Oberaudorf – Wie schon am Vorabend beim famosen Konzert von Manuel Randi (wir berichteten) präsentierte sich der kleine Oberaudorfer Kurpark wieder schön illuminiert dank der Farbregie von Beleuchter Dominik Weimar aus dem Team von „Crossgammy“. Dies gefiel auch Sänger Sebastian Horn, der sich im Bühnenpavillon wähnte wie Meister Gepetto im Bauch des Wals im Klassiker „Pinocchio“.
Mehrfacher Festival-Auftritt
Die Band „Dreiviertelblut“ war zuvor gleich mehrfach beim Festival vertreten, denn ihr aktueller Film unter Regie von Marcus H. Rosenmüller lief Wochen nach dem Kinostart im Programm, außerdem stand Bandmitglied Gerd Baumann als Komponist der Filmmusik beim traditionellen Frühschoppen Rede und Antwort. Angesichts der „Sperrstunde“ um 22 Uhr boten die sechs Musiker ein gerafftes Programm mit einigen schönen Höhepunkten. Bei einem dreieinhalbstündigen Auftritt im Rosenheimer Ballhaus war das Konzert noch bis nach Mitternacht gelaufen – aber das war vor der Corona-Pandemie.
Alpenländisch inspiriert stieg die Band zunächst ein und präsentierte darauf mit dem „Odlgruamschwimmer“ eine Anekdote aus dem Leben Horns, der mal aus der Jauchegrube gerettet werden musste. Die „Schwupp Marie“ war nach einem botanischen Ausflug am Reschensee den Hobbygärtnern gewidmet. Bassist Benjamin Schäfer wechselte flexibel zur Tuba, wie überhaupt oft und gerne auf der Bühne Instrumente getauscht wurden.
Und wer die Tage in der ARD die Serie „Oktoberfest 1900“ – in Englisch in Bälde unter dem Titel „Beer and Blood“ – verfolgt hatte, kannte schon den Soundtrack mit dem „Farbenlied“ unter dem Titel „Wos übrig bleibt“, schön raunzig und poetisch dargeboten von Horn, der auf die beleuchteten Bäume anspielte. Überhaupt passt ja der Bandname angesichts dreiviertel voller Krüge und triefendem Blut hervorragend zur Serie, in der auch der Maximilian Brückner eine zwielichtige Rolle spielt.
Bereits für den Räuber-Kneißl-Film mit Brückner als Kneißl hatte Baumann die Musik gemacht, auch aus diesem Streifen gab es im Kurpark ein Lied. Im Wechsel von bairischen Rapsongs, Trompetensoli von Dominic Glöbl und vertonten skurrilen Träumen von Gerd Baumann ragte das Lied vom unbekannten Soldaten heraus. Nachdenklich äußerte sich Baumann über „Helden“: „Es hat mi oana troffn, des is des Letzte, was i woaß, und der mi troffn hat, hat net gwusst wia i hoaß“.
Ausgelassene Schlussrunde
Mit dem eindringlichen Appell „Mia san net nur mia“ angesichts von Flucht und Elend erntete die Band kräftigen Applaus und läutete die ausgelassene Schlussrunde ein, in welcher der „Deifi“ noch eine gewisse Rolle spielte, denn „wannst mim Deifi danzt, dann brauchst guade Schuah“. Besinnlich ließ das Sextett nach einem „Best-of-Konzert“ und vielen begeisterten Zurufen den launigen Abend ausklingen.