Aussichten für deutsche Wirtschaft trüben sich ein

von Redaktion

VON JÜRGEN MICHELS

Die Konsolidierung an den Aktienmärkten setzt sich, wie von uns erwartet, fort. Dies dürfte maßgeblich darauf zurückzuführen sein, dass die global stark gestiegenen Zentralbankzinsen die Nachfrage schwächen. Diese Woche haben das eine Reihe von Stimmungsindikatoren eindrücklich dokumentiert. So enttäuschten die vorläufigen August-Ergebnisse des Einkaufsmanagerindex, einer Umfrage unter Unternehmen. Dabei ist die Stimmung im Dienstleistungssektor in den USA und im Euro-Raum eingebrochen. Die am Freitag veröffentlichten Zahlen des ifo-Index haben mit einem erneuten spürbaren Rückgang die Erwartungen ebenfalls nicht erfüllt und deuten darauf hin, dass die Aussichten für die deutsche Wirtschaft für den restlichen Jahresverlauf trübe bleiben.

Die vom Statistischen Bundesamt bestätigte Stabilisierung des deutschen BIP im zweiten Quartal dürfte daher nach den Rückgängen in den beiden Winterquartalen nicht der Beginn einer wirtschaftlichen Belebung sein, sondern eher ein Luftholen vor dem nächsten Untertauchen.

Während bei der Binnennachfrage die gestiegenen Zinsen sich bisher besonders in der Bautätigkeit bemerkbar gemacht haben, wo die Neuaufträge regelrecht eingebrochen sind, werden auch andere Branchen ihre Investitionsplanungen aufgrund der gestiegenen Finanzierungskosten eindampfen.

Und auf der Exportseite sollte es zwar zusätzliche Lieferungen in Richtung USA geben, die erhoffte Erholung des wichtigen chinesischen Marktes dürfte aber ausbleiben. China kämpft weiterhin mit Problemen im Immobiliensektor und einem schwachen Konsumentenvertrauen.

Selbst wenn sich Richtung 2024 die Nachfrage aus China wieder verbessert, sollten deutsche Unternehmen nicht darauf setzen, dass sich der Trend stark steigender Exporte in das Land der Mitte, wie er vor dem Ausbruch von Corona und dem russischen Angriff auf die Ukraine zu verzeichnen war, fortsetzen wird. Der von China forcierte Beschluss, dass sich die Gruppe der Brics-Staaten um Argentinien, Ägypten, Äthiopien, den Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate erweitern wird, ist ein Beleg dafür, dass sich die geopolitischen Rahmenbedingungen weiter verschieben. Es ist also nicht nur eine Frage, ob wir uns weniger abhängig von China machen wollen, sondern mit dem Knüpfen von neuen Allianzen ist auch China dabei, sich wirtschaftlich unabhängiger von den USA und deren Verbündeten zu machen.

Trotz der eher trüben Entwicklungen diese Woche gab es aber auch einen Lichtblick. Die beeindruckenden Geschäftszahlen von Nvidia zeigen, dass es sich lohnt, innovativ zu sein. Dies sollten sich auch die Entscheider in Politik und Unternehmen hierzulande immer wieder vor Augen führen.

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