Wie geht Mehrgenerationen-Wohnen?

von Redaktion

VON ANNETTE JÄGER

Gemeinschaftliche Wohnformen liegen im Trend. Sowohl in Städten als auch auf dem Land setzt sich bei vielen der Wunsch durch, sich gegenseitig im Alltag zu unterstützen und Gesellschaft zu haben – vom Kind bis zum Senior. Doch wie funktioniert das Zusammenleben genau? Für wen eignet es sich? Wie realisiert und finanziert man es?

Das Prinzip

Mehrere Generationen leben unter einem Dach zusammen, teilen sich Ressourcen und helfen sich gegenseitig aus. Das ist die Kurzformel für Mehrgenerationenwohnen. Vor allem junge Familien und ältere Menschen interessieren sich verstärkt für diese Wohnform, bei der jeder seinen privaten Wohnbereich hat und man sich Gemeinschaftsräume teilt. Herzstück der Wohnform ist der Gemeinschaftssinn: Ältere passen auf die Kinder auf, Junge gehen für Ältere einkaufen, jeder bringt sich nach seinen Fähigkeiten ein. „Die Wohnform ist allerdings nicht auf Pflegebedarf ausgerichtet“, sagt Heike Skok von der Mitbauzentrale München, einer Beratungsstelle für gemeinschaftliche Wohnformen. „Die Hausgemeinschaft kann aber eine wertvolle Schnittstelle zwischen Pflegeperson und Pflegedienst sein.“

Das Vorgehen

Was für viele wie ein Sehnsuchtsort klingt, ist erst mal harte Arbeit. „Ein Projekt zu verwirklichen, ist ein Halbtagshobby“, sagt Skok. Und braucht mehrere Jahre Vorlauf. Interessenten und eine geeignete Gruppe finden, ein Konzept für das gemeinschaftliche Wohnen erarbeiten, ein Grundstück finden und letztlich auch bauen. „Sich bestehenden Projekten anzuschließen ist kaum möglich, es gibt so gut wie keine Fluktuation der Bewohner“, sagt Josef Bura, Vorsitzender des Forums Gemeinschaftliches Wohnen e.V., ein Verein zur Förderung gemeinschaftlicher Wohnformen. Wer Mitstreiter für ein Projekt sucht, wird bei Projektbörsen fündig, zum Beispiel bei der Stiftung Trias oder dem Forum Gemeinschaftliches Wohnen e.V.

Die Modelle

Mehrgenerationenwohnen lässt sich als Eigentums- oder Mietprojekt umsetzen. Beim Eigentumsmodell kann eine Gruppe eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) gründen und als Baugemeinschaft selbst bauen, jeder finanziert seine eigene Wohnung. Öfter wird das Modell als Wohngenossenschaft umgesetzt, bei der alle, die einziehen, Mitglied werden und zur Finanzierung beitragen. Inzwischen gibt es Bestandsgenossenschaften, die mit Gruppen eine Kooperation eingehen“, sagt Bura. Manchmal agieren auch kommunale Wohnungsbaugesellschaften als Investoren, die Wohnungen dann vermieten. Denn in Ballungsräumen wie München ist es kaum möglich, auf dem freien Markt ein bezahlbares Grundstück für ein Wohnprojekt zu finden. Hier ist man auf die Unterstützung der Kommunen angewiesen, die solche Vorhaben gegebenenfalls fördern und ein Grundstück etwa in Erbpacht vergeben.

Der Umbau einer Bestandsimmobilie kommt grundsätzlich auch in Betracht. Eine Familie, die sich entscheidet, mit den Großeltern zusammenzuziehen, hat vielleicht am ehesten die finanziellen Möglichkeiten, eine bestehende Immobilien so umzubauen, dass jeder seinen Privatbereich hat.

Die Förderung

„In jedem Bundesland gibt es eigene Fördermöglichkeiten für Mehrgenerationenwohnprojekte, die aber an Auflagen gebunden sind“, so Bura. Es gibt Zuschüsse für altersgerechten Umbau, für Projekte, die das Zusammenleben im Quartier stärken, die energieeffizient bauen oder Wohnungen für finanziell schwache Familien integrieren und vieles mehr.

Eine Übersicht liefert die Datenbank auf der Informationsplattform „WIN für Gemeinschaftliches Wohnen“ (https://win.fgw-ev.de/). Infrage kommen natürlich auch zinsgünstige KfW-Kredite. „Darauf sollte man sich aber nicht verlassen. Ist das Budget eines Programms ausgeschöpft, kann die Finanzierungsplanung platzen“, hat Skok erfahren.

Die Beratung

Interessenten sollten im ersten Schritt eine Beratung suchen. In allen größeren Städten gibt es Beratungsstellen, die oftmals an die Stadt oder Kommune angeschlossen sind. In München zum Beispiel bietet die Mitbauzentrale München Beratungen zur Entwicklung und Gründung eines gemeinschaftsorientierten Wohnprojekts in der Stadt und in den angrenzenden Landkreisen an. Die Stelle unterstützt Interessenten bei der Strukturierung des Wohnprojekts, berät über die Gründung einer Genossenschaft. Hier kann man auch erfahren, was es vor Ort bereits gibt und ob man sich einem Projekt möglicherweise anschließen kann.

Eine Datenbank mit Beratungsstellen in den jeweiligen Bundesländern findet sich auf der Informationsplattform WIN. Zumindest die Erstberatung ist in der Regel kostenlos.

Mehr Informationen

Das mehrseitige Dossier zum Thema gibt es unter der Fax-Abrufnummer 09001/25 26 65 50 (1 Minute = 0,62 Euro) vom 02.06.22 bis 30. Juni. Oder senden Sie einen mit 1,00 Euro frankierten und adressierten Rückumschlag plus 1,60 Euro in Briefmarken unter dem Stichwort „Mehrgenerationenwohnen“ an: Biallo & Team GmbH, Bahnhofstr. 25, 86938 Schondorf. Oder Sie senden eine E-Mail an: ratgeber@biallo.de.

Artikel 3 von 5