Dämmen ohne Handwerker

von Redaktion

VON MATTHIAS SCHNEIDER

Wenn es um das Thema Energiesparen geht, denken viele an Baugerüste und dick in Styropor eingepackte Fassaden. Doch gerade angesichts der extrem gestiegenen Energiepreise lohnt es sich für Verbraucher, selbst tätig zu werden. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis kann dabei beträchtlich sein, wie der Energieberater der Verbraucherzentrale Bayern, Norbert Endres erklärt.

Fenster und Türen

Eine der einfachsten Maßnahmen setzt an den Eingängen zur Wohnung an: „Im Schnitt gehen 15 Prozent der Wärme durch Lüftung und Zugluft verloren“, sagt der Energieberater, „je älter das Haus, umso mehr.“ Bei besonders undichten Häusern könnten es auch deutlich mehr sein. Besonders anfällig seien Holzrahmen. „Man kann jedoch leicht mit Falzdichtungen zwischen Flügel- und Blendrahmen Abhilfe schaffen.“ Diese klebbaren Dichtungsbänder sind in jedem Baumarkt erhältlich. Es gibt sie entweder aus Schaumstoff, Silikon oder Hohlgummiprofil: „Schaumstoff ist günstig und schnell angebracht, aber nicht so beständig. Mit Hohlgummi gewinnt man Flexibilität bei der Dicke und zur professionellen Nachrüstung gibt es Dichtungen welche aufgesetzt, eingelassen oder eingenutet werden.“ Jede Dichtung muss genau angepasst werden, weil Türen und Fenster sonst nicht mehr schließen. „Am besten legt man ein Stück Knetmasse in den Rahmen und schließt das Fenster. An dem gequetschten Stück kann man den Spalt abmessen“, sagt Endres. Bei verzogenen Rahmen und ohne fachgerechte Neuanpassung sei es mitunter nötig, mit verschiedenen Stärken zu arbeiten: „Das ist Flickwerk, aber es kann einige Zeit funktionieren.“ An Türschwellen kann es sich außerdem anbieten, eine Bürstenleiste anzubringen. „Wer etwas Geld in die Hand nehmen will, kann einen Schreiner beauftragen, eine passende Nut in den Rahmen zu fräsen“, sagt Endres. Denn in dieser Vertiefung könne eine Profildichtung besser wirken, als auf glatter Fläche.

Heizkörpernischen

Besonders im Altbau sind wuchtige Heizkörper in Mauernischen ein gewohnter Anblick – und Norbert Endres ein Dorn im Auge: „Heizkörpernischen sind im Grunde Baumängel“. Denn die Wandstärke fehlt zur Isolierung: „Das geht so weit, dass im Winter der Schnee davor wegschmelzen kann“, sagt Endres. Eine Lösung ist Heizkörpernischen-Dämmstoff: „Das sind Schaumstoffmatten, die mit Aluminium beschichtet sind.“ Das Material hat es in sich: „Das Aluminium lenkt die Wärmestrahlung des Heizkörpers in den Raum zurück und der Schaumstoff isoliert zur Außenwand.“ Das funktioniere so gut, dass ein Millimeter Schaumstoff etwa Zehn Zentimeter Feldziegelmauerwerk ersetze.

Wichtig ist aber das gründliche Anbringen: „Im Grunde funktioniert jede Kleberform, nur Tapetenkleister ist ungeeignet, weil er Schimmel Nährboden bietet.“ Dann muss die Folie in der gesamten Nische angebracht werden, bis sie bündig mit den Kanten schließt. „Sie muss dicht anliegen, weil Luft zwischen Dämmstoff und Wand das Schimmelrisiko erhöht und die Luft zwischen Heizkörper und Wand sieben bis 20 Zentimeter Platz zum zirkulieren braucht.“

