Was Skandinavien bei E-Mobilität besser macht

von Redaktion

Oslo – Niedrige Temperaturen, schlechtes Wetter und eine dünne Besiedelung – Norwegen bietet nicht gerade ideale Bedingungen für E-Autos, deren Reichweite bei Schnee und Eis rapide sinkt. Dennoch hat das skandinavische Land einen Meilenstein bei der Elektrifizierung erreicht: Im September hat dort die Zahl der E-Autos erstmals jene mit Benzinantrieb überholt, seit November sind nun auch mehr Stromer als Diesel auf Norwegens Straßen unterwegs, nämlich rund 920 000. Insgesamt sind in Norwegen damit mehr als ein Drittel aller zugelassenen Autos bereits Stromer, die Autonation Deutschland krebst bei Werten um vier Prozent herum.

Die schnelle Elektrifizierung in Norwegen ist Folge einer klaren Strategie, welche die norwegische Verkehrsministerin Cecilie Knibe Kroglund einmal mit „den Stock für Verbrenner, die Karotte für E-Autos“ umschrieben haben soll. Wer E-Auto fährt, hat viele Vorteile auf den Straßen zwischen Oslo, Bergen und Tromsø: Vergünstigung bei Fähren, weniger Maut für Straßen und Tunnels, niedrigere Parkgebühren oder die Erlaubnis, auf der Busspur am Stau vorbeizufahren. Dazu gibt es in Norwegen etwa doppelt so viele Ladesäulen pro 10 000 Einwohner wie in Deutschland, nämlich rund 450. Auch der meist aus Wasserkraft stammende Ladestrom ist billiger.

Der wichtigste Punkt ist aber die Mehrwertsteuer: Während Diesel und Benziner durch hohe Steueraufschläge verteuert werden, genießen Stromer in Norwegen einen Steuervorteil, der in den kommenden Jahren allerdings abgebaut werden soll. Aktuell werden erst ab einem Kaufpreis von 500 000 Kronen (42 500 Euro) 25 Prozent Mehrwertsteuer für ein E-Auto fällig, laut einem neuen Beschluss der Regierung in Oslo von dieser Woche soll die Schwelle im kommenden Jahr auf 300 000 und 2027 auf 150 000 Kronen sinken, bis sie 2028 schließlich ganz wegfällt.

Neben Norwegen sind weitere Skandinavier bei der E-Mobilität führend. In Dänemark sind mehr als die Hälfte der Neuzulassungen bereits rein elektrisch, in Schweden weit über ein Drittel. Nach 13 Prozent im Vorjahr kletterte in Deutschland der Anteil neuer E-Autos zuletzt immerhin über die Marke von 20 Prozent. Hier ist die Heimat von VW, BMW und Mercedes aber ebenfalls meilenweit entfernt von Norwegen. Auch ohne Verbrenner-Verbot wurden dort im November nur 140 Diesel zugelassen, der E-Auto-Anteil kratzte dagegen an der Marke von 100 Prozent. HÖSS

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