Gutes Olivenöl wird rar

von Redaktion

Extreme Hitze, Wassermangel und Schädlinge machten den Bauern die Olivenernte in den vergangenen zwei Sommern schwer. In der EU sank die Produktion um schätzungsweise 40 Prozent. Die Folgen sind schlechtere Qualität zu deutlich höheren Preisen. Es entsteht erstmals der Eindruck, dass sich die Klimakrise in einem Lebensmitteltest niederschlägt, sagt die Stiftung Warentest. Sie hat 23 Olivenöle auf Herz und Nieren geprüft (test-Heft 03/2024). Das Ergebnis ist ernüchternd: 2022 schnitten noch gut zwei Drittel der Öle mit „gut“ ab, im aktuellen Test nur noch vier von 23.

Öl-Arten

Öl ist nicht gleich Öl – es gibt verschiedene Qualitätsstufen. Natives Olivenöl extra ist die Bezeichnung für Öle der höchsten Güteklasse. Diese müssen ein Mindestmaß an Fruchtigkeit aufweisen und ohne sensorische Fehler sein, das heißt der Säuregehalt muss stets unter 0,8 Prozent liegen. Die Gewinnung erfolgt mechanisch und ohne Wärmezufuhr, also kaltgepresst. In Deutschland ist diese Sorte am häufigsten vertreten.

Natives Olivenöl wird wie Nativ-extra-Öl produziert, die Anforderungen an die chemische Qualität sind aber weniger streng, so Stiftung Warentest. In dieser Qualitätskategorie werden sensorische Fehler toleriert, der Säuregehalt darf maximal zwei Gramm pro 100 Gramm Öl enthalten. Anders als im europäischen Ausland ist natives Olivenöl in Deutschland kaum auf dem Markt zu finden.

Olivenöl aus raffinierten und nativen Ölen wird zunehmend als Brat-Olivenöl verwendet.

Preisentwicklung

Im letzten Test 2022 lag der Durchschnittspreis für einen Liter natives Olivenöl extra noch bei 10,30 Euro, aktuell ist dieser auf 15,70 Euro angestiegen. Discounter-Öle und das viel verkaufte Bertolli Originale kosten rund doppelt so viel wie damals, bei weiter steigenden Preisen.

Testsieger

In der Güteklasse nativ extra überzeugen nur zwei Olivenöle wirklich. Das Cosmo di Russo Caieta aus Italien für 46 Euro pro Liter und das Rapunzel-Bio-Öl aus Kreta für 34 Euro. Aus der Gruppe der Bratöle empfiehlt die Stiftung Warentest zwei Bio-Produkte. Das von Alnatura für 18,70 Euro und von Byodo für 20 Euro.

Preistipp

Günstiges Öl mit „befriedigender“ Bewertung gibt es bei Rewe: Das Olivenöl nativ extra von Ja für 10,70 Euro pro Liter mit der Gesamtnote 2,6.

Umwelttipp

Bio-Öle werden aus Oliven gewonnen, deren Anbau Wasser spart und die Böden schont, so die Tester.

Durchgefallen

Sechs Öle fallen mit der Note „mangelhaft“ durch den Test. Darunter waren die Marken Edeka Gut&Günstig und die beiden Kaufland-Öle. Vor allem in der sensorischen Prüfung zeigten sich im Labor wohl etliche Schwächen dieses Olivenöl-Jahrgangs, Stichworte ranzig, stichig und schlammig. Diese Öle hätten laut der Olivenöl-Verordnung der EU nicht in der Güteklasse als „nativ-extra“ verkauft werden dürfen, da diese frei von sensorischen Fehlern sein müssten, sagen die Tester.

Geschmackstest

Wenn das Öl ranzig schmeckt, spricht das für Sauerstoffkontakt oder angegriffene Rohware wie beschädigte Oliven. Ein stichig-schlammiges Öl ist typisch für Früchte, die vor dem Pressen zu lange warm gelagert wurden und angegoren sind. Die Klimaveränderungen verschieben hier die Arbeitsprozesse, die Früchte sind viel früher reif und können nicht erst im kühleren Herbst geerntet werden, heißt es seitens der Warentest. Geschmacklich geht die Tendenz der Öle auch immer mehr zu weniger Frische. Grund dafür sind relativ hohe Mengen an Chlorophyll-Abbauprodukten, die sich etwa durch Wärme bilden. Außerdem sind Fettstufen namens 1,2-Diglyceride, welche Frische signalisieren, wenig zu finden.

Schadstoffe

Drei der geprüften Öle bekamen die Schadstoffnote „ausreichend“. Filippo Berio und die Bratöle von Bertolli und Rewe Beste Wahl sind stark mit aromatisierten Mineralölkohlenwasserstoffen (Moah) belastet, warnen die Tester. Diese gelten als möglicherweise krebserregend und werden zum Beispiel von den Erntemaschinen eingetragen. Alle drei Öle überschritten den Orientierungswert von Lebensmittelüberwachung- und wirtschaft.

Das Bratöl von Bertolli enthalte außerdem mehr gesättigte Mineralölkohlestoffe (Mosh),von denen sich einige in den Organen ansammeln können, als der Orientierungswert vorsieht. Die Tester fanden auch noch höhere Mengen an dem Fettschadstoff 3-MCPD-Ester im Bertolli-Bratöl und dem von Öl Rewe Beste Wahl. Die Ester bilden sich, wenn Öle raffiniert werden und sie stehen im Verdacht, krebserregend zu sein.  rauh

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