DIE BÖRSENWOCHE

Korrektur oder Rallye?

von Redaktion

An den internationalen Aktienmärkten fehlen derzeit Impulse für weitere Kurssteigerungen. Viele Indizes hatten zuletzt sogar größere Verluste zu verzeichnen, anstatt, wie vielfach erhofft, eine Jahresendrallye zu starten.

Maßgeblicher Treiber der Unsicherheit ist die Frage, ob die großen US-amerikanischen Technologieunternehmen sich gerade in einem zumindest für einige letztlich ruinösen Investitionswettlauf um Hochleistungschips, Datenspeicher und Energieversorgung befinden. Damit einhergeht angesichts seit Monaten anhaltender Kurssteigerungen die Sorge vor möglicherweise überschätzten künftigen Gewinnperspektiven und damit einer größeren Kurskorrektur.

Volkswirtschaftliche Daten ergaben nur eine unklare Indikation für die künftige konjunkturelle Entwicklung. So zeichnen die von S&P Global veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes – Umfragen unter Unternehmen zu deren geschäftlicher Entwicklung und zu künftigen Erwartungen – für einige Staaten Europas weiterhin ein zwiespältiges Bild. Während sich im Dienstleistungsbereich eine Ausweitung der Produktion andeutet, schrumpft die Dynamik im verarbeitenden Gewerbe. Für einen positiveren Blick nach vorn fehlt es vor allem exportorientierten Industrieunternehmen an globaler Nachfrage und immer gravierender an Unterstützung vonseiten der Politik. Zwar besteht in Deutschland die konkrete Aussicht auf eine Belebung der Konjunktur durch Staatsaufträge zur Ertüchtigung der Infrastruktur und zur Verbesserung der Verteidigungsfähigkeit, allerdings haben die bisher initiierten Ansätze von Strukturreformen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen am Standort enttäuscht.

In den USA ist nach Beendigung des Shutdowns die Erhebung volkswirtschaftlich relevanter Daten wieder angelaufen. Die ersten Veröffentlichungen, etwa die September-Arbeitsmarktdaten, haben aber nur noch eine untergeordnete Relevanz. Aktuellere Datenpunkte werden erst sukzessive in den kommenden Wochen bekannt gegeben, sodass die US-Notenbank Fed ihren nächsten Zinsentscheid Anfang Dezember ohne vollständiges Bild der Verfassung der Wirtschaft abgeben muss. Entsprechend breit gefächert sind auch die Erwartungshaltungen.

In der nächsten Woche werden für Deutschland die November-Arbeitsmarkt- und Inflationsdaten veröffentlicht. Zu erwarten sind ein leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit und eine Teuerungsrate nahe des EZB-Ziels von 2 Prozent und damit keine Überraschungen. Das ifo-Geschäftsklima und das GfK Konsumklima dürften eine anhaltend verhaltene Investitions- und Konsumneigung für Deutschland signalisieren, sodass der Fokus unter Anlegern wieder auf die Bewertungsfrage im Technologie-Aktiensegment zurück gerichtet werden dürfte. Der Start einer etwaigen Jahresendrallye könnte sich somit weiter verzögern.

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