Die Geldpolitik rückt wieder in den Fokus

von Redaktion

Gute Nachrichten aus den Unternehmen prägten die abgelaufene Börsenwoche. Die großen US-Banken bilanzierten nur geringfügige Anstiege bei den Kreditrückstellungen, und die Finanzen der privaten Haushalte in den USA erscheinen weiterhin stabil. Daher gaben die US-amerikanischen Geldinstitute auch einen positiven Ausblick. Auch Technologieunternehmen erfüllten im Wesentlichen die in sie gesteckten hohen Erwartungen.

Der Vorwurf, dass die Unternehmen die Inflation mit ihren zu hohen Kostenweitergaben an die Kunden und Verbraucher beschleunigt haben, muss allerdings etwas differenzierter betrachtet werden. Tatsächlich haben sich die Margen der Unternehmen in den vergangenen Quartalen vielfach stabil gehalten oder sogar erhöht. Vielen Unternehmen kam dabei die weiterhin kräftige Konsumnachfrage zugute, die ihnen gute Geschäfte bescherte. Allerdings beendete dies eine langjährige Phase, in der der weltweite Wettbewerb und die große Konkurrenz zwischen den Unternehmen kaum Preissteigerungen zuließ. Derselbe Wettbewerb wird auch dafür sorgen, dass künftig die Preisüberwälzungen auf die Verbraucher nicht mehr so einfach möglich sein werden.

Die Börsenreaktionen auf die guten Unternehmenszahlen blieben gemischt. Kursanstiegen bei den Banken standen Abschläge bei den Technologieunternehmen gegenüber, bei denen noch höhere Ertragshoffnungen für Anleger nicht gerechtfertigt erscheinen.

Dass es im Technologiesektor künftig etwas langsamer vorangehen sollte, liegt auch in einem Umbau des Technologieindex Nasdaq, bei dem das Gewicht der besonders erfolgreichen Unternehmen abgesenkt wurde.

Insgesamt bestätigte aber auch diese Börsenwoche wieder, wie stabil bislang die Volkswirtschaften angesichts eines historischen Zinsanstiegs bisher geblieben sind. Und auch beim Zinsausblick brachten die vergangenen Handelstage etwas Entspannung. Anscheinend reift auch in den Notenbanketagen der Gedanke, dass es langsam erst einmal genug ist mit den Zinsanhebungen. Momentan liegt der Leitzins in den USA bei einer Spanne von fünf bis 5,25 Prozent, im Frühjahr 2022 waren es noch 0,5 Prozent gewesen.

Die Geldpolitik wird auch in der kommenden Woche das zentrale Thema an den Börsen sein. Es steht mal wieder eine Woche der Notenbanken ins Haus: Die US-Notenbank Fed dürfte beim Zinsentscheid am Mittwoch das Leitzinsintervall letztmalig um 25 Basispunkte erhöhen. Am Donnerstag wird dann die Europäische Zentralbank (EZB) mit einem Zinsschritt um ebenfalls ein Viertel Prozentpunkt folgen.

Hier ist der Ausblick spannender: Zuletzt hatten selbst einige Mitglieder des Falkenlagers in der EZB darauf hingewiesen, dass der weitere Zinsweg von der Entwicklung der Datenlage abhängig sein wird und damit nicht mehr in Stein gemeißelt ist. Auch die EZB ist also wohl nicht mehr weit vom Zinsgipfel entfernt.

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