Öl- und Kriegssorgen verdrängen Corona

von Redaktion

Was für eine Berg- und Talfahrt in der abgelaufenen Börsenwoche. Nach heftigem Hin und Her verlor der Dax zum Wochenschluss noch einmal 300 Punkte. Die Bilanz für den Januar ist negativ, das Minus beträgt rund vier Prozent gegenüber Ende 2021. Die Ukraine-Krise und die Gefahr eines Krieges mitten in Europa treiben auch bei den Börsianern tiefe Sorgenfalten auf die Stirn. Dazu gesellen ein deutlich gestiegener Ölpreis, Lieferengpässe und Konjunktursorgen mit Blick auf China. Und nicht zuletzt die Furcht vor Zinserhöhungen durch die Notenbanken in diesem Jahr, obwohl sich die Entwicklung nicht nur schon seit Wochen abzeichnet, sondern eigentlich feststeht – zumindest in den USA. Dort wird die Notenbank Fed im März den ersten Zinsschritt gehen, weitere drei bis vier dürften in diesem Jahr folgen. Corona ist mittlerweile an der Börse fast nur noch ein Randthema.

Was aber macht die Europäische Zentralbank? Am Donnerstag treffen sich die 25 Ratsmitglieder zum ersten Mal in diesem Jahr und erstmals ist der neue Bundesbank-Präsident Joachim Nagel mit dabei. EZB-Präsidentin Christine Lagarde stemmt sich noch gegen einen Zinsschritt in diesem Jahr, die (Inflations-)Lage in der Eurozone sei schließlich weniger kritisch als in den USA. Außerdem könnte eine Zinserhöhung die wirtschaftliche Erholung bremsen. Volkswirte wie die der Deutschen Bank rechnen gleichwohl mit einem ersten Zinsschritt der EZB zum Jahresende.

Es gebe derzeit einfach zu viele Unsicherheitsfaktoren, heißt es bei der Landesbank Hessen-Thüringen. Mehr als 15 000 Punkte traut sie dem Dax vorerst nicht zu und auch für das gesamte Jahr ist sie nur verhalten zuversichtlich: 16 000 Zähler am Jahresende. Die Zinswende in den USA stelle den Aktienmarkt zwar auf die Probe, sagt DZ Bank-Stratege Sven Streibel. Das sei aber kein Grund, Aktien zu verkaufen. „Es gibt gute Gründe, nicht den Mut zu verlieren.“ Dazu zählt er die steigenden Gewinnerwartungen der Unternehmen, die vollen Auftragsbücher und generell auch die Tatsache, dass die Notenbank kein Interesse hätten, die Konjunktur abzuwürgen. Streibel sagt für Mitte des Jahres 17 000 und für Jahresende 18 000 Punkte voraus – also einen Dax auf Rekordfahrt.

Dafür spricht auch wieder der gestiegene Ifo-Index. Und da sind auch noch die Dividenden. Sogar die Deutsche Bank beglückt in diesem Jahr wieder ihre Aktionäre. DekaBank-Stratege Joachim Schallmayer zufolge werden die 40 Dax-Firmen und die 50 MDax-Firmen heuer den Rekordbetrag von 55,3 Milliarden Euro ausschütten, 15,5 Milliarden mehr als 2021.

ROLF OBERTREIS

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