Was für eine Truppe! Vom Gericht zu Sozialstunden verdonnert, müssen sieben Kleinkriminelle im englischen Bristol gemeinnützige Arbeit leisten. Unter den argwöhnischen Augen ihrer Aufseherin sollen sie ein altes Haus entrümpeln und zum Gemeindezentrum umbauen. Was sie verbindet? Nichts – bis auf einen Sack voller Geld, auf den sie bei den Aufräumarbeiten stoßen.
Autor, Regisseur und Darsteller Stephen Merchant („The Office“) gelingt mit der sechsteiligen Miniserie „The Outlaws“ ein kleines Meisterstück: Für seinen schwarzhumorigen Mix aus Situationskomik, Krimi und Drama konnte er nicht nur Oscar-Preisträger Christopher Walken, sondern auch Streetart-Künstler Banksy gewinnen.
Der stammt selbst aus Bristol und adelte die verfallene Baracke in der BBC-Serie, die an diesem Sonntag um 20.15 Uhr auf ZDFneo startet, mit einem seiner Werke: eine Ratte mit zwei Sprühdosen und dem Schriftzug „Banksy“. Seine Bedingung: Kein anderer als Christopher Walken, der in der Reihe den unverbesserlichen Ganoven Frank spielt, muss das Original im Staffelfinale übermalen. „Diane, sehen Sie sich mal diese Ratte an“, sagt Frank, als er beim Gemeindedienst das Kunstwerk entdeckt. „Alle Schädlinge unter zehn Kilo gehören Ihnen – einpacken und entsorgen“, entgegnet die Aufseherin, ohne auch nur hinzuschauen. Franks Feststellung, dass es sich „um eine ziemlich geniale Graffiti-Ratte“ handelt, quittiert sie mit den gelangweilten Worten „weniger diskutieren, mehr malen“.
Ein ziemlich cooles Finale für die britische Serie, in der Autor Stephen Merchant zwar mit reichlich Klischees spielt, seine Figuren aber mit großer Warmherzigkeit und Tiefe ausstattet. Da treffen die Oxford-Stipendiatin und Ladendiebin Rani (Rhianne Barreto), der politisch vollkommen unkorrekte Unternehmer John (Darren Boyd), die schwarze Aktivistin Myrna (Clare Perkins), Influencerin Lady Gabriella (Eleanor Tomlinsen), der junge Gangster Christian (Gamba Cole), der alte Ganove Frank (Christopher Walken) und der vertrottelte Rechtsanwalt Greg aufeinander. Letzteren spielt Merchant selbst mit hinreißender Unbeholfenheit und bittersüßem Witz.
„The Outlaws“ erzählt von sieben Fremden unterschiedlicher Herkunft, die inmitten rechtlicher Schikanen, zarter Romanzen und Lebensgefahr zu Freunden werden. Jeder hat seine eigene Geschichte, sein eigenes Päckchen zu tragen. Für kritische Betrachter mag die Serie ein Sozialmärchen sein, das die Illusion erzeugt, dass es in unserer Gesellschaft weit weniger Unterschiede gibt als geglaubt. Alle anderen werden an den wunderbar überzeichneten Figuren, der großartigen Ensemble-Leistung, dem bisweilen derben Witz und vor allem an Aufseherin Diane Pemberley (preisverdächtig gespielt von Jessica Gunning) größten Spaß haben.
ZDFneo
zeigt ab diesem Sonntag wöchentlich eine neue Episode, in der Mediathek steht die sechsteilige Serie ab Montag komplett zum Abruf bereit.