Milena Jesenská (1896-1944) war von 1920 bis 1923 Franz Kafkas Freundin; seine Briefe an sie sind erhalten und gehören zu den schönsten Zeugnissen der modernen Literaturgeschichte, ihre (tschechischsprachigen) Briefe an ihn sind verschollen. Stephanie Schuster schrieb einen Roman über diese bemerkenswerte Zahnarzttochter, die schon als Medizinstudentin die Freundin des Prager Bohemiens Ernst Polak war und damit auch ein Mitglied des „Arconauten“-Stammtisches der Prager Künstlerszene (Werfel, Kisch, Brod, Kafka). Nach ihrer Volljährigkeit heiratete sie Polak und übersiedelte mit ihm nach Wien, wo sie sich zuerst als Bahnhofsgepäckträgerin durchbringen musste, bis sie sich als Journalistin für Prager Blätter einen Namen machte. Das flüssig erzählte Buch ist wegen einiger völlig überflüssiger Softpornoszenen eher für Erwachsene geeignet. Cathlen Gawlich liest ungekürzt (neunstündig), einfühlend und bewegend. hilo