Wohin alte Kleidung nun kommt

von Redaktion

Altkleider kommen künftig auch dann in den Container statt in die Tonne, wenn sie kaputt sind. © Arne Trautmann/Panthermedia

Inventur im Kleiderschrank: Gut jedes fünfte Kleidungsstück wird fast nie getragen. Kauft man diese Kleidung gar nicht erst, schont man den Geldbeutel und zugleich die Umwelt. © Panthermedia

Die alte Klamotte, löchrig und ausgeleiert. Ach, ab in die graue Mülltonne. Stopp! Das ist ab Januar nicht mehr erlaubt. Die EU hat neue Vorgaben für alte Textilien gestrickt. Denn ein Durchschnitts-Europäer kauft jedes Jahr fast 26 Kilogramm Textilien und wirft etwa elf Kilogramm davon weg. Die werden derzeit zu knapp 90 Prozent deponiert oder verbrannt. Dabei steckt in der Kleidung viel Aufwand.

Die Europäische Umweltagentur schätzt zum Beispiel, dass allein die Herstellung eines Baumwoll-T-Shirts etwa 2700 Liter Wasser braucht. Darum soll der Textilmüll nun vermieden, mehr recycelt werden. Was heißt das genau für Konsumenten hierzulande? Philip Heldt, Experte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, klärt für diese Zeitung sieben entscheidende Fragen.

Wohin mit der kaputten Socke?

Alle Kleider, die kaputt sind, kann man bisher in die graue Restmülltonne werfen. „Das ändert sich ab dem kommenden Jahr“, sagt Verbraucherschützer Heldt. Dann gehörten alle Textilien in den Altkleidercontainer, selbst wenn sie nicht mehr tragbar sind, weil etwa Motten Löcher reingefressen habe.

Was ändert sich ab 2025 genau?

Europaweit müssen dann Alttextilien gesammelt werden. Dazu gehören neben ausrangierten Kleidungstücken auch Bettwäsche, Handtücher, Vorhänge, andere Gebrauchstextilien. Sie sollen nicht einfach auf den Müll und dann verbrannt, sondern weiter genutzt oder recycelt werden. „Denn die Bekleidungsindustrie“, erklärt Heldt, „gilt als einer der größten Umwelt- und Klimasünder. Sie verursacht mehr Treibhausgase als alle internationalen Flüge und Schiffe zusammen.“ Deutschland allerdings habe bereits ein gutes Sammelsystem. Heldt: „Jeder findet heute schon in seiner Nähe einen Altkleidercontainer. Und sie sind auch in Zukunft ausreichend.“

Was passiert, wenn man Kleidung wegwirft?

In Deutschland besteht schon heute formell eine Pflicht zur Trennung von Abfällen. „Landet in der Bio-Tonne zum Beispiel Plastikmüll, kann es sein, dass die Müllabfuhr die Tonne stehen lässt. Mehr droht bisher nicht. Das wird bei alten Klamotten genauso werden“, meint der Verbraucherschützer. Zumal sich im Hinterhof eines mehrgeschossigen Wohnhauses auch gar nicht rausfinden lasse, wer da geschludert hat.

Wo landen die alten Textilien?

In Deutschland kommen heute viel mehr ausrangierte T-Shirts, Hosen, Pullis zusammen als früher. Die guten Stücke werden nach wie vor aussortiert, dann an soziale Einrichtungen weitergegeben, aber vor allem an Profi-Verwerter verkauft. Nur: Mittlerweile sei das Gros gar nicht mehr tragbar, sagt Heldt. Er meint: „Die Qualität ist zu schlecht, ja, billig.“ Die Nähte rissen schnell, die Stoffe seien oft schnell verwaschen, dünn oder sogar durchsichtig. Denn im Trend lägen Klamotten, die für wenige Euro gekauft und auch nur wenige Male getragen würden – womöglich nicht mal eine Saison. Eigentlich gehörten sie ins Recycling, um aus alten neue Kleider zu machen. Aber das klappe bisher nur selten.

Wieso hakt es bisher beim Recycling?

„Die Technik ist da“, erklärt Heldt, „Textilabfälle werden nach Farbe und Material sortiert, dann zerrissen und zermahlen, dieses mechanische Recycling funktioniert auch im industriellen Maßstab.“ Das Problem: Mit der schnellen Billig-Mode, der sogenannten Fast-Fashion, nimmt auch der Polyesteranteil in der Kleidung zu. Polyester basiert auf Erdöl. Das ist vergleichsweise günstig. Also wird zum Beispiel die teurere Baumwolle oft ersetzt. Die Gemische aus Natur- und Chemiefasern lassen sich aber nicht auseinanderdröseln, sind darum kaum zu recyceln und werden zumeist verbrannt.

Wann werden aus alten Kleidern neue?

Derzeit würden neue Recyclingverfahren entwickelt, sagt Heldt. Darüber hinaus müssten Designer künftig allerdings auch durch rechtliche Vorgaben dazu gebracht werden, T-Shirts und Hosen zu schaffen, die recyclingfähig seien, meint der Verbraucherschützer. Das heiße zum Beispiel, die Naht von einer Hose aus Baumwolle nicht mehr wie heute oft mit einem Polyester-Garn sondern auch aus einem Baumwollfaden zu machen, damit die Hose recycelt werden kann.

Was tun beim Kleiderkauf?

„Jedes fünfte Kleidungsstück im Schrank wird so gut wie nie getragen“, sagt Heldt. „Das bedeutet im Umkehrschluss, dass sich die Deutschen 20 Prozent ihres Einkaufs in Kleidungsgeschäften sparen könnten.“ Werden Kleidungsstücke öfter und länger getragen, auch mal repariert, müsse gar nicht so viel produziert, gesammelt und recycelt werden.

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