Jetzt hat mich doch noch kurz vor Winterende ein grippaler Infekt erwischt – und mir wieder mal sehr eindrücklich gezeigt, wie stark Körper und Seele sich gegenseitig beeinflussen: Denn neben den physischen Auswirkungen, wie einem Wattekopf und einem scheußlichen Husten, benahm sich auch meine Psyche in dieser Zeit ausgesprochen „verschnupft“: Ich fühlte mich ständig niedergeschlagen, übellaunig und mit kleinsten Problemchen schon überfordert – ganz anders als normalerweise.
Sie kennen diesen Effekt sicherlich auch, oder? Ist man körperlich angeschlagen, fühlt man sich auch seelisch schlechter. Und umgekehrt findet das, was unsere Seele bewegt, auch seinen unmittelbaren Ausdruck in unserem Körper: Sind wir glücklich oder stolz, wird unsere Haltung aufrechter; wir tragen den Kopf hoch und wirken auf andere größer. Traurigkeit oder Scham dagegen drücken uns im buchstäblichen Sinne zu Boden: Wir krümmen uns zusammen, lassen die Schultern und den Kopf hängen, werden kleiner. Körper und Psyche bilden eine Einheit. „Wenn sich eines von beiden verändert, muss das andere reagieren“, sagt Prof. Gerald Hüther, Hirnforscher an der Universität Göttingen.
Spannend sind psychologische Untersuchungen, die belegen, dass man diese Leib-Seele-Verbindung in Sachen Glück tatsächlich sehr gut nutzen kann! Denn Gefühle werden mit dem Körper nicht nur ausgedrückt, sie lassen sich über Körperimpulse sogar direkt erzeugen und beeinflussen. Man nennt das „Embodiment“ – also Verkörperung.
In einem Experiment wurden Versuchspersonen dazu angehalten, acht Minuten lang eine bestimmte Körperhaltung einzunehmen. Die eine Hälfte der Teilnehmer saß gekrümmt, die andere aufrecht da. Anschließend legte man den Menschen einen angeblichen Test zum räumlichen Denken vor, der fieserweise aus lauter unlösbaren Puzzleaufgaben bestand. In dieser Situation warf die Gruppe, die vorher gekrümmt sitzen musste, sehr viel früher das Handtuch als die andere. Denn ihre Körpersignale hatten diese Personen vorab unbewusst in eine depressivere, mutlosere und pessimistischere Verfassung versetzt. Viele weitere Experimente bestätigten später diesen Effekt.
Das Schöne an diesen Erkenntnissen: Während wir unsere Emotionen nur bedingt bewusst steuern können, unterliegen unsere Skelettmuskulatur und unsere Mimik normalerweise ganz unserer willkürlichen Kontrolle. Lächeln wir beispielsweise – selbst ohne einen konkreten Anlass –, dann senden die dabei aktiv werdenden Nervenfasern automatisch die Botschaft an unser Gehirn: „Hey, es geht uns gerade gut, die Welt ist schön!“
Das bedeutet: Wir können unsere Stimmung gezielt mithilfe unseres Körpers beeinflussen. Wenn Sie sich also demnächst verzagt, ängstlich oder niedergeschlagen fühlen, dann achten Sie doch bitte einmal bewusst auf Ihren Körper: Sitzen oder stehen Sie gekrümmt? Ist Ihr Blick nach unten gerichtet? Ziehen Sie die Schultern nach vorne? Schauen Sie finster und verkniffen drein? Dann verändern Sie Ihre Haltung und Mimik jetzt doch mal versuchsweise in eine, die Sie von sich selbst aus Situationen kennen, in denen Sie sich zufrieden, stolz, glücklich und selbstbewusst gefühlt haben. Nehmen Sie die Schultern zurück, richten Sie sich gerade auf, atmen Sie tief ein, heben Sie den Kopf leicht an und lenken Sie den Blick ein wenig nach oben. Und lächeln Sie!
Spüren Sie schon die Veränderung in Ihrer Stimmung? Aber: Bitte nicht zu ungeduldig sein, der Effekt braucht ein paar Minuten!
Die renommierte Diplom-Psychologin und Buchautorin schreibt, warum es so wichtig ist, im wahrsten Sinne des Wortes Haltung zu bewahren.