Die neue bayerische Küche

von Redaktion

Die bayerische Küche ist deftig und fleischlastig – so ihr Ruf. „Nicht zwangsläufig“, sagt Stefanie Bertram-Kempf (47) und tischt ein vegetarisches Risotto mit heimischen Graupen und Wintergemüse auf. Die Buchhändlerin aus Bad Kohlgrub sagt: „So gesund schmeckt Bayern.“

VON STEPHANIE EBNER

Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Ernährungsgipfel in dieser Woche Genussbotschafter für regionale Küche aus Bayern hätte suchen müssen, wäre es gut möglich gewesen, dass ihre Wahl auf die Peitinger „Hauswirtschafterei“ gefallen wäre: Denn seit Jahren setzen sich Bettina Eder, Christine Schilcher und Silvia Schlögel – Letztere ist selbst Landwirtin – für regionale Küche ein.

Die leidenschaftlichen Hobbyköchinnen bringen ein Kochbuch nach dem anderen heraus, meist mit dem Bezug zur Heimat Bayern. Ihr jüngstes Werk heißt die „Frische bayerische Landküche“, das erste Buch im DK-Verlag. Und das kam so: Die Geschäftsführerin des Verlages lag krank im Bett und hörte im Radio einen Beitrag mit Silvia Schlögel über die Heilwirkung einer selbstgekochten Hühnerbrühe. Kurz darauf kam die Zusammenarbeit zustande.

Bücher der „Hauswirtschafterei“ stehen bei Stefanie Bertram-Kempf hoch im Kurs. Sowohl privat wie beruflich. Die gelernte Buchhändlerin betreibt im achten Jahr in Peiting (Landkreis Schongau) eine Buchhandlung. Klar, hier hat die „Hauswirtschafterei“ einen Heimvorteil, weil sie selbst aus der Region stammt. „Die Leser schätzen die bodenständige Art zu kochen und wissen, dass die Rezepte auch wirklich funktionieren“, sagt die Buchhändlerin.

Die 47-Jährige, die vor ein paar Jahren der Liebe wegen nach Bad Kohlgrub in den Landkreis Garmisch-Partenkirchen gezogen ist, kocht selbst gerne bayerisch. Allerdings die vegetarische Variante, wie sie gleich einschränkt. „Schweinsbraten und Co. würde ich nie kochen.“ Stefanie Bertram erklärt: „Ich habe einmal einer Kuh tief in die Augen geschaut, da stand für mich fest: Ich kann kein Fleisch mehr essen.“

Bayerische Küche ohne Fleisch – das funktioniert, sagt die Buchhändlerin. Heute kocht sie mit Graupen. „Dafür lasse ich jeden Reis stehen. Sie schmecken nicht nur gut, sondern sind auch noch gesund“, schwärmt sie.

Lebensmittel dürfen bei ihr gerne was kosten – „das ist schließlich mein Potenzial, von dem ich lebe und agiere.“ Gekocht wird bei ihr, was die Jahreszeit gerade hergibt. Deshalb arbeitet sie im Winter mit Rosenkohl, Karotten und Steckrübe.

Ihr Mann Hubert sieht das ähnlich – nur beim Fleischverzicht ist sich das Paar uneins. Aber auch das sei nicht wirklich ein Problem: Bei der Pizza beispielsweise trennt eine Teigbrücke die vegetarische von der fleischhaltigen Seite.

Kennengelernt haben sich die beiden einst beim Wandern in den Bergen. „Wir sind Fans kurzer Wege“, sagt die Buchhändlerin. Eine Aussage, die sich nicht auf ihre Touren, sondern auf die Herkunft ihrer Lebensmittel bezieht. Und auf das gemeinsame Urlaubsziel: „Wir fahren beide nicht gerne weit weg, sondern fühlen uns im österreichischen Mostviertel oder in Südtirol am wohlsten.“

Unter der Woche geht es beim Ehepaar Bertram-Kempf in der Küche schnell zu: „Wer zuerst kommt, stellt sich an den Herd.“ Da ist ein winterliches Graupengericht willkommen – nach gut einer halben Stunde steht das Essen diesmal auf dem Tisch.

Ach ja, mit Bratkartoffeln hat Hubert seine spätere Frau beim ersten Treffen überzeugt. „Er macht die weltbesten“, schwärmt die Buchhändlerin. Manchmal sind die guten Dinge so einfach. Wie auch das Graupenrisotto.

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