Börsenhändler an der Wall Street in New York: Auch wer in Dividendenaktien investiert, sollte global streuen und unter anderem US-Papiere kaufen. Am einfachsten geht das mit Fonds und ETFs. © IMAGO/John Angelillo
Zu den bekanntesten und sichersten Anlagemöglichkeiten gehören Sparbuch und Tagesgeldkonto. Für das dort eingezahlte Geld erhalten Anleger und Anlegerinnen Zinsen. Diese liegen aber oft unterhalb der Inflationsrate. Per Saldo wäre damit der gesparte Betrag durch den Preisanstieg von Gütern und Dienstleistungen künftig weniger wert, als er es heute ist. Einen Ausweg bieten Dividendenfonds. Mit ihnen setzen Anleger und Anlegerinnen auf viele verschiedene Firmen, die ihre Aktionäre regelmäßig mit Dividendenzahlungen an den Unternehmensgewinnen beteiligen.
Solide Unternehmen mit starker Bilanz
Dividendenstarke Aktien sind häufig ein Indiz dafür, dass die entsprechenden Unternehmen solide aufgestellt sind und profitabel wirtschaften. „Auf dem Aktienmarkt gibt es Unternehmen, die als Dividenden-Aristokraten bezeichnet werden, weil sie ihre Dividende kontinuierlich erhöhen“, erläutert Fernando Luque, Experte der Fondsratingagentur Morningstar. Um diese Bezeichnung zu erhalten, müsse das Unternehmen seine Dividendenzahlungen an die Aktionäre in mindestens 25 aufeinanderfolgenden Jahren kontinuierlich erhöht haben. Das setzt natürliche eine relativ starke Bilanz voraus. „Diese Unternehmen zeichnen sich durch stabile Erträge, eine solide Finanzlage und das Bestreben aus, durch regelmäßige Dividendenzahlungen Werte an ihre Aktionäre zurückzugeben“, so der Fondsexperte.
Dividendenperlen müssen allerdings nicht immer genau diesem „Aristokraten-Prinzip“ entsprechen. Wichtig ist, dass die börsennotierten Unternehmen, die regelmäßig Dividenden ausschütten, stark am Markt positioniert sind und gute Voraussetzungen dafür schaffen, dass der Aktienkurs steigt. „Dividenden sind kein Modetrend, der nur in bestimmten Marktphasen interessant erscheint. Gut gemachte Dividendenstrategien können bis zu fünf Prozent Dividendenrendite jährlich erbringen“, sagt Dyrk Vieten, Geschäftsführer der Ficon Vermögensmanagement GmbH. Zudem könnten Dividendenaktien von möglichen Kursgewinnen profitieren. So schnitten Dividendentitel in den vergangenen Jahren in schwachen Konjunkturphasen deutlich besser ab als der gesamte Aktienmarkt, da sich Dividenden in der Regel stetiger als die Unternehmensgewinne entwickeln. „Historisch ist belegt, dass die Dividende mehr als 50 Prozent an der Aktienperformance ausmacht“, resümiert der Vermögensverwalter. So werden die durch Dividenden angehäuften Gewinne zu einer Art Puffer, wenn die Aktienkurse bei einem Börsencrash mal nachgeben. Auch deshalb schneiden Dividendenaktien in schlechten Börsenphasen meist etwas besser ab als der gesamte Markt.
Einfach mit Fonds und ETFs investieren
Wo hohe Dividenden winken und welche Dividendenzahler besonders gute Aussichten auf steigende Kurse haben, ist für Anleger allerdings oft schwer abzuschätzen. Hinzu kommt: Wer die Risiken bei der Aktienanlage senken will, sollte in möglichst viele Konzerne gleichzeitig investieren. Das kann teuer werden. Einen Ausweg bilden hier Fonds. Bei aktiven Fonds übernehmen Fondsmanager die Aktienauswahl und suchen nach besonders aussichtsreichen Titeln. Das kostet höhere Gebühren, kann sich aber auszahlen. Bei ETF genannten Indexfonds bilden die Produkte stur einen Aktienindex ab, in dem besonders viele Dividendenzahler stecken. Das spart Aufwand und damit Kosten – weshalb ETFs am Ende oft sogar besser abschneiden als aktiv gemanagte Fonds.
Der größte aktiv gemanagte Dividendenfonds in Europa ist mit einem Anlagevolumen von rund 20 Milliarden Euro der DWS Top Dividende (siehe Tabelle). Hier sind Ölaktien wie Shell, Total Energies oder Schlumberger stark vertreten, außerdem Pharmatitel wie Merck oder Konsumgüterriesen wie Nestlé. Ein weiteres Beispiel ist der Main First Global Dividend Stars. Er investiert in Dividendenwerte weltweit. Zu den Top-Positionen gehören der Autovermieter Sixt, das Pharmaunternehmen AstraZeneca, die Deutsche Post und das Kosmetikunternehmen Estee Lauder (USA). Noch defensiver aufgestellt ist der DJE Zins & Dividende, der in Dividendenaktien und Anleihen gleichzeitig investiert.
Beispiele für passiv investierende ETFs sind unter anderem die Produkte mit den eingangs genannten Dividendenaristokraten von SPDR. Auch hier sind viele Versorger, Finanztitel oder Energieunternehmen vertreten. Den ETF gibt es unter anderem mit einer weltweiten Auswahl von Aktien sowie nur mit US-Werten. Rein auf europäische Dividendenzahler setzt hingegen der Amundi MSCI Europa High Dividend ETF. Der Bezugsindex, der MSCI Europe High Dividend Yield Index, bietet Zugang zu den größten und umsatzstärksten Unternehmen aus 16 europäischen Ländern, die in ihren Ländern die höchsten Dividendensätze aufweisen, darunter Rio Tinto, Allianz, Novartis oder Unilever. Auch beim globalen Aktienindex MSCI World gibt es eine Variante, die Dividendenzahler selektiert. Im Index sind unter anderem United Health, Cisco Systems, Visa oder Microsoft.
Die Sicherheit kostete zuletzt Rendite
Was man aber wissen muss: Dividendenpapiere unterliegen dem Auf und Ab der Börse. Allerdings kommen sie in Börsencrashs meist nicht ganz so stark unter die Räder wie der breite Markt. Dafür werfen sie in der Regel auch nicht so viele Gewinne ab, wenn es an der Börse aufwärts geht. Während der klassische MSCI World in den vergangenen fünf Jahren satte 82 Prozent Gewinn einfuhr, waren es bei der dividendenlastigen Variante MSCI World Quality Dividend nur 54 Prozent. Und: Auch auf Nachhaltigkeit darf man bei den meisten Produkten keinen gesteigerten Wert legen. So bieten etwa Ölkonzerne, Versorger oder Tabakfirmen auch deshalb hohe Ausschüttungen, weil sie Aktionäre damit bei der Stange halten wollen. Und diese Branchen sind in vielen Dividendenfonds vertreten. Kann man damit leben, sind Dividendenpapiere aber besonders für jene Anleger interessant, die wenigstens mit einem kleinen Sicherheitsnetz an der Börse investieren wollen.