschrift darf eine Wärmepumpenanlage eigentlich nur bis zu fünf Prozent des eingesetzten Stroms im Notbetrieb einsetzen.
Bei einem großen Energiehunger, wie etwa für ein Heimschwimmbad, können Fehler aber teuer werden.
„Konkret bearbeite ich gerade einen Fall, bei dem einem Paar mehrere Tausend Euro Stromnachzahlung ins Haus stehen, weil die Wärmepumpenheizung versehentlich länger als ein Jahr nur im Notbetrieb lief“, erzählt Endres. „Verbraucher, die eine Wärmepumpe nutzen, sollten deshalb regelmäßig ihre Zählerstände kontrollieren“, warnt der Energieberater.
Fernwärme
„Fernwärme hängt stark vom lokalen Angebot ab“, erklärt Endres. Es gibt sowohl konventionelle Quellen wie Heizkraftwerke oder Müllverbrennungsanlagen als auch regenarative: „Einige Gemeinden südlich von München können sich beispielsweise aus Tiefengeothermie versorgen“, sagt Endres. Wie teuer die Energie ist, hängt unter anderem vom Markt ab:“Je mehr Leute sich an die Fernwärme anschließen lassen, auf desto mehr Schultern verteilen sich die Investitions- und Betriebskosten des Anbieters“.
Das System ist stets gleich: „Die Wärme wird über eine gut isolierte Fernwärmeleitung an einen effizienten Wasserwärmetauscher im Haus geliefert“, erklärt Endres. Dort wird sie möglichst verlustfrei an das Heizsystem übergeben. „Die Kosten pro Kilowattstunde Wärme hängen natürlich von der Anlage, der Nachfrage und dem Gewinnstreben des Betreibers ab“´. Der direkte Kostenvergleich mit anderen Energieträgern wie Gas sei jedoch eine Milchmädchenrechnung: „Im Preis für die Fernwärme stecken ja auch die Kosten für den Heizkessel, die Verbraucher dann nicht mehr aufbringen müssen.“
Dabei ist Fernwärme auch für energiehungrige Häuser geeignet: „Das Heizwasser kommt mit Temperaturen bis zu 90˚ bei den Verbrauchern an, das reicht auch für Konvektionsheizkörper“, so Endres.
Heizkörper
Grundsätzlich sind Wärmepumpen besser für Flächenheizsysteme geeignet, da diese schon mit 30˚ bis 40˚ Celsius auskommen: „Dazu gehören neben Fußboden- auch Wand- und Deckenheizungen.“ Konvektionsheizkörper brauchen hingegen deutlich höhere Temperaturen. Als Faustformel gilt: Je kleiner die Heizfläche, desto höher muss die Temperatur sein: „Für jedes Grad, um das die Vorlauftemperatur höher sein muss, braucht die Wärmepumpe etwa 2 Prozent mehr Strom“, erläutert Endres.
Deshalb seien Wärmepumpen und Solarthermieanlagen für ungedämmte Häuser weniger gut geeignet. “Wird ein Haus nachgedämmt, kann man auch über neue Flächenheizsysteme nachdenken“, sagt Endres. Ist die Verlegung von Heizschleifen in Böden, Wänden oder Decken nicht möglich, können neuartige Niedertemperaturheizkörper eingesetzt werden: „Die sehen äußerlich aus wie normale Heizkörper, haben durch mehr Lamellen oder Gebläseunterstützung aber in sich eine viel größere Wärmeabgabefläche zur Raumluft“.
Förderung
„Der Förderantrag für alle Heizungen muss unbedingt gestellt werden, bevor der Handwerker beauftragt wird“, warnt Norbert Endres, „sonst gibt es kein Geld.“ Das gilt es zu vermeiden, denn der Gesetzgeber lässt sich die Energiewende im Keller einiges kosten. Die einzelnen Fördersätze finden sich in der nebenstehenden Tabelle.
Ersetzt man Gas und Öl komplett durch Erneuerbare Energien, gibt es zweimal die Möglichkeit, zusätzliche Fördermittel zu beantragen: „Wenn man sich vor dem Umrüsten einen „Individuellen Sanierungsfahrplan“ erstellen lässt, gibt es fünf Prozent extra“, erklärt Endres. Eine Liste der zugelassenen Energieberater findet sich unter www.energie-effizienz-experten.de.
Weitere fünf Prozent gibt es „für besonders emissionsarme Pelletskessel (max. 2,5 mg/m³ Staub, siehe 1. Teil unserer Serie)“, sagt der Energieberater.
Weitere zehn Prozent Förderung können bewilligt werden, wenn eine Ölheizung ausgetauscht werden soll.
Beim Anschluss an ein Fernwärmenetz gibt es ebenfalls zwei Fördersätze: Jeweils einen für Netze mit einem erneuerbaren Anteil von mindestens 25 Prozent im Netz und einen für Netze mit mindestens 55 Prozent Anteil. Neben vollständig klimaneutralen Heizsystemen gibt es auch eine Förderung für Gas-Hybridheizungen. Dabei wird der Gaskessel etwa mit einer Solarthermieanlage unterstützt. Damit die Anlage förderfähig ist, muss der Anteil der Erneuerbaren Energien aber mindestens 25 Prozent der Nennleistung des Gaskessels entsprechen. Sogar für reine Gasheizungen gibt es eine Ausnahme: Werden sie zwei Jahre nach dem Einbau durch ein Erneuerbares System ergänzt, werden Sie mit 20 Prozent der Kosten bezuschusst. Die Zuschüsse im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) können mit folgendem elektronischen Formular beantragt werden: fms.bafa.de/BafaFrame/begem2.