Selbstverbraucher sparen

von Redaktion

Neue PV-Regeln machen den Selbstverbrauch von Solarstrom attraktiver. © Sven Simon/Imago

Wer sein E-Auto an der heimischen Solaranlage lädt, kommt heute schon deutlich günstiger weg als mit Benzin von der Tankstelle. Wer seine Solaranlage darüber hinaus klug nutzt, kann damit weitere 370 Euro im Jahr sparen. Das zeigt eine Studie des Energiekonzerns Eon. Entscheidend dafür: Die Kunden nutzen ein sogenanntes Energiemanagementsystem, das den Strom aus der hauseigenen PV-Anlage so steuert, dass er die höchste Wertigkeit hat. Über 20 Jahre Laufzeit sind damit bis zu 7400 Euro möglich. Das kann schon mal die ganze Solar-Anlage finanzieren.

Dafür geht Eon von einer vierköpfigen Familie aus, die sowohl eine PV-Anlage (9,3 kW), einen Batteriespeicher (7,68 kWh) als auch ein E-Auto (70 kWh) hat. Im Basisszenario verbraucht die Familie ihren Solarstrom ungeplant. Gibt es keinen Strom vom Dach, bezieht sie ihn aus dem Netz. Braucht sie den Strom vom Dach nicht, speist sie ihn ins Netz. Der Grundgedanke: Durch Beschaffung, Netzentgelte und Steuern kostet der Netzstrom (35ct/kWh) weit mehr, als die Einspeisevergütung für Solarstrom (7,94 ct/kWh) bringt. Jede selbst genutzte Kilowattstunde spart also bares Geld.

■ Große Ersparnis

Das Energiemagementsystem soll den Solarstrom nun so leiten, dass er möglichst vollständig selbst genutzt wird. Laut Eon kann das System auch Wetterprognosen miteinbeziehen und die Ladevorgänge entsprechend steuern. Die größte Ersparnis gebe es in einer Konstellation, bei der ein Elternteil im Homeoffice arbeitet und einer bis zu drei Tage pro Woche in die Arbeit fährt. Inklusive Freizeitfahrten ergibt sich daraus eine Jahresfahrleistung von 9240 Kilometern. Im Haushalt verbraucht die Familie pro Jahr 4000 kWh. Durch das Energiemanagement-System spart sie die besagten 370 Euro im Jahr, verglichen mit einer ungesteuerten Solaranlage. Die Ersparnis hänge aber stark vom Verbrauchsverhalten ab: Sind die Erwachsenen nur im Homeoffice, liegt der jährliche Mehrertrag nur noch bei 180 Euro. Immerhin noch 3600 Euro auf 20 Jahre. Weitere Optionen wie eine Wärmepumpe, eine smarte Waschmaschine oder ein Heizschwert für Warmwasser wurden in der Studie nicht betrachtet. Eon verbaut die smarten Energiemanagementsysteme inzwischen standardmäßig mit seinen PV-Anlagen. Für Eigenkunden kostet das Energiesystem 199 Euro, später soll das Angebot auch auf Drittanbieter erweitert werden. Die Systeme gibt es natürlich auch bei anderen Installateuren – und lassen sich relativ leicht nachrüsten. Allerdings sollte man darauf achten, dass die gewünschten Geräte auch kompatibel mit der Steuerung der Geräte sind. Grundsätzlich sollte man vor dem Kauf die Preise vergleichen, damit die Anschaffung nicht die Ersparnis frisst.

■ Neue Gesetze

Smarter Stromverbrauch ist besonders für jene wichtig, die erst noch eine PV-Anlage kaufen wollen. Denn einige neue Gesetze sollen verhindern, dass überschüssiger PV-Strom die Gesellschaft belastet. Dafür haben Grüne, SPD und Unionsparteien in diesem Jahr das Energiewirtschaftsgesetz reformiert. Damit bekommen bereits heute neue Anlagen in Stunden mit Stromüberschüssen im Netz keine Einspeisevergütung mehr. Denn am Markt ist überschüssiger Solarstrom häufig nichts wert. Die „entgangenen Stunden“ können Anlagenbesitzer aber nach den 20 Jahren Förderdauer „nachholen“. Um die EEG-Förderung – inzwischen im Bundeshaushalt angesiedelt – zu entlasten, ist es durchaus möglich, dass der Gesetzgeber den PV-Besitzern in Zukunft noch mehr Eigenverantwortung zuteilt und die Einspeisevergütung kürzt. Ein Verlust wäre es nicht, die PV-Anlage lohnt sich auch ohne Staatshilfen. Denn die Ampel-Regierung hatte die Mehrwertsteuer für Solarmodule und die Steuerpflicht für Solarstrom abgeschafft. Damit liegt Sonnenenergie fast immer unten den Kosten für Netzstrom. Klimaschutz gibt es gratis dazu: Netzstrom kommt noch häufig aus fossiler Energie.

■ Technische Maßnahmen

Seit Anfang des Jahres müssen sich Haushalte mit einer PV-Leistung von mehr als sieben Kilowatt vom Netzbetreiber einen Smart Meter installieren lassen. Dieser digitale Stromzähler kann Verbraucher über Preisschwankungen am Strommarkt informieren und gibt dem Netzbetreiber gleichzeitig einen Einblick über Verbrauch und Erzeugung. Diese Pflicht gilt auch für einen Stromverbrauch von mehr als 6000 kWh. Zudem gibt es die Pflicht, eine Steuerungseinrichtung zu verbauen. Das ist wichtig: Würde viel mehr Strom erzeugt als verbraucht – oder durch Batteriespeicher aufgenommen –, bräche das Netz zusammen. Über Smart Meter und Steuerungseinrichtung kann der Netzbetreiber Solaranlagen im Notfall abschalten, was bisher nicht möglich ist.

Artikel 4 von 5