Polyphone Trauerund Knochengeklapper

von Redaktion

Meisterkonzert mit Hannfried Lucke

Kolbermoor – Wegen des Staus und der Grenzkontrollen auf der Autobahn von Salzburg kam er direkt vom Auto an den Orgeltisch: Hannfried Lucke, Orgelprofessor aus Salzburg, bestritt das Meisterkonzert beim Orgelmittwoch in der Kirche Wiederkunft Christi in Kolbermoor.

Nach einem Capriccio von Jan Pieterszoon Sweelinck (1562 bis 1621) kam gleich Gewaltiges von Bach: Fantasie und Fuge g-Moll BWV 542. Wie improvisiert ließ Lucke rasch das Präludium entstehen mit den strahlenden chromatischen Kühnheiten und den machtvoll abwärts schreitenden Bässen. Das Adventslied „Nun komm der Heiden Heiland“ hat Bach mehrfach bearbeitet, in der ältesten Fassung BWV 659 ist die Choralmelodie fantasievoll ausgeziert und von den Mittelstimmen kontrapunktisch kunstvoll umspielt, was Lucke hörbar machte.

Die Polyphonie habe hier die Funktion einer monumentalen Trauer – das schrieb der Mozart-Biograf Alfred Einstein über Mozarts Fantasie f-Moll KV 608 für eine Spieluhr.

Etwas programmfremd, wenn auch effektvoll knochenklappernd, wirkte der Danse macabre von Camille Saint-Saens (1835 bis 1921). Am Schluss wurden Hannfried Lucke zwei Adventslieder gereicht, über die er improvisieren sollte: „Macht hoch die Tür“ und „Lasst uns froh und munter sein“ – festlich-majestätisch das erste und fröhlich das zweite. Spontane Beifallsrufe und langer Applaus dankten Lucke für dieses Konzert. Rainer W. Janka

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