Mein Küchengeheimnis

Mit drei Gerichten um die Welt

von Redaktion

von Stephanie Ebner

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Wenn einer viele Jahrzehnte im Ausland verbracht hat, umso mehr. Maximilian Heinrich hat die meiste Zeit seines Lebens weit entfernt von zu Hause gelebt. Als Elektro-Ingenieur hat er Jahrzehnte in Asien, Lateinamerika und Europa gearbeitet.

„Weil ich schon immer gerne gegessen habe, habe ich mir im Ausland so manches abgeschaut“, erzählt er. Doch erst in den letzten Jahren, in der Rente, hat er auch die Zeit und Muße, die Rezepte seines Lebens nachzukochen.

Die Rezepturen sind fein säuberlich auf kleine Kartei-Karten geschrieben. „Wenn ich ein Rezept lese, koche ich es zunächst nach. Manchmal wandle ich es auch ab. Dann wird es so aufgeschrieben“, erklärt der Weltenbummler das Vorgehen. Die Gerichte, die er besonders oft kocht, sind eingeschweißt – „damit sie nicht dreckig und abgegriffen werden“.

Aufgewachsen in der Münchner Innenstadt, ließ sich Maximilian Heinrich in den Nachkriegsjahren zum Elektro-Ingenieur ausbilden und ging danach für Siemens ins Ausland. Erst ein Jahrzehnt nach Lateinamerika, dann über die USA und Südafrika nach Indonesien und Taiwan. Seine berufliche Laufbahn beendete Maximilian Heinrich schließlich in Slowenien.

Kulinarische Erinnerungen hat er von überall mitgebracht. Auch Abneigungen gehören dazu. „Nachdem ich aus Asien zurückgekehrt war, konnte ich viele Jahre keinen Reis mehr essen.“ Diese Aversion hat sich freilich mittlerweile gelegt. Doch zu seinen Leibspeisen gehört Reis nach wie vor nicht.

Seine Erinnerungen an die bereisten Länder sind für den Gourmet oft mit Essen verbunden. In Taiwan hatte er sein „schlimmstes Food-Erlebnis“ bei einem Geschäftsessen: Das Gericht wurde dort mit silbernen Stäbchen serviert. Die waren aalglatt. Da bist beinahe verhungert.“ Heute kann Maximilian Heinrich darüber lachen.

Von all den Ländern hat ihm am besten Venezuela gefallen. „Das Venezuela von einst. Das schönste Land der Welt“, schwärmt er. Die Landschaft sei ein einziger Traum. „365 Tage im Jahr Leben am Meer. Karibik pur. Das ist herrlich.“ Politisch dagegen „eine Katastrophe. Ich kenne kein korrupteres Land. Maximilian Heinrich hat dort Ende der 1970er-Jahre gelebt, „seine schönste Zeit im Ausland“.

Maximilian Heinrich und Gertraud Hann haben sich fern der Heimat kennengelernt. Die ehemalige OP-Schwester hat in Südamerika die heimischen Genüsse vermisst. Besonders deutsches Brot und Käse. „Ich habe angefangen, das Brot selbst zu backen.“ Den Käse, den es in Lateinamerika zu kaufen gab, „war unglaublich teuer“. Umgerechnet zwölf Mark habe der Camembert damals gekostet. „Meine Mutter hat mir daraufhin ein Stück per Post geschickt“, erzählt sie heute mit einem Lachen. Denn als dieser Monate später per Schiff ankam, „hat der Camembert so schrecklich gestunken, dass wir das ganze Paket sofort weggeschmissen haben“.

Maximilian Heinrich und Gertraud Hann stehen gemeinsam in ihrer Küche in Eschenlohe, arbeiten Hand in Hand. Ausnahmsweise. „Normalerweise kocht nur einer von uns.“ Während die beiden eine kulinarische Erinnerung nach der anderen zaubern, erzählen sie von ihren Erlebnissen fernab der Heimat.

Nicht nur Erinnerungen hat Maximilian Heinrich mit nach Deutschland gebracht. Sogar so manche Gerätschaft hatte der Ingenieur im Gepäck: Beim Zwiebelschneiden hantiert er mit einem asiatischen Beil. „Sehr scharf“, sagt er, es gibt nichts Vergleichbares hier.

„Ich habe immer alles probiert“, sagt Maximilian Heinrich heute in Eschenlohe. Außer Kraut. „Das habe ich schon als Kind nicht vertragen.“ Aber das ist nicht weiter schlimm, schließlich gibt es auf der ganzen Welt immer wieder Lebensmittel zu entdecken. Das ist Maximilian Heinrichs Leidenschaft in all den Jahren geblieben.

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