Bei Fahrrädern gibt es wieder Rabatt

von Redaktion

VON SEBASTIAN HÖLZLE

Egal ob E-Bike oder muskelbetriebenes Fahrrad: „Die Fahrradpreise werden nicht weiter steigen, das wird der Markt nicht mitmachen, auch die Händler nicht“, sagt Tobias Hempelmann, stellvertretender Vorsitzender im Verband des Deutschen Zweiradhandels (VDZ). E-Bikes könnten sich bei vergleichbarer Akku- und Motorleistung nach Hempelmanns Einschätzung in der kommenden Saison sogar verbilligen. Der VDZ-Vize sagt: „Die E-Bike-Modelle werden nicht teurer werden, ausstattungsbereinigt werden sie sogar eher etwas günstiger.“

Jetzt, in der laufenden Saison, sind Preisabschläge wohl vor allem bei herkömmlichen Fahrrädern möglich: „Eine Rabattschlacht gibt es auf einzelnen lokalen Märkten“, beobachtet Hempelmann. Nach der turbulenten Corona-Zeit quellen die Lager bei einigen Händlern offenbar über – das hohe Angebot lässt die Preise bröckeln.

Rückblick: Zu Beginn der Corona-Pandemie schnellte die Nachfrage nach Fahrrädern und E-Bikes angesichts mangelnder Freizeitalternativen rasant in die Höhe – die Preise zogen an. Gestörte Lieferketten führten zudem zu einem begrenzten Angebot. Viele Räder und Komponenten kamen bei den Händlern zu spät oder gar nicht an. Noch im vergangenen Jahr war Ware knapp.

Das änderte sich im vergangenen Sommer: „Alles, was im Rückstand war, wurde vergangenen Sommer geliefert“, sagt Hempelmann. Viele asiatische Länder hätten nach monatelangen Lockdowns die Produktion nachgeholt und Rückstände ausgeliefert. „Die Hersteller hatten zehntausende Fahrräder auf Lager, bei denen nur noch zwei, drei Komponenten fehlten – etwa Bremsscheiben oder Kassetten. Und diese Fahrräder wurden jetzt geliefert.“ Die Folge: Bei den Händlern füllten sich schlagartig die Lager.

„Einige Händler hatten zu viel bestellt, weil sie gedacht hatten, dass die hohe Nachfrage ewig weitergeht“, sagt Hempelmann. Steigende Energiepreise setzten allerdings dem private Konsum zu, hinzu kam das kühle und regnerische Frühjahr, was die Nachfrage nach Fahrrädern zusätzlich dämpfte.

„Da kann es jetzt lokal zu Rabatten kommen. Oder der ein oder andere Online-Händler stellt fest, dass die Liquidität zur Neige geht. Er versucht daher mit einem Abverkauf die Liquidität zu retten.“ Instesamt sei die Nachfrage aktuell aber immer noch höher als vor der Pandemie.

Nach dem Auf und Ab während der Corona-Jahre hat sich nun aber etwas Grundlegendes geändert: „Die Mechanismen des Marktes sind wieder in Kraft.“ Hempelmann sagt, die Fahrrad- und E-Bike-Hersteller könnten inzwischen auch nicht mehr mit höheren Transportkosten argumentieren. „Die Containerpreise waren zeitweise bei 14 000 bis 15 000 Dollar pro Container. Jetzt sind sie wieder auf ein normales Niveau zwischen 1000 und 2000 Dollar runtergegangen.“

Wer jetzt darüber nachdenkt, ein Fahrrad oder ein E-Bike zu kaufen, muss sich nach Einschätzung des VDZ-Vizes keine Sorgen machen, dass die Preise wieder bald steigen könnten. „Es ist genug Ware da, es ist genug Auswahl da, es wird genug nachgeliefert. Der Warendruck wird auch in dieser Saison nicht eklatant größer oder kleiner werden. Wir haben wieder normale Verhältnisse, alles ist wieder ausreichend vorhanden.“

Hempelmann, der selbst Inhaber eines Fahrradgeschäfts im nordrhein-westfälischen Lage ist, beobachtet außerdem: „Die Leute sind sehr kritisch, was höhere Preise angeht. Der ein oder andere Hersteller hat vielleicht etwas gepokert, höhere Preise beim Endkunden durchzusetzen, muss jetzt aber gegensteuern.“ Ein Rückgang der Listenpreise in der Breite sei aber nicht festzustellen.

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