Fürwahr, „es waren dunkle Zeiten“, die Kunstminister Bernd Sibler (CSU) gestern zum Auftakt einer Pressekonferenz zum Kultursommer „Bayern spielt“ noch einmal Revue passieren ließ. Doch: „Diese Zeiten nähern sich dem Ende.“ Er selbst bekomme jetzt seine zweite Impfung. Und auch sonst hatte der Politiker gute Nachrichten im Gepäck: Im Sommer sollen Kunst und Kultur ein monatelanges Fest der Auferstehung feiern!
Das Ziel des Kultursommers 2021: Die Menschen in Bayern sollen „die Dinge wieder persönlich“ erfahren dürfen. Dafür müssen sie nicht unbedingt in die großen Städte wie Nürnberg oder München düsen. Die Kunst kommt zu ihnen. An mehr als 900 Orten sollen Theater, Lesungen, Konzerte stattfinden. Neue Freiflächen wurden dafür von etlichen Gemeinden erschlossen und stehen zur Verfügung: Marktplätze, Klosterinnenhöfe, Parks, Seeterrassen, Wiesen – alles ist möglich.
Till Hofmann, einer der Initiatoren des Kultursommers, hat dafür im vergangenen Sommer mancherorts schon so etwas wie Pionierarbeit geleistet. Er freute sich gestern: „Letztes Jahr haben wir etwa in Rotthalmünster auf dem Marktplatz gespielt, heuer kommt im Juli Ute Lemper.“ Die Gemeinden hätten 2020 gute Erfahrung gemacht und aus der Durchführung solcher Events gelernt, worauf man 2021 aufbauen könne.
Konkret soll sich der Kultursommer in drei große Etappen gliedern: Den Auftakt macht vom 29. Juni bis 5. Juli das große Open-Air-Fest am Königsplatz im München. Derzeit sind 500 Zuschauer erlaubt. Die Hoffnungen der Veranstalter, mit sinkender Inzidenz noch auf 1000 zu erhöhen, sind tatsächlich groß und berechtigt, wie Sibler gestern durchblicken ließ. Am 29. Juni werden die Kammerspiele für ihre Stadtperformance „What is the City but the People“ zwischen Glyptothek und Antikensammlungen einen 60 Meter langen, knallgelben Laufsteg errichten, auf dem die 300 Darsteller, zum Großteil Laien, ein buntes Wimmelbild der Stadt abgeben werden. Tags darauf spielen die Münchner Symphoniker mit der Band Dreiviertelblut auf. Es folgt das Residenztheater mit den „Drei Musketieren“.
Das Wochenende bleibt dem jungen Konzertpublikum und der freien Szene vorbehalten. Hier können sie zu Beats von Sängerin Mola, Rapper Edgar Wasser oder Dexter mal wieder richtig mitfeiern. Dem Volkstheater mit dem „Brandner Kasper“ gehört an den beiden letzten Tagen die Bühne am Königsplatz.
Im August startet im Englischem Garten das Gartentheaterfestival. „Das wird kein einzelnes Riesenevent“, wie Till Hofmann erklärt. „An verschiedenen Orten sollen Tanz- und Theaterprojekte, auch Kindertheater, eine Bühne bekommen.“ Noch gibt es keine konkreten Angaben dazu, wie wo was stattfinden soll – „es ist alles noch im Fluss“. Nur allzu logisch, bedenkt man, dass solche Auftritte Planungssicherheiten brauchen, die Inzidenz in Bayern aber noch vor drei Wochen teils bei 300 lag. Daher rufen die Initiatoren des Kultursommers Kommunen, Künstler und Veranstalter zum Mitmachen auf. Virtueller Treffpunkt ist die Seite bayernspielt.info. Dort können Kulturangebote eingetragen werden, Kulturhungrige sollen sich schnell und einfach informieren können, was in ihrer Region los ist. Allerdings steht die Plattform noch am Anfang.
Sibler kündigte weitere Finanzhilfen an, rund 380 Millionen Euro. So gebe es im Rahmen des Sonderfonds des Bundes eine Wirtschaftlichkeitshilfe für kleinere Veranstaltungen, die Corona-bedingt weniger Zuschauer einlassen dürfen. Ab dem 1. September soll es eine Ausfallabsicherung etwa für Konzerte mit mehr als 2000 Besuchern geben. Bleibt die Hoffnung, dass dies nicht nötig wird – und wir alle wieder Kultur und Lebensfreude genießen können.