Alternative Fertighaus

von Redaktion

VON STEFANIE HUTSCHENREUTER

Fertighäuser erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Inzwischen ist hierzulande fast jedes vierte neue Ein- und Zweifamilienhaus ein Fertighaus. Zwar sieht sich auch der Fertighausbau mit einem kleiner werdenden Auftragspolster konfrontiert, die Lage scheint aber nicht ganz so prekär wie im Rest des Bausektors. „Gestiegene Bauzinsen, Inflation und Förderchaos, dazu eine wenig verlässliche Politik aus Berlin haben zuletzt viele Menschen verunsichert, die von einem Eigenheim träumen. Die nächsten acht Monate sind unsere Unternehmen aber noch überwiegend gut ausgelastet“, sagt Achim Hannott, Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Fertigbau (BDF). Ein Grund dafür mag sein, dass Fertighäuser generell im Trend liegen. Ihr Marktanteil bei den Ein- und Zweifamilienhäusern ist von rund 13 Prozent um die Jahrtausendwende auf 22,8 Prozent im Jahr 2022 gewachsen.

Vorteile

Immer mehr Bauherren schätzen die Vorzüge der Holzfertigbauweise wie eine hohe Energieeffizienz, optimierte, zeitsparende Baustellenabläufe und Planungssicherheit dank Festpreisgarantie. Auch die klimafreundliche Bauweise mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz ist ein Argument pro Fertighaus, das zunehmend an Bedeutung gewinnt, nicht zuletzt auch deshalb, weil die höchsten Förderstufen der KfW-Förderkredite für Neubauten inzwischen nicht mehr nur an die Energieeffizienz des Gebäudes, sondern auch an das Erreichen von Nachhaltigkeitsstandards beim Hausbau gekoppelt sind.

Nachteile

Dass Fertighäuser in puncto Energiebilanz meist besonders gute Werte aufweisen, könnte künftig dazu führen, dass ihr Wiederverkaufswert steigt. Aber noch ist der Preis beim Verkauf eines älteren Fertighauses im Durchschnitt niedriger als bei einem vergleichbaren massiven Gebäude – einer der größten Nachteile von Fertighäusern. Erik Stange, Sprecher des Bauherren-Schutzbund e.V., sieht einen weiteren Nachteil in der Holzfertigbauweise: „Holzkonstruktionen sind weniger fehlertolerant und anfälliger für Feuchteschäden. Deswegen sollten Bauherren auf eine sorgfältige Planung und Bauausführung achten. Es empfiehlt sich, insbesondere die schadensträchtigen Arbeiten an Abdichtungen und Installationen von einem unabhängigen Sachverständigen überprüfen zu lassen.“

Eigenleistung

Hersteller bieten ihre Fertighäuser fast immer auch günstiger als Ausbauhäuser an. Solche Zwischen-Ausbaustufen lauten zum Beispiel „technikfertig“, „fast fertig“ oder auch „Bad-Komplett-haus“. Jeder Hersteller verwendet seine eigenen Bezeichnungen. Bei manchen fehlen lediglich Boden- und Wandbeläge, bei anderen ist noch nicht einmal die Heizung enthalten. Preiswerter wird der Bau vor allem, wenn Bauherren die fehlenden Gewerke in Eigenleistung ausführen können. Dabei sollte man sich aber keinesfalls überschätzen. Außerdem muss klar sein, dass für selbst verursachten Pfusch niemand in Haftung genommen werden kann.

Finanzierung

Früher, als Fertighäuser hauptsächlich standardisierte Typenhäuser waren, wurden sie im Vergleich zu konventionell gebauten Häusern meist günstiger angeboten. Heute hat sich dieser Preisvorteil relativiert, weil die Branche individueller und hochwertiger baut. Durch die höhere Qualität profitieren Neubaukunden von renommierten Fertighausherstellern jedoch bei der Darlehensvergabe: Anbieter von Baufinanzierungen wie zum Beispiel HypoVereinsbank, ING und Allianz machen bei der Kreditentscheidung heute nahezu keinen Unterschied mehr hinsichtlich der Bauart der Immobilie.

Bauherren von Energiespar-Fertighäusern genießen oft sogar Konditionsvorteile für die Baufinanzierung. Die Allianz etwa bietet einen Zinsabschlag von bis zu 0,20 Prozentpunkten für Häuser mit Energieeffizienzklasse A+, 1822direkt einen von 0,05 Prozentpunkten. Aktuell liegen die Bauzinsen laut den Marktanalysten von Hüttig & Rompf zwischen 3,43 und 3,94 Prozent bei zehnjähriger Zinsbindung (Stand: 14. Dezember 2023). Auch Versicherer wie Debeka bieten vergünstigte Sondertarife für Fertighäuser bei Bauherrenhaftpflicht und Bauleistungsversicherung. Der Grund: Die Baustellenphase ist bei Fertighäusern wesentlich kürzer als bei konventionellen Bauten.

Besonderheit

Manche Fertighaushersteller verlangen vor Baubeginn eine Bankbürgschaft. Weil nicht alle Banken die Vorlagen der Haushersteller akzeptieren, empfiehlt Wolfgang Kennel vom Baufinanzierungs-Vermittler Planethome, sich rechtzeitig um eine Finanzierung zu kümmern und diesen Punkt zu klären. „Viele Banken haben eigene Vordrucke“, so Kennel.

Seriöse Anbieter

Seriöse Fertighaushersteller lassen sich am Siegel der Qualitätsgemeinschaft Deutscher Fertigbau (QDF) erkennen. Es steht für die Einhaltung strenger Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstandards. Hersteller, die das QDF-Siegel tragen, werden durch unabhängige Sachverständige mehrmals im Jahr auf Einhaltung der Kriterien geprüft.

Anbieter-Parks

Für die Suche nach dem passenden Haus mit Anbieter hat die Fertigbau-Branche einen speziellen Service: In ganz Deutschland verteilt gibt es Parks mit Ausstellungshäusern verschiedener Hersteller. Hier können sich Interessierte Inspirationen für den Hausbau holen und auch gleich erste Kontakte zu potenziellen Baupartnern knüpfen. Online unter www.fertighauswelt.de sind Hausausstellungen gelistet.

Mehr Informationen

Ein mehrseitiges Dossier zum Thema „Fertighaus“ gibt es kostenlos per E-Mail von: ratgeber@biallo.de.

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