Das Stimmwunder

von Redaktion

Paolo Nutini in der Neuen Theaterfabrik

VON DOMINIK GÖTTLER

Es gibt Künstler, die Millionen von Alben verkaufen, ohne herausragende Musiker zu sein. Und dann gibt es Paolo Nutini. Klingt wie ein Modedesigner aus Mailand, sieht auch manchmal so aus, ist aber der singende Sohn eines schottischen Fish-’n’-Chips-Imbissbesitzers. Ein Songwriter. Und was für einer. Eine Stimme wie Schleifpapier, mit jeder Körnung von grob bis sehr fein. Will man seine Musik beschreiben, stößt man an Grenzen. Da ist Indie-Rock, Folk, Jazz und ganz viel Soul. Alles in einen Topf geschmissen, aufgekocht und mit viel Würze versehen. Das trifft genau den Geschmack der Gäste in der Neuen Theaterfabrik.

Das ehemalige Holzlager, liebevoll eingerichtet mit den Trödelschätzen des mittlerweile verstorbenen „Hallenkönigs“ Wolfgang Nöth, ist der perfekte Platz für einen intimen Abend mit dem Schotten – vorausgesetzt, man hat sich erfolgreich durch das Parkchaos in Johanneskirchen gekämpft. „Was für ein cooler Ort, schaut euch diese Kronleuchter an“, ruft Nutini seinen Fans zu und blickt mit einem Lächeln zur Decke.

Nach fünf Jahren Funkstille hat er sein neues Album dabei. „Last Night in the Bittersweet“ ist weniger eingängig als seine Vorgänger, Nutini schwebt zwischen den Genres. Aber live funktionieren die Stücke. Dank der herausragenden Band. Und natürlich dank dieser Stimme, die es unmöglich macht, irgendwohin abzuschweifen.

Nutini spielt fast sein komplettes aktuelles Werk. Da bleibt wenig Raum für alte Hits. Und wenn, dann packt er sie gerne in neues Gewand, wie bei dem Medley aus „Jenny don’t be hasty“, „New Shoes“ und dem Undertones-Klassiker „Teenage Kicks“. Höhepunkt des Abends bleibt aber sein acht Jahre altes „Iron Sky“. „Slow Burner“ nennen die Briten so eine Nummer, die langsam startet, mit jeder Sekunde mächtiger und stärker wird. Und einen am Ende überwältigt, satt und glückselig zurücklässt.

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