Wer wollen wir sein? Und in welcher Weise prägen wir das Narrativ, das über uns existiert? Egal, ob Promi oder 08/15 – die meisten von uns bemühen sich ständig, ein Bild aufrechtzuerhalten, wie andere uns sehen sollen. In „May December“ setzt sich Todd Haynes mit diesem Sujet auseinander. Er wählt dazu eine provokante Ausgangssituation: Grace (Julianne Moore) hatte als 36-Jährige eine Affäre mit dem Siebtklässler Joe. Kam ins Gefängnis, bekam dort ein erstes Kind von Joe – und heiratete ihn nach der Entlassung. Nun soll ihre Geschichte verfilmt werden. Hollywoodstar Elizabeth (Natalie Portman) wird im Film Grace spielen. Und kommt für ein paar Tage zu den beiden und ihren inzwischen erwachsenen Kindern, um sie kennenzulernen. Doch was zeigen die zwei? Ist das Liebe? Ist Joe, halb selbst noch ein Kind, glücklich in der Rolle des Ehemanns und Vaters? Oder tut er nur so, um nicht in die Rolle des Opfers gedrängt zu werden? Ein Film über Schuld, Liebe, Vorurteile. Und darum, wie es gelingt, bei allem Lärm um einen herum bei sich zu bleiben.
KJK
Todd Haynes:
„May December“ (wildbunch).
★★★★☆ Sehenswert