Wieso Bitcoin & Co. abstürzen

von Redaktion

VON ANDREAS HÖSS

Der Bitcoin ist spektakulär abgestürzt. Noch im Herbst kostete er fast 70 000 Dollar, heute sind es nur noch rund 20 000 Dollar. Doch der Bitcoin ist nicht die einzige Digitalwährung, die eingebrochen ist. Am Markt für Internetwährungen wurden laut der Plattform Coinmarketcap im letzten halben Jahr rund zwei Billionen Dollar an Wert vernichtet – eine unvorstellbare Summe, die etwa zwei Dritteln am Hoch dort investierten Geldes entspricht. Doch warum stürzen Bitcoin & Co. so ab? Und was sind Digitalwährungen eigentlich?

Was ist ein Bitcoin eigentlich genau?

Bitcoin ist eine von Banken und Staaten unabhängige Internetwährung. Erfunden hat sie ein anonymer Hacker. Bitcoin basiert auf der Blockchain. Das ist eine Art elektronisches Kassenbuch, in dem jede Transaktion gespeichert wird. Wer für die Blockchain Rechenleistung zur Verfügung stellt, wird mit neuen Bitcoins belohnt, was man in Anlehnung an das Schürfen von Gold „Mining“ nennt. Insgesamt darf es nur 21 Millionen Bitcoin geben. Je näher man dieser Grenze kommt, desto mehr Rechenleistung braucht das Schürfen. Das macht den Bitcoin zum echten Stromfresser. Eine Transaktion verbraucht so viel Energie wie ein Einfamilienhaus in zwei Monaten, das ganze Bitcoin-Netz frisst so viel Strom wie Polen. Auch deshalb akzeptieren nur wenige Firmen Bitcoin-Zahlungen. Wirklich attraktiv sind sie für Anonymität suchende Kriminelle und Spekulanten.

Gibt es noch andere Kryptowährungen?

Bitcoin ist die erste und mit einem Marktvolumen von 435 Milliarden Dollar die größte Kryptowährung – aber längst nicht mehr die einzige. Es gibt heute rund 20 000 Konkurrenten, in die laut Coinmarketcap derzeit insgesamt rund eine Billion Dollar investiert sind. Die meisten sind irrelevant, einige viele Milliarden schwer. Die Nummer zwei ist mit knapp 150 Milliarden Ethereum. Die Plattform ist wie ein dezentraler Supercomputer, auf dem Programme und Apps laufen und Maschinen im Internet der Dinge miteinander kommunizieren. Die Ethereum-Blockchain ist deshalb auch für die Wirtschaft interessant. Daneben gibt es noch viele andere wie Binance, Cardano, XRP oder Tether, deren Kurs an den Dollar gekoppelt ist. Dogecoin ist dagegen nur eine Witz-Währung, die voll auf Wertverlust programmiert ist. Ihr Logo ist ein süßes Hündchen und Tesla-Chef Elon Musk findet sie lustig. Das reicht im irren Krypto-Universum aber für einen Marktwert von derzeit sieben Milliarden Dollar.

Warum stürzen die Kryptowährungen so ab?

Fast alle Kryptowährungen sind heftig im Minus. Bitcoin hat seit Jahresbeginn etwa die Hälfte an Wert verloren, Ethereum, Cardano, XRP und Dogecoin rund zwei Drittel. In den vergangenen Tagen ging es besonders steil bergab. Der Auslöser sind einerseits hartnäckige Zweifel am gesamten Kryptomarkt. So kollabierte Anfang Mai Terra/Luna, dessen Kurs eigentlich wie bei Tether an den Wert des Dollars gekoppelt war – ein leeres Versprechen, hier wurden Milliarden vernichtet. Außerdem ist die einst 24 Milliarden Dollar schwere Kryptofirma Celsius gerade in gefährlicher Schieflage. Die Probleme untergraben erneut das Vertrauen in Kryptowährungen. Andererseits beeinflusst auch die Großwetterlage an den Finanzmärkten die Kurse. Plötzlich gibt es dort für Anleihen wieder Zinsen, weshalb riskante Anlagen weniger gefragt sind. Das führt neben einem Crash am Aktienmarkt auch dazu, dass viele Großanleger und Investmentbanken Kapital aus der Kryptowelt abziehen. „Ich denke, der Auslöser für den jüngsten Absturz waren aber die Probleme bei Celsius“, sagt Professor Philipp Sandner vom Blockchain Center der Frankfurt School of Finance.

Wie riskant sind Kryptowährungen?

Der jetzige Absturz ist nicht der erste Crash am Kryptomarkt. Als 2012 aufflog, dass der Bitcoin Savings & Trust Fonds ein Schneeballsystem ist, brach der Bitcoin um fast 60 Prozent ein. Und als 2016 und 2018 die großen Bitcoin-Börsen Mount Gox und Coincheck gehackt wurden und Geld verschwand, kollabierte der Kurs um je mehr als 80 Prozent. Die Beispiele zeigen: Abstürze sind bei Digitalwährungen Alltag, Hackerangriffe und Betrug ebenfalls. Die Verbraucherzentralen warnen deshalb vor Schneeballsystemen und unseriösen Handelsplattformen. Hinzu kommt, dass Staaten immer wieder darüber nachdenken, Kryptowährungen zu verbieten. China hat 2021 genau das getan. Niemand könne seriös vorhersagen, ob Kryptowährungen wirklich zu einer Alternative im Geldsystem werden, so die Verbraucherzentralen. Zuletzt seien sie immer mehr zum reinen Spekulationsobjekt geworden.

Was, wenn man doch Bitcoins kaufen will?

Der Bitcoin-Handel war früher nur über Spezialbörsen und mit Wallet genannten Speichern möglich. Heute bieten Neobroker wie Trade Republic spezielle ETPs an. Das sind Finanzprodukte, die nur den Kurs von Kryptowährungen abbilden, ohne direkt in sie zu investieren. Selbst klassische Banken wie die Volks- und Raiffeisenbank Bayern Mitte steigen seit Kurzem in den Markt ein. Wer unbedingt investieren will, sollte sich der enormen Risiken aber bewusst sein. Krypto-Investments seien lediglich eine spekulative Beimischung eines Depots. Diese dürfe fünf Prozent des Vermögens auf keinen Fall überschreiten, mahnen die Verbraucherzentralen. Außerdem müsse man „den vollen Verlust dieser Anlage verkraften können“.

Artikel 4 von 4