Es geht nichts über selbst gebackenes Brot

von Redaktion

Roggenmehl, Wasser, Salz – und jede Menge Geduld. „Mehr braucht’s nicht für ein gutes Brot“, sagt Stefan Boettjer (47). Starkoch Holger Stromberg über das Brot des Baldhamers: „Das beste Roggenbrot, das ich je gegessen habe.“

VON STEPHANIE EBNER

Es hat etwas von einer Wissenschaft, wenn Stefan Boettjer vom Sauerteig erzählt. Von Kulturen ist da die Rede und von Temperaturschwankungen, von Teigfestigkeiten, Reifezeiten und exakten Mischverhältnissen. Stefan Boettjer hat viel experimentiert, bis er die richtige Mischung herausgefunden hatte. Jetzt ist er mit seinem Roggensauerteigbrot zufrieden und beißt genüsslich in ein Stück Brot. „Schmeckt herrlich.“ Dazu ein gutes Olivenöl zum Tunken – „mehr braucht es eigentlich nicht“.

Stefan Boettjer hat sich das Wissen übers Brotbacken selbst angeeignet. Gezwungenermaßen. Vor ein paar Jahren plagten den heute 47-Jährigen zig Lebensmittelunverträglichkeiten. Ein Burn-Out zwang ihn zudem, sein Leben radikal zu ändern. Der Erfolg war ihm zum Verhängnis geworden. Gesundes Essen statt „täglich Pizza, von der ich mich hauptsächlich ernährt habe“, bestimmen seitdem sein Leben.

Seit dieser Zeit beschäftigt sich Stefan Boettjer mit ein paar vermeintlich einfachen Dingen des Lebens: Er hat angefangen zu kochen und zu backen. Star-Komponist Harold Faltermeyer, der auch in Baldham wohnt, hat ihn damals unter seine Fittiche genommen und ihm gezeigt, wie einfach es ist, gute Speisen selbst herzustellen. „Bis dahin hatte ich vom Kochen und Backen nicht die geringste Ahnung.“ Besonders das Brotbacken ist für den 47-Jährigen zu einer wahren Leidenschaft geworden – „wenn ich das mache, kann ich richtig abschalten“.

Als er an diesem Vormittag den Sauerteig aus der Schüssel fließen lässt, ist er – wie am ersten Tag – fasziniert von den Vorgängen beim Brotbacken: „Die Konsistenz des Teiges erinnert an eine Mousse au Chocolat. Das muss man erlebt haben“, die Begeisterung ist ihm anzusehen. Voll Freude formt der Hobbybäcker daraufhin seinen Brotlaib. Fürs Backen empfiehlt Stefan Boettjer anfangs mit einem Kerntemperatur-Thermometer zu arbeiten. „Die Faustregel für alle Brote lautet: Ab 97 Grad Brot-innen-Temperatur ist ein Brot fertig gebacken.“

Der gebürtige Murnauer hat nach der Schule zunächst eine Ausbildung zum Telekom-Elektroniker gemacht, später war er Informatiker und hat ein erfolgreiches digitales Sendezentrum aufgebaut. War Tag und Nacht im Einsatz, bis er eben nicht mehr konnte.

Auch wenn der Baldhamer sein Leben komplett auf den Kopf gestellt hat, Technik begeistert Stefan Boettjer nach wie vor. Jetzt sind es eben Küchengeräte: Sous-Vide-Garer, ein Vakuumierer und eine professionelle Küchenmaschine nebeneinander. Die große Küche als Lebensmittelpunkt eines Technikbegeisterten.

Mittlerweile dreht sich bei Stefan Boettjer alles ums Essen und um gesunde Ernährung. Auch beruflich. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin hat er „Supergsund“ gegründet, einen Lebensmittelladen. Dort vertreiben die beiden ausgewählte Feinkost. Das erklärte Ziel: „Wir wollen das Leben unserer Kunden mit neuen Geschmäckern genussvoller gestalten.“ Denn die Welt habe „so viel mehr zu bieten als 0/815-Artikel“. Wichtig ist dem Paar Umgang und Herkunft der Lebensmittel. Auch welche Geschichten dahinterstecken, wollen sie erzählen. Auf das Ladengeschäft in Baldhalm – wo man die Produkte auch probieren kann – sollen demnächst ein Online-Handel und diverse Niederlassungen in anderen Bundesländern folgen.

Außerdem plant Stefan Boettjer, ab Frühjahr regelmäßig Brotbackkurse anzubieten. Er will sein Wissen weitergeben. Denn „auf die wirklich einfachen Dinge in einer realen Welt kommt es mir an“ – das hat ihm seine Vita mehr als deutlich gemacht.

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