Klangkathedralen mit Chorgesang und Orgelklang

von Redaktion

Abendmusik des Kammerchors Rosenheim in St. Nikolaus mit philosophischen Impulsen von Gemeindereferentin Hannelore Maurer

Rosenheim – Das Motto der Abendmusik am Sonntag des Kammerchors Rosenheim in St. Nikolaus hieß „Klangkathedralen“.

Das setzte vor allem der Organist Johannes Lamprecht an der Reil-Orgel um, die ja selber auch wie eine gotische Kathedrale gebaut ist. In der Orgelsonate Nr. 1 von Felix Mendelssohn Bartholdy brachte er diese Orgel zum Schillern und Leuchten: Deutlich, fast fordernd begann er und setzte bewusst den vom Komponisten eingefügten Choral „Was mein Gott will“ farblich ab, nahm dann das sinnende Adagio ein wenig rasch, wurde im „Andante recitativo“ rhetorisch beschwörend und baute dann den Finalsatz wie eine Klangkathedrale auf.

Mitten hinein in diese Orgelsonate setzte Christoph Ryser Mendelssohns Choralkantate „Verleih uns Frieden gnädiglich“, vom Kammerchor Rosenheim innig gesungen und von der Orgel umspielt, die das ursprüngliche Orchester ersetzte: eine kleine Chorklangkathedrale inmitten der Orgelklangkathedrale.

Ryser entlockte dem Kammerchor mit weichfließenden Bewegungen schwebende Klänge. Beim Geistlichen Lied op. 30 von Johannes Brahms („Laß dich nur nichts dauern“) wiegte sich der Chor im Rhythmus und bettete sich behaglich in die Harmonien.

Strenger und einfacher im Klang waren die beiden Chorstücke von Charles Villiers Stanford (1852-1924), die Motette „Beati quorum via integra est“ und das „Magnificat“, wohingegen die Abendhymne von Henry Balfour Gardiner (1877-1950), einem Großonkel des Dirigenten John Eliot Gardiner, spätromantisch-üppige Klänge bot, die allerdings von der Orgel ein bisschen zugedeckt wurden. Aber Chor- und Orgelklang wuchsen himmelan und zerstoben schön im gotischen Gewölbe.

Gemeindereferentin Hannelore Maurer philosophierte dazwischen über die religiöse Bedeutung der Musik und sprach davon, den Kirchenlehrer Ignatius von Antiochien zitierend, dass jeder Mensch ein Ton in Gottes Melodie sei und dass Musik eine innere Befreiung sein könne.

Das verspürten auch die zahlreichen Zuhörer, die den Akteuren dankbar lang anhaltenden Beifall spendeten.

RAINER W. JANKA

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