MEDIZINKOLUMNE

Ablation bei Vorhofflimmern – weniger ist oft mehr

von Redaktion

Häufig liegt das erste Ereignis mehr als 20 Jahre zurück. Es ist ein unangenehmes Gefühl, das Herz schlägt bis zum Hals, das Blut geht aus dem Kopf – und man droht beinahe bewusstlos zu werden. Und dann ist auch schon alles wieder vorbei. Erst Jahre später realisiert man, dass es Herzrhythmus-Störungen sind, die nur kurz andauern und anfallsweise auftreten. Das macht die Diagnose oft schwierig.

Zuerst glaubt man an ein einmaliges oder ganz seltenes Ereignis. Man probiert Vermeidungsstrategien: kein Alkohol, kein Kaffee, Vermeidung von Schlafmangel oder Extrembelastungen. Was zunächst zu helfen scheint, erweist sich auf längere Sicht leider als unwirksam.

Und dann der erste Arztbesuch: normales EKG, ein normal großes Herz mit guter Pumpfunktion und zu allem Überfluss ein unauffälliges Langzeit-EKG. Wie sollte man auch etwas feststellen? Die Herzrhythmus-Störungen treten etwa alle zwei bis drei Monate auf – und nur für wenige Minuten. Sie per EKG zu entdecken, das wäre wirklich ein großer Zufall.

Dann folgt die Zeit der Verdrängung: Die Anfälle treten selten auf und verschwinden auch wieder von alleine. Man lässt der Natur ihren Lauf. Aber, leider: In der Medizin holt einen die Realität immer wieder ein. Allmählich nehmen die Anfälle an Häufigkeit und Dauer zu. Auch die Symptome nehmen zu: Was anfangs nur ein leichtes Gefühl der Ohnmacht war, wird nun zum schweren Herzklopfen mit Beklemmungsgefühl in der Brust. Das Ende der Anfälle ist wie eine Erlösung. In dieser Situation ist die Diagnose leichter zu stellen: Vorhofflimmern. Das bedeutet: Das Herz schlägt unregelmäßig und meist zu schnell.

Bei der Therapie gibt es zwei verschiedene Strategien: Erhaltung des regelmäßigen Rhythmus, des sogenannten Sinusrhythmus, oder Belassen des Vorhofflimmerns mit Regulation der Herzfrequenz. Doch welcher Ansatz ist besser? Die vielen Studien, die bislang zu diesem Thema durchgeführt wurden, haben nicht belegen können, dass eine Wiederherstellung des normalen Herzschlages einer Belassung des Vorhofflimmerns überlegen ist – sei es medikamentös oder elektrisch.

Demzufolge ist ein wesentlicher Gesichtspunkt in der Entscheidung für eine Behandlung der Rhythmusstörungen – also einer Normalisierung des Rhythmus’ –, ob und wie stark der jeweilige Patient unter dem Vorhofflimmern leidet. So eine Normalisierung kann mittels Elektroschock oder bei herzgesunden Patienten auch mit bestimmten Medikamenten erfolgen. Bei einigen Patienten können auch moderne elektrische Verfahren, nämlich die Vorhofflimmer-Ablation, zum Einsatz kommen. Da es sich hierbei jedoch um einen invasiven Eingriff per Herzkatheter handelt, müssen Arzt und Patient immer gemeinsam entscheiden.

Nun, Vorhofflimmern ist eine unendliche Geschichte: Ob Erhaltung des regelmäßigen Sinusrhythmus’ oder Beibehaltung des Vorhofflimmers – es begleitet Sie Ihr ganzes Leben. Mit den richtigen Medikamenten und einer guten medizinischen Betreuung ist jedoch eine normale Lebensqualität und auch eine normale Lebenserwartung absolut möglich.

Von Dr. Barbara Richartz

Priv. Doz. Dr. med. habil. Barbara Richartz, Niedergelassene Kardiologin in München- Bogenhausen, erklärt, wie man Vorhofflimmern,

eine Störung des Herzrhythmus, erkennt –

und was Patienten zu den Strategien

wissen sollten, die derzeit in der Behandlung zum Einsatz kommen.

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