Bei Genossenschaftsbanken können meist nur lokale Anleger investieren. Einige Institute bieten sich aber auch für alle Anleger an. © Imago
Nicht nur die Geldanleger konnten sich in den vergangenen Monaten über attraktive Zinssätze für Tages- und Festgeld freuen. Viele Genossenschaftsbanken haben ihren Mitgliedern in diesem Jahr deutlich mehr Dividende ausgeschüttet als in den letzten Jahren.
■ Höherer Durchschnitt
Die Genossenschaftsbanken zahlten in diesem Jahr durchschnittlich 3,72 Prozent Dividende für das zurückliegende Geschäftsjahr. Im letzten Jahr waren es 3,02 Prozent und davor nur 2,84 Prozent.
■ Meist regional
Wer von Dividenden einer Genossenschaftsbank profitieren will, muss meist in deren Geschäftsgebiet wohnen und zudem Kunde sein, also beispielsweise ein Gehaltskonto dort führen. Das ist bei den meisten der knapp 700 genossenschaftlichen Institute so. Man sollte also zunächst in seiner Nähe nach einer Volks- und Raiffeisenbank, einer PSD- oder einer Sparda-Bank schauen.
■ Jeder willkommen
Aber gut 30 Banken geben an, dass bei ihnen eine Mitglied-schaft bundesweit möglich sei. Das sind vor allem die PSD- und Sparda-Banken, aber auch Spezial-Institute wie die Apobank, also die Apotheker- und Ärztebank, die Münchener Hypothekenbank oder die ökologisch orientierte GLS Bank. Aber auch ganz „normale“ Volks- und Raiffeisenbanken wie die im Hochtaunus oder die Volksbank Überlingen freuen sich über jedes neue Mitglied, egal woher es kommt.
■ Satte Prozente
Einen der höchsten Sätze schüttete die am Niederrhein beheimatete Volksbank Emmerich Rees mit 14 Prozent aus. Die Braunschweiger Volksbank Brawo zahlt ihren Mitgliedern mit 10 Prozent genauso viel wie die Raiffeisenbank Elbmarsch. Doch leider können die Kunden am Niederrhein und im hohen Norden nur einen Anteil von 100 Euro zeichnen, auf den es dann die Dividende gibt. In Braunschweig und Wolfsburg sind es immerhin 1500 Euro. Aber was nutzen zweistellige Dividenden, wenn man nur wenig investieren kann? Zumal nur ein paar Banken einen internetbasierten Antragsprozess anbieten. Beim Rest hat man viele Papier-Formulare auszufüllen und in die Post zu geben. Da lohnt sich der Aufwand bei niedrigen Anlagebeträgen einfach nicht.
■ Ausnahmen
Anders ist das bei der Münchener Hypothekenbank mit ihrem bequemen Online-Prozess und einer Anlagesumme von maximal 70 000 Euro pro Person, die jeder zeichnen kann. Das Gleiche gilt für die VR Bank Niederbayern-Oberpfalz, bei der man 50 000 Euro investieren könnte. Beide haben aktuell jeweils 4 Prozent ausgeschüttet. Das waren in diesem Jahr bis zu 2800 beziehungsweise 2000 Euro Maximalbetrag pro Person.
■ Langfristiges Engagement
Der Erwerb von Genossenschaftsanteilen ist ganz anders als ein Investment in Tagesgeld, das einem bei Bedarf am nächsten Tag wieder zur Verfügung steht. Man sollte ein solches Investment als ein langfristiges finanzielles Engagement sehen. Dies aus zwei Gründen. Zum einen muss man eine unterschiedlich lange Kündigungsfrist beachten. Die Mehrzahl der Genossenschaftsbanken begnügt sich mit einer kurzen Frist von drei Monaten. Aber es gibt andere wie die Apobank, die 24 Monate jeweils zum Jahresende in ihrer Satzung festgelegt hat. Ist das Jahr vorbei, muss man noch ein paar Monate auf sein Geld warten, bis die Gesellschafterversammlung die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr beschlossen hat. Und für diese Zeit vom 1. Januar bis zur Ausschüttung gibt es auch keine Dividende.
■ Sicherheit
Ein solches unternehmerisches Investment kann für Geldanleger als Beimischung interessant sein. Genossenschaftsanteile unterliegen zwar keiner Einlagensicherung wie Tages- oder Festgeld. Aber die Banken stützen sich im Ernstfall gegenseitig. Es hat daher noch nie eine Insolvenz einer VR-Bank gegeben.
■ Starke Stellung
Die knapp 700 Genossenschaftsbanken haben in Deutschland gut 30 Millionen Kunden. Von denen wiederum sind knapp 18 Millionen Anteilseigner dieser Geldhäuser. Sie haben einen oder mehrere Genossenschaftsanteile gezeichnet und sind dadurch Miteigentümer. Natürliche und meist auch juristische Personen mit festem Wohnsitz in Deutschland können Mitglied einer Volks- und Raiffeisenbank, einer Sparda- oder PSD-Bank werden.
Und wenn der Name wie bei der Münchener Bank den Hintergrund nicht gleich verrät, dann der Zusatz „eG“, was für „eingetragene Genossenschaft“ steht. Das genossenschaftliche Grundprinzip reicht weit ins 19. Jahrhundert zurück. 1843 gründeten 50 Bürger im württembergischen Öhringen die erste Kreditgenossenschaft unter dem Namen „Öhringer Privatspar- und Leihkasse“, die heute noch unter dem Namen Volksbank Hohenlohe existiert.