Surf & Turf: Von allem das Beste

von Redaktion

Die Pinzette ist sein wichtigstes Handwerkszeug: „Die brauche ich zum Drapieren der Teller“, sagt Guido Schmelich aus Holzkirchen. Der 46-Jährige arbeitet als Food-Stylist. Wichtig für ihn: „Alles muss man hinterher auch essen können.“ So wie den Surfteller, der im Normalfall ganz schnell geht und super schmeckt.

VON STEPHANIE EBNER

Vielleicht war es Käpt’n Blaubär? Oder doch Janosch, mit dem er gut befreundet ist und für dessen Film „Oh wie schön ist Panama“ er 2006 das Drehbuch schrieb? Beide sind zwar nicht wirklich für ihre Affinität fürs Essen bekannt, doch sie waren der Grundstein für Guido Schmelichs Karriere als Food-Fotograf, sagt er heute. „Beim Trickfilm habe ich gelernt, kleine Geschichten auszutüfteln und in Szene zu setzen“, sagt Guido Schmelich.

Er steht in seinem 200 Quadratmeter großen Fotostudio in Holzkirchen. Holzplatten und ausrangierte Fensterrahmen sind an die Wand gelehnt, auf Tischen und in den Regalen türmen sich die Requisiten. Dazwischen ein großer Tisch, auf dem Guido Schmelich seine Teller baut. Blatt für Blatt, Nudel für Nudel, nichts wird hier dem Zufall überlassen. „Es kann schon mal eine Stunde dauern, bis ich mit dem Anrichten eines Tellers fertig bin“, sagt der Fotograf, der dann am liebsten Handschuhe trägt und mit der Pinzette arbeitet, dem wichtigsten Utensil beim Styling. Er trickst nicht mit Haarspray, wie viele seiner Kollegen – er bepinselt das Essen lediglich mit Wässer oder Öl, „damit es fürs Foto frischer aussieht“.

Der gebürtige Westfale wollte nach der Schule nicht studieren („Obwohl ich ein guter Schüler war, und mein Vater ein Jura- oder BWL-Studium gut gefunden hätte.“). Stattdessen landete er bei der „Sendung mit der Maus“. „Bei den kleinen Trickfilmen habe ich viel gelernt“, sagt er rückblickend. Er fing an, erst kleine Sketche, dann Drehbücher fürs ZDF zu schreiben. Mit 23 war Guido Schmelich gefragter Drehbuchautor und auf der Suche nach etwas Neuem.

„Irgendwann begann die Food-Geschichte“, wie er rückblickend sagt. „Anfangs konnte ich nicht viel mehr als Rührei mit Oliven und Tomaten.“ Er habe nie richtig kochen gelernt, berichtet er, auch wenn seine Mutter erzählt, dass er als kleiner Bub schon Gerichte kreiert hat. „Ich ging demnach in den Garten, pflückte Salatblätter, legte sie ungewaschen auf einen Teller und habe erwartet, dass sie gegessen werden.“

Eine Tatsache, die ihn heute amüsiert. Er kocht leidenschaftlich gern, hat sich viel von Profi- und sogar Sterneköchen abgeschaut. Sein Blick wandert zum Regal, in dem ein Dutzend Kochbücher, die von ihm sind, steht. Gerade arbeitet er an einem Surf-and-Turf-Kochbuch, das im Sommer erscheint. Guido Schmelich hat dabei recherchiert, dass Surf and Turf keine neumodische Kreation ist. Auf allen Kontinenten findet man dazu Gerichte. „Schauen Sie beispielsweise in Asien. Da gibt es zahlreiche Rindersuppen, in denen Fleischstücke und Krabben miteinander serviert werden.“ In Europa beispielsweise sei in Spanien die Paella ein Surf-und-Turf-Klassiker.

An einem Kochbuch zu arbeiten, heißt, im Akkord zu kochen. Da werden mehrere Gerichte an einem Tag zubereitet. „Nach solchen Kochorgien ist immer Diät angesagt. Auch um mich zu erden.“ Denn bei „der Surf-and-Turf-Challenge“ arbeitet Schmelich zurzeit mit dem Besten, was das Land und das Meer zu bieten hat.

Zugute kommt dem Food-Fotografen, dass er nicht nur fertige Gerichte fotografiert, sondern auch viele Themen rund ums Thema Essen mit der Kamera in Szene setzt. Ich arbeite viel mit der Gastronomie, der Lebensmittelindustrie und Hotellerie zusammen.“ Irgendwann musste er sich zwischen Text und Foto entscheiden – beides ging nicht mehr. Die Leidenschaft mit der Kamera – und der Pinzette – zu arbeiten, hat gesiegt. Das Ergebnis kann sich nicht nur sehen lassen. Es schmeckt auch. Nach Sommer und Urlaub. Nachkochen unbedingt empfohlen.

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