Warme Rohre

Eine der effizientesten Dämmmaßnahmen setzt im Keller an: „Viele Warmwasser- und Heizungsrohre sind im unbeheizten Bereich nach wie vor ungedämmt“, sagt Endres. Dabei geben sie in kalten Kellern besonders viel Wärme ab: „Pro Meter nachgedämmtem Rohr kann man bis zu vier Euro Heizkosten im Jahr sparen“. Deshalb sei es nach dem Gebäudeenergiegesetz vorgeschrieben, die Rohre dick mit einer geeigneten Dämmung einzupacken. „Es können fertige Dämmschalen verwendet werden. Man muss deshalb darauf achten, dass alle Stöße gut verklebt werden. Der Mantel muss etwa dieselbe Dicke haben wie das Rohr“, so Norbert Endres. Die Maßnahme lohne sich oft bereits nach einem Jahr.

Kellerdecke

Kalte Füße sind vielen Erdgeschossbewohnern ein Ärgernis. Die Lösung ist vergleichsweise einfach: „Über die ungedämmte Kellerdecke können rund 15 Prozent der Hauswärme verloren gehen“, sagt Endres. Denn die Wärmeübertragung geschieht vor allem über die Fläche – und die ist beim Keller enorm. Einfache EPS-Hartschaumplatten von Kellerdeckendämmstoff sind ab zehn Euro pro Quadratmeter zu haben. „Schönere Produkte, die etwa eine verputzte Decke simulieren, hören aber bei 25 Euro noch nicht auf“, sagt Endres. Wichtig sei, das Herstellerdatenblatt zu beachten: „Der Dämmstoff muss dafür geeignet sein, er darf keine Feuchtigkeit annehmen, dann funktioniert er nämlich nicht mehr.“

Zum Verlegen eigne sich Fliesenkleber: „Dabei ist es wichtig, dass man die Platten ohne Lücken verlegt“, sagt Endres. Dabei helfen Dämmplatten mit einem überlappenden Stufenfalz. Energieberater Endres rät, sich von kleinen Hindernissen nicht aufhalten zu lassen: „Wenn Rohre an der Decke laufen, kann man einen dünnen oder weichen Dämmstoff darunter schieben und noch eine Lage darüber legen“, sagt Endres.

Dachspeicher

Weil Wärme immer nach oben steigt, liegt das größte Einsparpotenzial auf dem Speicher: „Über das Dach oder die oberste Geschossdecke gehen etwa 20 Prozent der Wärme verloren“, sagt Endres. Wird das Dachgeschoss nicht als beheizter Raum genutzt, ist es dagegen wirtschaftlicher, nur die oberste Geschossdecke zu dämmen. Das Prozedere unterscheidet sich je nach Speicherboden: „Handelt es sich um eine Holzbalkendecke mit Hohlräumen, sollte man besser Rat vom Profi einholen“, sagt Endres. Die Konstruktion muss nämlich langfristig vor kondensierender Feuchte geschützt werden. Bei Betondecken können die Bewohner aber selbst tätig werden: „Man braucht geeignete Dämmplatten von wenigstens sechzehn Zentimeter Dicke, die man besser überlappend auf der Fläche auslegt.“

Wie im Keller ist es wichtig, dass die Platten luftdicht abgeschlossen sind: „Dunkle Verfärbungen auf dem Dämmmaterial deuten darauf hin, dass feuchte Zugluft mit Staub auf den Platten niederschlägt.“ Um den Speicher trocken zu halten, sei nicht nur ein dichtes Dach wichtig: „Die dunklen Spuren finden sich auch oft an Speicherluken, weil die Feuchtigkeit aus den Wohnräumen hochzieht“. Auch hier lassen sich die Spalten leicht mit Gummi abdichten.

