Betörende Intimität

von Redaktion

Loreena McKennitt auf dem Tollwood

Besondere Kunst: Loreena McKennitt. © R. Haughton

Irgendwie kann es kaum einen passenderen Ort für ein Konzert von Loreena McKennitt geben, als das Tollwood-Festival im Olympiapark. An den Ständen auf dem Gelände kann man sich vor Ethno-Referenzen kaum retten: Traumfänger, orientalische Muster, keltisch-inspirierter Schmuck. Womit wir bei McKennitts Musik wären. Die ist, anders als manches Angebot, über jeglichen Kitsch-Verdacht erhaben, aber sie widmet sich mit großer Ernsthaftigkeit den Wurzeln der keltischen Geschichte, der dazugehörigen Mythologie und den kulturellen Einflüssen aus dem Mittelmeerraum.

Der Abend gliedert sich in zwei Teile. Im ersten schlägt die Kanadierin mit der glasklaren Sopranstimme den ganz großen Bogen. Von ihren Anfängen Ende der Siebzigerjahre bis zu den aktuellsten Aufnahmen aus dem vergangenen Sommer. Nach der Pause spielt sie dann das vor 30 Jahren erschienene Album „The Mask and Mirror“ komplett durch – ohne Ansagen und ohne Unterbrechung.

Mit dem Label der FolkSängerin wird man Loreena McKennitt nicht gerecht. Ihre Musik ist von einer großen Vielseitigkeit geprägt, die sich auch in den unterschiedlichen Instrumenten widerspiegelt, mit denen die Kanadierin ihre Stücke begleitet. Sie startet am Klavier, springt zur Harfe und wechselt später zu Akkordeon und Keyboard. McKennitts Stil ist eine bunte Collage vieler Einflüsse und dennoch unverwechselbar.

Mindestens genauso wichtig für das besondere Erlebnis sind die fünf Musiker, die McKennitt begleiten. Mal steht die E-Gitarre im Mittelpunkt, mal das Cello und mal die Geige. Immer aber gelingt es den Protagonisten auf der Bühne, die McKennitt bereits seit Jahrzehnten begleiten und die sie als Familie bezeichnet, eine intime Stimmung zu erzeugen. Die springt sofort auf das begeisterte Publikum im Zelt der Musikarena über. Das ist keine Selbstverständlichkeit, sondern – wie die betörende Musik – eine ganz besondere Kunst.
MARC KNIEPKAMP

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