Ein kleiner Schritt für die Bayerische Staatsoper, aber ein großer Schritt für das Publikum. Nachdem die ersten zehn Montagskonzerte als live gestreamte Geistervorstellungen über die Bühne gehen mussten, konnte nun zumindest eine kleine Runde von Musikfans die elfte Ausgabe wieder am Ort erleben. Und man ist geneigt, dem eifrigen Team hinter den Kulissen zuzustimmen, das im Anschluss twitterte, dass die schönsten Töne des Abends wohl der Applaus des übersichtlichen, aber umso enthusiastischer klatschenden Publikums waren. Und wer einmal erlebt hat, wie hartnäckig sich die Stehplatzbesucher hier zuweilen noch einen allerletzten Vorhang ihrer Stars herbeiklatschen, weiß, wie viel Stimmung selbst 50 Menschen machen können.
Diese positiven Energien wurden von den Künstlerinnen und Künstlern natürlich dankbar aufgenommen. Unter anderem von Pianistin Nino Chokhonelidze, die in diesem Format bereits als Liedbegleiterin im Einsatz war und nun in harmonischem Einklang mit Giorgi Gvantseladze und Moritz Winker eine vitale Interpretation von Poulencs kontrastreichem Trio für Oboe, Fagott und Klavier offerierte. Wobei Gvantseladze im Anschluss daran gleich noch Gelegenheit bekam, seine Virtuosität bei Mozarts feinfühlig angegangenem Quartett KV 370 zu zeigen.
Rundum kulinarisch dagegen die Ausschnitte, die das Staatsballett beisteuerte. Neben einem anrührenden „Alice in Wonderland“-Pas de deux durfte etwa Prisca Zeisel mit Aeginas Variation aus dem zweiten „Spartacus“-Akt in vollendeter Eleganz an eine ihrer Glanzpartien erinnern. Während Dmitrii Vyskubenkos Auftritt als Solor bitte nicht nur ein Appetithappen, sondern hoffentlich ein Versprechen für künftige „Bayadère“-Auftritte war.
Erfreulich ebenso das Wiedersehen und -hören mit Charles Castronovo, dessen Premierenserie von „I masnadieri“ im März durch den Virus leider unsanft unterbrochen wurde. Er vertröstete alle, denen diese Verdi-Rarität vorenthalten wurde, nun als wehmutsvoll leidender Werther. Vor allem aber wusste er an der Seite von Ekaterina Siurina zu überzeugen. Sorgten die beiden doch nach den Lied-Darbietungen der bisherigen Montagskonzerte mit ihren Duetten aus „Romeo et Juliette“ oder „La bohème“ endlich wieder für echte Opern-Gänsehaut.