Geld bei langer Krankheit

von Redaktion

Eine Reha nach einer komplizierten Operation kann oft Wochen oder Monate in Anspruch nehmen. Arbeiten gehen ist in dieser Zeit oft nicht möglich. © AndreyPopov

Einelangwierige Krankheit oder auch Folgen eines Unfalls können einen für einen langen Zeitraum arbeitsunfähig machen. Psychische Erkrankungen, Krebs und komplizierte Verletzungen sind die Hauptgründe, warum jemand nicht mehr arbeiten kann. Wer Wochen oder Monate dem Arbeitsplatz fernbleibt, muss Einkommenseinbußen hinnehmen. In vielen Fällen leisten zwar erst mal Arbeitgeber und Krankenkasse, doch es wird schnell existenziell, wenn jemand gar nicht mehr an seinen Arbeitsplatz zurückkehren kann. Dann bleibt nur eine Rente vom Staat – und die ist meist niedrig.

■ Krankenkasse

Arbeitnehmer, die in der gesetzlichen Krankenkasse pflichtversichert sind, erhalten im Krankheitsfall in der Regel für bis zu sechs Wochen Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber und danach für maximal 72 Wochen Krankengeld der Krankenkasse. Es beträgt höchstens 90 Prozent vom Nettoeinkommen. Wer freiwillig gesetzlich versichert ist, erhält ebenso Krankengeld, sofern er den allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent entrichtet. Vor allem privat versicherte Selbstständige stehen ab Tag eins der Krankheit ohne Absicherung da, wenn sie nicht privat vorgesorgt haben.

■ Finanzlücke

„Das Krankengeld ist gerade bei höheren Einkommen oft zu niedrig, um die monatlichen Ausgaben zu decken“, sagt Daniela Hubloher von der Verbraucherzentrale Hessen. Das Krankengeld orientiert sich zwar am Einkommen, ist aber gedeckelt. Maximal beträgt es 3622,50 Euro im Monat (30 Tage), abzüglich Sozialversicherungsbeiträge. Das kann schnell zu wenig sein, wenn man mehr verdient. Mit einer privaten Krankentagegeldversicherung lässt sich die Finanzierungslücke schließen.

■ Krankentagegeld

Je früher das Krankentagegeld ausgezahlt wird und je höher es ist, desto höher sind auch die Beiträge. Für Selbständige werden die Beiträge deutlich günstiger, wenn sie bis zum 43. Krankheitstag fehlendes Einkommen aus eigenen Mitteln decken können. Dann fallen für einen 35-jährigen Selbstständigen und auch für Arbeitnehmer für ein Krankentagegeld von 100 Euro pro Tag rund 40 Euro an Beitrag pro Monat an.

„Die Leistungsdauer sollte unbegrenzt sein und das Krankentagegeld sollte man nachträglich anpassen können“, rät Hubloher. Auch Krankenkassen bieten Wahltarife zur Krankentagegeldabsicherung an. Sie sind zum Beispiel für Selbstständige interessant, die so die fehlende Lohnfortzahlung durch einen Arbeitgeber ausgleichen können. „Wahltarife haben den Vorteil, dass der Gesundheitszustand nicht in die Beitragskalkulation einfließt wie in der privaten Krankentagegeldabsicherung“, sagt die Verbraucherschützerin.

■ BU-Versicherung

Was passiert, wenn man dauerhaft krank bleibt? Wer keine sechs Stunden am Tag mehr arbeiten kann – egal in welchem Job – erhält eine Erwerbsminderungsrente vom Staat. Im Durchschnitt sind das aber oft nur 1000 Euro im Monat. Gut, wenn man dann auf eine private Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) zurückgreifen kann. „Die Police sollte man am besten in jungen Jahren abschließen, denn in die Kalkulation der Beiträge fließen Alter und Gesundheitszustand mit ein“, rät Philipp Rehberg von der Verbraucherzentrale Niedersachsen.

Viele Policen leisten, wenn man länger als sechs Monate berufsunfähig ist und mindestens zu 50 Prozent nicht mehr im zuletzt ausgeübten Beruf arbeiten kann. „Eine Berufsunfähigkeit sollte auch rückwirkend ab Tag eins der Krankheit anerkannt werden. Denn oft ist zu Beginn einer Krankheit noch gar nicht absehbar, dass man nicht mehr in den Job zurückkehren kann“, sagt Rehberg. Auch wenn die Police nicht gerade günstig ist, sollte die vereinbarte Rente etwa 80 Prozent des Nettogehalts betragen. „Wichtig sind Nachversicherungsoptionen. Wenn man heiratet, Kinder geboren werden, man eine Immobilie kauft, sollte sich die Rentenhöhe anpassen lassen“, rät der Verbraucherschützer. Und das ohne erneute Gesundheitsprüfung. Eine Rente von 1500 Euro kostet einen 30 Jahre alten Versicherungsnehmer rund 60 bis 80 Euro im Monat an Beitrag (zum Beispiel bei Canada Life, Allianz, Europa Versicherungen, Hannoversche).

Wer eine Berufsunfähigkeitsversicherung hat, sollte dennoch nicht auf eine Krankentagegeldabsicherung verzichten: Oft ist zu Beginn einer Erkrankung nicht absehbar, dass daraus eine Berufsunfähigkeit wird. Die Krankentagegeldabsicherung überbrückt dann den Zeitraum bis zur Feststellung.

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