Teure Wärme aus der Steckdose

von Redaktion

VON WOLFGANG MULKE

Die Aussicht auf einen kalten und teuren Winter bringt viele Haushalte auf Trab. Gesucht sind Alternativen zur teuren Gasheizung. Dazu trägt auch die Furcht vor Versorgungsengpässen beim Gas bei. Sollte es dazu kommen und dieser Brennstoff bei den privaten Verbrauchern ausgehen, droht ihnen eine kalte Zeit. Denn die Thermen müssen danach erst einmal vom Fachmann wieder in Betrieb genommen werden. Angesichts der dann vielen betroffenen Anlagen würde das lange dauern.

So ist der Boom bei elektrischen Heizgeräten auch zu erklären. Bis zum Sommer wurden rund 600 000 Heizlüfter und Radiatoren verkauft. Hier und dort waren sie gar nicht mehr vorrätig. Ein Blick in die Online-Shops der Fachhändler zeigt, dass aktuell wieder Geräte verfügbar sind. Nun hat die Stiftung Warentest die verschiedenen Möglichkeiten, mit Strom zu heizen, untersucht. Die Ergebnisse in der neuen Ausgabe der Zeitschrift „Finanztest“ sind eindeutig. Elektrische Heizungen sind teuer und am Ende womöglich gar nicht so sicher wie geglaubt. Denn der plötzliche Betrieb vieler Radiatoren auf einmal könnte die Stabilität des Stromnetzes gefährden.

„Strom statt Gas, teurer Spaß“, lautet das Fazit der Verbraucherschützer. Fünf Varianten der elektrisch erzeugten Wärme haben sie anhand des Verbrauchs an einem Modell-Fernsehabend untersucht. Vier Stunden sollte die Heizung täglich laufen, dabei werden 2000 Watt benötigt. Die 30 Quadratmeter große Stube (Zimmerhöhe 2,50 Meter) soll von 16 auf 20 Grad erwärmt werden. Es geht um die Kosten für eine Heizperionde von sechs Monaten. Das Ergebnis ist laut Finanztest eindeutig. „Vorn liegen die Heizdecken“. Hier die Ergebnisse im Einzelnen:

Heizdecken

Der Platz 1 bei den Betriebskosten geht an die Heizdecke (ab 50 Euro Kaufpreis). Für eine Stunde kostet sie nur drei Cent, über die Heizperiode von sechs Monaten gesehen 25 Euro. Es ist aber kein echter erster Platz. Denn eine Heizdecke wärmt nur eine Person und nicht den Raum auf. Je mehr Bewohner es gibt, desto mehr Heizdecken braucht man – und damit steigen die Betriebs- und die Anschaffungskosten.

Heizlüfter und Co.

Am teuersten ist laut der Berechnung der Betrieb von Heizlüftern (ab 50 Euro im Handel) sowie Radiator und Konvektor (ab 80 Euro): Sie benötigen in einer Stunde Strom für 70 Cent. Das macht 490 Euro pro Heizsaison für nur vier Stunden Wärme täglich. Man muss wissen: Heizlüfter sind gar nicht für diesen Dauerbetrieb geeignet. Sie können dann überhitzen. In der Regel laufen Heizlüfter nur über ein paar Minuten, um einen Raum schnell mal anzuwärmen. „Stromfresser de Luxe“ urteilen die Verbraucherschützer.

Infrarotheizung

Die Stromkosten von Infrarotheizungen (ab 100 Euro) liegen bei 34 Cent je Stunde. Aber die Warentester verzichteten auf eine Angabe der Kosten für eine ganze Heizsaison. Denn auch mit dieser Heizungsart ist die Erwärmung des Raumes nur begrenzt möglich. Ein Infrarot-Heizkörper erbringt laut den Warentestern nur rund ein Drittel bis zur Hälfte der Heizleistung eines Radiators.

Am besten ist die Wirkung – genau wie bei der Heizdecke –, wenn eine Person direkt angestrahlt wird. Daher können zwei Bewohner auch zwei Geräte benötigen. So spare man gegebenenfalls bei den Betriebskosten nicht gegenüber dem Radiator, hat aber höhere Anschaffungskosten, heißt es in der Zeitschrift „test“ (Ausgabe November 2022).

Klimaanlage

Der sogenannte Effizienzsieger unter diesen Stromheizungen ist für die Stiftung Warentest die Klimaanlage – wenn man sie schon zu Hause hat. Denn sie ist mit 1000 bis 2000 Euro Kosten plus ab 1300 Euro für die Installation teuer in der Anschaffung. Dann jedoch benötigt die Anlage zum Heizen bei einer Außentemperatur von null Grad Strom im Wert von rund 20 Cent pro Stunde. Aber je kälter es draußen ist, umso weniger effizient arbeitet die Klimaanlage.

Andere Wärmequellen

Vor anderen Wärmequellen warnen die Tester. Weder Bügeleisen noch Backöfen oder Kochplatten sind zum Heizen geeignet. Gefährlich wird es, wenn in der Wohnung der Holzkohlegrill angezündet wird. Dabei entsteht giftiges Kohlenmonoxid. Im schlimmsten Fall kann dies tödlich enden. Gewarnt wird auch von Gas-Heizpilzen oder Camping-Kochern.

Netzbelastung

Den Verantwortlichen für eine stabile Stromversorgung in Deutschland treibt der Boom bei elektrischen Heizungen Sorgenfalten auf die Stirn. Denn der plötzliche Betrieb vieler Radiatoren und Heizlüfter könnte Ausfälle im Stromnetz nach sich ziehen.

Das Netz ist auf einen durchschnittlichen Verbrauch in den Wohnungen ausgerichtet. „In der Regel können in Wohngebieten alle Haushalte gleichzeitig je 800 Watt verbrauchen“, erklären die Experten der Stiftung Warentest. Ein Radiator oder ein Heizlüfter ziehen aber schon mal 2000 Watt Leistung aus dem Netz. Schalten die Verbraucher viele davon an, ist das Netz schnell überlastet. Es droht der zeitweilige Stromausfall. Dann bleibt es in der Wohnung nicht nur kalt, es funktionieren auch alle andere strombetriebenen Geräte nicht mehr.

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