Wie im Keller ist es wichtig, dass die Platten lückenlos abgeschlossen sind: „Dunkle Verfärbungen am Dämmmaterial deuten darauf hin, dass feuchte Zugluft mit Staub auf den Platten niederschlägt.“ Um den Speicher trocken zu halten, sei nicht nur ein dichtes Dach wichtig: „Die dunklen Spuren finden sich auch oft an undichten und ungedämmten Speicherluken, weil die feuchtetragende Luft aus den Wohnräumen hochzieht und an kühlen Stellen kondensiert“. Auch hier ist die nachträgliche Dämmung auf der kalten Seite sowie eine Abdichtung zu empfehlen. Wichtig für Dachschrägen: „Wenn man vom Speicher aus in die noch beheizte Dachschräge darunter einsehen kann, sollte man auch hier dämmen, weil es natürlich ein weiterer Angriffspunkt ist“, sagt Endres.

Rollladenkästen

Ein oft unterschätztes Einfallstor für kalte Luft sind Rollladenkästen: „Da ist ja nur wenig Material zwischen dem Wohnraum und der Außenluft“, sagt Norbert Endres. Heimwerker können den Rollladenkasten von innen öffnen, um sich ein Bild der Lage zu machen: „Wichtig ist vor allem: Wie viele Millimeter Platz sind zwischen dem aufgerollten Rollladen und der Wand des Kastens“, erklärt Endres.

Sie sollten innen mit Dämmmaterial ausgekleidet werden. Die Gurtdurchführungen können mit speziellen Gummistopfen oder Bürsten abgedichtet werden. „Wohnmobildämmstoff ist auch gut geeignet, weil er besonders robust und feuchteresistent ist.“ Wichtig ist, möglichst alle Lücken zu schließen, ohne die Funktion zu beeinträchtigen. „Wer es ganz professionell machen will, ersetzt zusätzlich den Deckel komplett durch eine gedämmte Abdeckung“, sagt Endres.

Richtiges Lüften

Die beste Dichtung hilft nichts, wenn man buchstäblich zum Fenster hinaus heizt. Norbert Endres: „Kipplüftung sollte man dringend vermeiden, Stoßlüftung ist weit energieeffizienter.“ Denn das Lüften diene vor allem dazu, Feuchtigkeit und verbrauchte Luft nach außen zu transportieren. „Ich empfehle den Kauf eines Thermo-Hygrometers, Diese Lufttemperatur- und Feuchtmessgeräte sollte man an einer warmen Innenwand in der Mitte der Wohnung anbringen. Für die Gesundheit der Bausubstanz und der Bewohner ist eine Luftfeuchte zwischen 40 und 60 Prozent ratsam“, sagt Endres. Darunter reize es die Atemwege, darüber riskiere man Schimmelbildung: „Lüftet man zu lange nicht, setzt sich die Feuchtigkeit auch im Putz, der Kleidung und Möbeln fest“, warnt der Energieberater. Als Faustregel gilt: „Wenigstens nach dem Kochen, Duschen und Schlafen muss gelüftet werden.“

Wie lange, ist individuell: „Wenn man gegenüberliegende Fenster hat, geht es schneller. Außerdem nutzen hohe Öffnungen, wie Terrassentüren, weil die warme Luft oben aus- und die kalte Luft unten einströmt.“ Außerdem: „Je kälter es draußen ist, desto schneller geht der Austausch vonstatten, je nach Jahreszeit und Außentemperatur können zwei bis 20 Minuten reichen.“

Für Niedrigenergiehäuser mit eigener Lüftung gelten andere Regeln: „Moderne Häuser mit kontrollierter Lüftung und Wärmerückgewinnung bringen Frischluft ins Haus und können den größten Teil der Abwärme zurückgewinnen. Lüftet man über die Fenster, stimmt die Energiebilanz nicht mehr und es wird kalt“, erklärt Endres.

Gerade im Altbau könne es sinnvoll sein, nur genutzte Räume zu heizen: „Dafür muss man natürlich die Innentüren zu weniger beheizten Räumen geschlossen halten“, sagt Endres. Bei Schlafzimmern dürfe die Temperatur 16 Grad Celsius nicht unterschreiten, „weil die Luftfeuchtigkeit sich sonst leichter niederschlagen kann“, sagt Endres.

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